Hallo Montag. Früher mochte ich dich nie, nun kann ich dich gut leiden, denn gerade bist du einer der Tage der Woche, an denen es mir so gut geht wie selten.
Die Nacht verlief unruhig (wie eigentlich derzeit immer), irgendwann liegt ein kleineres Kind neben mir und seufzt was von “Halsweh” und der Mann steht auf und kocht Tee und kümmert sich und weckt mich an diesem Morgen mit tiefen Augenringen.
Während ich noch etwas im Bett liege (neben dem kleineren Kind) macht er die Kinder für die Schule fertig und kocht sich Kaffee (das höre ich). Irgendwann sagt er seine Arbeit heute ab und ruft in der Schule der Jüngsten an, denn sie wird wohl heute so nicht hingehen können, alles mal wieder auf “kinderbetreuung” bei ihm eingestellt, er ist leicht genervt und müde.
Für mich steht Montags die Blutabnahme an. Eigentlich fahre ich dahin mit dem Rad – mit dem Elektrolastenrad – Auto fahren traue ich mich derzeit nicht, aber das Rad hat immer noch einen Platten und so überlege ich heute Morgen wie ich zur Praxis komme. Der Mann bringt mich mit dem Auto (und dem Halswehkind auf dem Rücksitz) zur Blutabnahme, auf dem Weg kaufe ich eine kleine Schale Erdbeeren (die letzten der Saison) und wir halten noch kurz für frische Brötchen an, denn ich freue mich heute sogar mal aufs Frühstück.
Nach dem Frühstück versuche ich mich an einer neuen Aufgabe für meine Finger. Seit der neuen Chemotherapie verliere ich mehr und mehr das Gefühl in den Fingerspitzen und ich versuche mich in Dingen, die meine Finger trainieren. Ich pule also heute Obst. Mirabellen und Pflaumen. Es dauert, aber es hilft, hoffe ich.
Zum Mittag kommt meine Freundin vorbei und bringt Auflauf mit. Wir gehen eine Runde spazieren und reden, das ist total schön und angenehm. Der Mann kümmert sich um die Jüngste, ich lege mich nach dem Mittag etwas hin.
Am Nachmittag kochen wir gemeinsam dann die Früchte ein. Da pult man so viele Stunden und kocht usw. und am Ende kommen zwei Gläser Marmelade dabei raus, das ist schon etwas unangenehm. Es folgt etwas Gartenarbeit am Nachmittag und dann gehe ich noch eine Runde mit einer Freundin spazieren und zum Abend hin brät mir der Mann noch eine vegane Currywurst – heute Abend kann ich die sogar mal schmecken.
Jetzt sitze ich auf dem Sofa und trinke brav meinen Tee. Die Kinder sind in ihren Betten und ich lege die Füße hoch. Morgen ist Dienstag, das ist mein neuer blöder Tag der Woche, denn da ist Chemotherapie.
Gute Nacht.
Alu
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