Hallo Dienstag. November eben! Alles erscheint trübtassig am frühen Morgen. Als kluge Frau (und Mutter) habe ich gestern Abend schon Brotdosen vorbereitet und kann so etwas länger liegen bleiben. Während der Mann die Kinder antreibt, anzieht und Frühstück vorbereitet schlurfe ich ins Badezimmer und stelle fest: Dieser Morgen wird durch mein Spiegelbild leider auch nicht schöner!
Egal, machen wir das Beste daraus. Ich suche meine Kompressionsstrumpfhose (die neu ist und derzeit viel getragen wird) und beginne mich mit Gartenhandschuhen (kein Scherz, das macht man wirklich so) in die Hosen hineinzupacken. Eigentlich kann man sich das ein bisschen so vorstellen, als würden die Minions probieren sich durch sehr viele enge Rohre zu schieben. Man macht seltsame Geräusche (Iaaaaa) irgendwo explodiert etwas und man bleibt in Teilen stecken. Nach dem Hosenkampf dann aber doch geschafft und ab zum Frühstück.
Zum Glück gibt es koffeinfreien Kaffee für mich und schönen warmen Hafermilchschaum. Der Mann und ich übernehmen die gemeinsame Morgenaktion (Brotdosen suchen, Mappen kontrollieren, Trinkflaschen neu befüllen, Elternhefte bestücken) und schon klingelt auch schon der Bus vom Mittleren. Dem werden noch schnell seine Schwimmsachen hintergeworfen und dann geht es an die nächste Hürde. Die Jüngste soll ihre Winterstiefel vom letzten Jahr anziehen…nun ja! Eltern wissen was das heißt: Das hat nicht mehr geklappt und ich suche wieder verzweifelt einen Goldesel- IAHHH – Während drei Personen ins Auto steigen, kommt die Katze nach Hause und meckert mich an.
Ich winke allen Reisenden hinterher und versorge die Katze.
Danach trinke ich meinen Kaffee leer und schaue meine E-Mails nach. Einige Papiere drucke ich gleich mal aus und fülle sie aus. Im November stehen immer wieder richtig viele tolle Anträge an. dazu gehören: Der Antrag auf Zuzahlungsbefreiung bei der Krankenkasse, ein Diagnostik Antrag für den Mittleren, ein Rest vom Reha-Antrag von mir, ein Antrag auf Haushaltshilfe uvm. Um 9 Uhr bin ich müde vom Kopieren, Ausfüllen und Abschicken und lege mich nochmal hin!
Die letzten Tage hatte mich ein Infekt echt fest im Griff und während ich normalerweise morgens eher zum Sport gehe, wanke ich eher ins Bett und ruhe mich nochmal aus. Mein Wecker geht um 10 Uhr, denn ich möchte vor meinem Termin noch frühstücken. Ich esse ein Brötchen mit Käse und Marmelade (komisch, dass das nicht alle Menschen mögen) und wische dann den Tisch ab, räume das Geschirr in die Maschine usw. ab. Ich koche Tee und bereite meinen Termin um 11 Uhr vor.
Pünktlich zu 11 Uhr klingelt der MDK.
Der Medizinische Dienst der Krankenkasse überprüft immer wieder meine vorhandene Pflegestufe, so auch heute. Auf das Gespräch hatte mich der Pflegedienst mit Notizen vorbereitet. Wir haben aufgeführt welche Sorgen und Probleme ich im Alltag habe und im Gespräch geht man dann all das durch. Nach 50 Minuten steht fest, mein Pflegegrad bleibt und so sehr mich das auch deprimiert, es ist richtig so. Ich kann weiterhin, nach der Chemo usw., zum Beispiel keine Flaschen öffnen, mich allein in eine Wanne setzen uvm. Einige Einschränkungen davon werden wahrscheinlich für immer bleiben, das kam heute im Gespräch nochmal raus.
Nach dem Termin nehme ich meine Medikamente und gehe eine Runde spazieren. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf Luft braucht und meine Seele auch. Ich kaufe auf dem Weg noch einen Kürbis (fürs Abendbrot) und lege mich dann nochmal hin. Mein Wecker geht um 13.30 Uhr und ich mache mich dann fertig, denn ich möchte heute nach Mitte fahren. Nicht, weil ich Berlin-Mitte so toll finde, sondern weil ich mich dort zum Kaffee verabredet habe.
Als ich dann um 14 Uhr in der Tram sitze bin ich froh und glücklich darüber, dass ich das schon mal geschafft habe. Am Hackeschen Markt tobt die Welt. So viele Touristen aus den USA (dem Klang nach) hoffentlich haben die alle schon gewählt! Ich schaue mir das erste Mal den H&M Store dort an und treffe dann meine Freundin im Sammys Donuts Geschäft. Früher war dort ein uralter Berliner Bäcker, jetzt gibt es Donuts und Krapfen. Egal, die Leute sind nett und es ist warm dort. Für die Kinder kaufe ich Donuts (allerdings erst für morgen). Wir reden über zwei Stunden und danach gehen wir nochmal in den Store zurück. Ich kaufe vier Tassen (leider fallen mir häufiger welche aus der Hand) und nehme die Straßenbahn zurück.
Der Rückweg ist hitzig, eng und ich bin froh als ich wieder zu Hause bin. Dort hat der Mann bereits Kürbis, Kartoffel, Rosenkohl und Süßkartoffel aufs Blech gepackt. Wir machen noch zusammen eine Marinade und schon ganze 50 Minuten später gibt es Abendbrot. Gemeinsam mit den Kindern schauen wir Infos zu den US- Wahlen und mir wäre lieber es würde wieder Olympia laufen, das wäre irgendwie schöner. Vor dem Fernseher essen ist immer irgendwie cool und die Kinder mögen es auch.
Nach dem Abendbrot bringt der Mann die Kinder in die Betten und ich ziehe meine Superhose wieder aus. Ich bin froh, dass ich diesen Text im Bett schreiben darf. Neben mir steht eine Tasse Tee und ich hoffe einfach, dass ich diese Nacht mal besser darf.
Gute Nacht,
Alu
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