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Wochenbuch: Das Buch Ruth

Das weiß sogar ein Heide: In der Bibel geibt es viele Bücher. Das, welches mich immer am meisten verzaubert hat, ist das Buch Ruth. Ein ganzes Buch des alten Testaments nur über eine Frau? Wo Frauen ja sonst nur als Evas oder Marias vorkommen? Gut. Ich empfehle: Das Buch Ruth. Es ist eine wunderbare Geschichte, die das Herz und den Kopf aufmacht, eine Verbindung schlägt zu Menschen, die auch vor über zweitausend Jahren einfach: ihr Glück suchten.
Worum geht’s? Eine Familie aus Bethlehem wandert in schlechten Zeiten ins Land der Moabiter aus. Die Söhne heiraten Mobaiterinnen – “Heiden” und eine davon Ruth – sterben aber kinderlos. Übrig bleibt Ruth und ihre Schwiegermutter aus Bethlehem. Ruth geht mit ihrer Schwiegermutter zurück nach Judäa, obwohl sie dort als Frau mit Migrationshintergrund (und der falschen Religion) nichts zu lachen hat. Sie verdingt sich als Ährenleserin, wird von den Feldarbeiterin sexuell bedrängt, rettet sich in die Heirat zu Boas, dem sie – hier wird es interessant – auf Augenhöhe begegnet, und der um sie kämpfen muss – denn nach den damaligen Gepflogenheiten müsste sie eigentlich ein männlicher Verwandter ihres Exgatten heiraten.
Um die Geschichte wird von allen Seiten viel Aufhebens gemacht. Jene, die fest im Glauben stehen, sehen Ruth vor allem als erleuchtete Heidin, die wider alle Widerstände der Wahrheit des christlichen Glaubens folgen. Das ist natürlich Schwachsinn. Andere Interpretationen sehen das Ganze unter Gendergesichtspunkten. Sie betonen die Autonomie Ruths in einer gnadenlos patriarchalischen Gesellschaft, einige gehen so weit, das Vorgehen Ruths als Beispiel für Fortpflanzungsstrategien homosexueller Frauen in androzentrischen Gesellschaften anzuführen. Das finde ich ebenfalls ein bisschen dämlich.
Was ich auch finde: Das Buch Ruth ist eine ganz wunderbare, über alle Zeiten romantische Novelle über einen Menschen, der (Verzeihung: die)  mit den Schicksalsläuften einen Weg findet, glücklich, frei, selbstbestimmt zu werden. Die Geschichte wurde vermutlich im sechsten Jahrhundert vor Chistus aufgeschrieben, spielt vielleicht noch früher: Das sind die übergreifenden Motive, die gleich bleiben und uns prägen, und zu denen wir gerade deshalb Vorbilder und Antworten finden über alle Zeiten hinweg. Ist das nicht schön, wo doch sonst alles so schnell wieder vorbei ist?
Konsti

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