Böller dir am Arsch…
Morgen geht es also wieder los. Die Nachbarn werden wieder ihre gesamte Kohle für Knaller irgendwelcher Größen und Marken raushauen und versuchen die gesamte „Klamm“ der Straße zum Beben zu bringen.
Pubertierende Gören werden sich mit geklauten Ausweisen Riesenraketen kaufen um dann arglos in Bierflaschen aus dem Späti ihr Taschengeld in die Luft pusten. Bereits ab dem 28. heißt es für mich eigentlich nur noch: Geh wirklich nur mit den Kindern raus wenn es etwas zu erledigen gibt. Überall werden einem Knallfrösche und Böller zwischen die Beine geworfen, ob man mit Kindern unterwegs ist, zählt einfach nicht.
Während wir am Anfang unseres Elterndaseins, mit den Großen, auch noch ein Set Raketen gekauft haben, habe ich inzwischen nur noch Sorge wenn wir durch die Straßen laufen. Das ständige Knallen und der viele Müll ärgern mich einfach maßlos. Überall hängt tagelang der graue Dunst über den Stadt und alles liegt voller Zeug von dem man nur hoffen kann, dass es keine Fehlzündungen gibt. Im letzten Jahr hat der Balkon der Nachbarn gegenüber gebrannt weil eine Rakete auf dem Balkon gestrandet ist. Lichterloh sah man alles brennen, die Nachbarn waren mit den Kindern zum Glück nicht daheim. Die Feuerwehr kam und dank der Sirenen war dann auch das letzte Kind wach. Ein Kind aus dem Bekanntenkreis hat sich beim Zünden vor einiger Zeit so sehr die Finger verbrannt, dass die Eltern ins Krankenhaus mussten und sicherlich haben wir alle schon mal davon gehört was für Höchstleistungen Feuerwehr, Polizei und Ärzte in dieser Nacht leisten?
Während ich also daheim sitze, Fenster und Türen geschlossen halte und darüber nachdenke welches dümmliche Whats App Nachricht ich meinen Verwandten nach 0 Uhr zuschicken kann heißt es draußen: Weltuntergang für Yuppies.
Ich meine „Böller am Arsch“ echt ma, aber wie wäre es denn mit einem gemeinsamen Platz für Raketen und Lichter? Wie wäre es denn mit einer besseren Regelung für Sicherheitsvorkehrungen? Wie wäre es mit einem Zentralen Feuerwerk?
„Böller dir am Arsch“ liebe Stadt Berlin auf deiner Fanmeile am Brandenburger Tor. Vielleicht gehe ich ja mit Plakaten zur DKMS Aktion #letztegutetat18 (spenden statt böllern) demonstrieren und weise daraufhin wie viel besser man Geld eigentlich anlegen könnte. Vielleicht rolle ich Plakate von den Balkonen mit “Brot statt Böller”.
All das könnte ich aber erst machen wenn ich wieder die ganze Wohnung für Silvester gedämmt habe, und versucht habe den Kindern wieder und wieder zu erzählen, dass man keine Angst vor den Knall- und Weltuntergangsgeräuschen zu haben braucht. Wie man das Kindern mit einem Kriegstraumata näher bringt, erschließt sich mir allerdings nicht und lässt mich stumm und sprachlos zurück.
„Böller dir doch selbst am Arsch“ lieber dummer Nachbar der seine gesamte Kohle in die Luft ballert. „Böller dir doch selbst den Arsch weg”, dann haben wir mit den Kindern im nächsten Jahr wenigstens Ruhe!
Alu
7 Comments
JanaS
28. Dezember 2018 at 16:02Liebe Aku,
ich kann dir nur zustimmen. Besonders die Idee mit dem eigenen Platz für Feuerwerk finde ich besonders gut! Mir schaudert’s schon vor der Silvesternacht mit hellhöriger Baby…😱
JanaS
28. Dezember 2018 at 16:02Natürlich Alu! Doofe Autokorrektur…!
Alex
28. Dezember 2018 at 18:16Huhu,
Ja ich kann deine Worte nur bestätigen. Während der Große erfolgreich alle Silvesterfeiern (bisher 7) verschlafen hat, hangelt sich die kleine seit fast 5Jahren verängstigt von Stunde zu Stunde bis es ab 2/3Uhr endlich ruhiger wird und sie in unseren Armen das Land der Träume erreicht.
Aber solange jede beliebige Feier ein Feuerwerk beantragen kann, bleibt das zentrale Feuerwerk wohl ein Traum und wie jedes Jahr nehmennwir uns vor im nächsten Jahr irgendwo im Nichts mit Freunden einfach Urlaub zu machen.
Nun heißt es also Augen zu und durch… LG
Jule
28. Dezember 2018 at 20:19Bei uns ist das nicht so krass. Wohnen ja eher ländlich. Kann dem böllern auch nix abgewinnen. Aber wer es mag, der soll es machen. Klar gibt es sinnvolle Alternativen. Keine Frage. Schön wäre der Müll läge nicht dort und es würde Rücksicht genommen. Dann heißt es leben und ind Leben lassen. Aber so verstehe ich den Unmut.
Aurelia
1. Januar 2019 at 23:47Ich stimmte dir voll und ganz zu. Zu diesen ganzen Punkten kommt erschwerend hinzu, das leider auch Hunde, Katzen, Haus- und Wildtiere leiden und höllische Angst haben.
Flo
3. Januar 2019 at 17:38Ich sehe keinen Grund, mit den Kindern kurz vor Silvester nicht mehr rauszugehen, auch wenn es bei mir im Block (in Frankfurt/ Main) mehr als genug von der Sorte Jungs gibt, die schon Tage vor Silvester mit Polenböllern rumwerfen.
Früher, als ich noch keine Kinder hatte, habe ich schon mal vereinzelt erlebt, dass diese Jungs mir ihre Böller vor die Füße geworfen haben, um auszuchecken ob ich so ein Opfer bin, das dann zusammenzuckt. Ich habe damals nicht gezuckt und ich will auch nicht, dass meine Kinder irgendwann mal zu Menschen werden die zusammenzucken, bloß weil es in ihrer Nähe knallt.
Aber mit Kindern habe ich sowas auch noch nie erlebt.
Sobald man ein kleines Kind an der Hand hat, sind diese Jungs so zuvorkommend und freundlich wie man es sich nur wünschen kann. Zumindest ist das meine Erfahrung.
Abgesehen davon würde ich es mir nicht gefallen lassen, wenn irgendwer gezielt mit Böllern nach meinen Kindern wirft. In so einer Situation wäre ich mehr als bereit, auch physisch bis zum Äußersten zu kämpfen, egal ob ich dabei vielleicht den Kürzeren ziehe oder selbst eine Anzeige bekomme. Aber wie gesagt: Ist bisher noch nie passiert und ich denke, dass das auch so schnell nicht passieren wird. Es ist, glaube ich, auch eine Frage des Auftretens, ob Leute sich sowas bei einem trauen oder nicht.
Wenn hingegen einmal jemand aus Versehen einen Böller etwas zu nahe an meine Kinder wirft, dann ist das halt so. Da mache ich dann auch keinen Stress. Gehört eben zum urbanen Leben rund um Silvester dazu und ist auch keine so schlechte Erfahrung für die Kinder. Die Kinder schauen halt wie ihre Eltern reagieren und wenn die Eltern cool bleiben, sind die Kids es meist auch.
Warum geht Ihr nicht mehr mit Euren Kindern böllern? Es hilft nichts ihnen wieder und wieder zu erzählen, dass sie vor den Knallgeräuschen keine Angst zu haben brauchen, wenn sie gleichzeitig sehen, dass sich ihre Eltern schon vor Silvester kaum noch raustrauen. Die Angst verlieren sie, wenn Ihr ihnen vorlebt, dass Ihr keine Angst habt.
Meine Tochter ist jetzt mit vier schon Feuer und Flamme für das Feuerwerk und eine Freundin von mir war mit ihrem zweijährigen Sohn auf unserer Silvesterfeier und hat den auch zum Böllern mitgenommen.
Der Kleine hat sich gefreut wie ein Schneekönig und immer „Mama Bumm!“ gerufen, wenn seine Mutter einen Böller angezündet hat.
Für die Kleinen ist es doch die größte Sache überhaupt, dass sie mit den Erwachsenen aufbleiben und raus dürfen. Selbst Babys reagieren meist ziemlich relaxed auf die Ballerei- es sei denn sie spüren, dass ihre Bezugspersonen sich unwohl fühlen und Angst haben.
Natürlich darf meine Tochter mit ihren vier Jahren noch nichts selbst zünden, aber ich finde es nicht verkehrt, sie schon einmal an diesen schönen und herrlich unvernünftig-anarchischen Brauch heranzuführen, bis sie dann alt genug ist, um selbst zu ballern.
Und darum geht es doch: Um das wilde und gefährliche Selberzünden; gerade auch um diesen Hauch von echter Gefahr, der immer mitschwingt.
Was will ich da mit einem zentralen Feuerwerk als konsumierbares Massenevent? Das ist doch für die Füße!
Das Abenteuer (auch für die Kinder) geht dabei doch völlig verloren. Ein passiv konsumiertes Event („ohhhhh die schööönen Lichter…“ *gähn*) kann kein Ersatz sein.
Ich war Anfang der Neunziger als Pubertierender noch selbst alleine am Tag nach Silvester draußen, habe Blindgänger gesammelt und gezündet. Meine Eltern haben mir „viel Spaß draußen“ gewünscht, obwohl sie mit Sicherheit wussten, was ich da mache.
Ich will ja jetzt nicht sagen, dass ich das auch so handhaben werde, aber wenigstens ein Bisschen von der damaligen Unerschrockenheit meiner Eltern wünschte ich mir für unsere neurotische und verklemmte Gesellschaft zurück.
Georg Maus
9. Januar 2019 at 18:54Wer kleine Kinder hat, lernt Silvester zu hassen – nein, das muß nicht sein ! Ein probater, unkonventioneller, kindgerechter Ersatz für Sylvesterknaller (wurde nie von Tageszeitungen oder Sendern veröffentlicht):
Anleitung: – nehmen Sie papierne Einkaufstüten
– blasen Sie diese auf
– und knallen Sie diese (wie wir es schon al Kinder taten)
Vorteil: – extrem kostengünstig
– keine zünd- und explosionsfähigen Artikel
– selbst von kleinen Kindern unbeauftsichtigt zu bewerkstelligen
– außer dem recykelbaren Papierabfall keinerlei Umweltverschmutzung (Abgase und Schadstoffe, wo wir doch sonst so
über Luftverschmutzung diskutieren !!!)
– das Lärmerlebnis bleibt lokal, belästigt weder Wohnumgebung oder die Tierwelt, und vertreibt dennoch die bösen Geister
– es erzeugt – zumindest bei alten Menschen – keine Kriegserinnerungen
– wer will kann sogar mit dem eingesparten Geld, wem auch immer, helfen
Und wer es ganz billig haben will, nimmt zwei Kochtopfdeckel und schlägt sie an einander, das kann sogar melodisch klingen !
Vielleicht haben Sie mal Lust, diesen Vorschlag zu verbreiten.