Der Schreiber Willi hatte es vom Huber Friedrich gehört, dass die Huflaitner Grete etwas schlechtes über die Roth Walli beim Bäcker Grindl gesagt habe.Was, das wusste gar niemand so genau, doch der Walli trauten sie schon lange alles zu. Hatte sie doch damals beim Isarhochwasser die Männer vom THW kostenfrei für Wochen aufgenommen und auch später noch Kontakt zu einigen gehalten. Vermutlich war sie zeugungsunfähig, sonst müsste es schon längst ein, oder sogar mehr Kinder geben. Die Walli war stets hilfsbereit und freundlich, kannte viele und bot gerne ihre Freundschaft an. Jetzt machte es alles Sinn. Es war dem Willi und dem Friedrich und der Grete und den vielen anderen schon lange unheimlich. Wo war denn Wallis Nutzen bei all dem? Sie wurde nicht reicher, sie wollte nicht in den Gemeinderat und auch in der Kirche saß sie weiterhin auf ihrem Platz, den sie bereits von der Mutter übernommen hat, in der vorletzten Bank der St. Bartholomäus-Kirche.
Außerdem war sie manches Mal zu direkt oder zu fröhlich, oder zu schnell, oder zu langsam, sorgte sich ab und zu und bot Hilfe an, wo doch sonst niemand hinsah. Das ging eine Weile so. Jeder hatte plötzlich irgendetwas auszusetzen, auf einmal wurde es still wenn Walli oder ihre Familie kamen. Ihre Schwester wurde angegangen, scheinbar ohne Grund. Ihr Mann wurde beäugt, seltsamer Typ. Die ersten Briefe kamen an, immer ohne Namen. Walli hatte kaum noch Lust das Haus zu verlassen, aus ihrer ansteckenden Freude wurde eine unsichtbare Last. Niemand fragte sie direkt, jeder machte sich seinen Reim, nur welchen? Willi, Friedrich und Grete waren doch immer angesehen im Dorf und hier und dort eine Andeutung, das ist doch kein Angriff. Das ist doch nur Geschwätz so wie überall, oder? Wie es wirklich war, wen interessiert es – Hauptsache: es gibt immer eine/n Schuldigen und das bin bitte nicht ich. Gestern ist Walli aus dem Dorf ausgezogen mit ihrer Familie, bald tut sie wohl woanders lustige Sachen, doch nichts wird mehr so leichtfüßig sein wie vorher. Das Dorf heißt Digital – und wir wohnen dort alle – und immer wieder denke ich, ein mal mehr nachdenken vor dem Kommentieren, ein mal mehr nachdenken, das wäre es doch – so einfach.
Konsti
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