Wir sind durchaus in einem Trott. Vieles davon ist für uns als Familie angenehm. Wir kommen selten raus. Ich zur Arbeit, Alu und ich zum Einkaufen und K1 mal mit dem Rad zum Briefkasten. K2 und K3 fahren manchmal im Fahrrad mit. Mehr geschieht seit Wochen nicht.
Nun geht es ja lockerer zu in Berlin. Etwas mehr ist möglich. Es ist der 8. Mai 2020.
Beim Mittagessen verkünden wir, dass wir am Nachmittag einen Ausflug machen. Wohin und warum sind die ersten Fragen. Es soll in die Schönholzer Heide gehen. Dort befindet sich auf dem Gebiet eines ehemaligen NS-Zwangsarbeitslagers seit 1949 das Sowjetische Ehrenmal. Es ist zugleich Begräbnisort für mehr als 13.000 der Gefallenen Rotarmisten bei der Schlacht um Berlin.
“Langweilig”, sagen die Kinder, die wollen daheim bleiben im Garten. Wir beiden machen ihnen klar, dass es uns wichtig ist. Schließlich kommen wir los. Mit dem Auto ist es nicht weit. Es ist bestes Wetter und wir strömen mit etlichen Anderen in die Parkanlage der Schönholzer Heide. Die Kinder sind beeindruckt.
Auch wenn K2 erneut betont er habe keine Lust. Schließlich erzählt Alu K1 von ihren Großeltern und ich K2 von meinen. K3 ist froh Bewegung zu haben. Doch auch sie hört ab und an zu. Vor dem Mahnmal sind Kranzhalter aufgebaut. Es sind Blumengebinde von ehemaligen Teilrepubliken der Sowjetunion. Nicht alle zählen heute zu den lupenreinen Demokraten. Dazu kommen Kränze der linken Parteien und Antifaschistischer Gruppen wie der VVN-BdA. Als wir unseren Rundgang fast beendet haben ist die Antifa-Jugend vor Ort und gedenkt.
Mich persönlich ärgert es, dass so viele Verbände und Gruppen fehlen bei den Kränzen und Ehrungen.
Gleichwie ich zur Sowjetunion stehe, zum Umgang der Geschichte dort oder zu Stalin. Insgesamt hat allein dieses Land mehr als 11.000.000 Militärangehörige im Krieg gelassen. Welch ein Horror und wie weit weg scheint unser komfortables friedliches Leben heute (trotz Corona, das wir zu Hause aussitzen). Wir sprechen am Ausgang über Krieg und Gefahren. Wir sprechen über Syrien und Storch Heinar.
Ich bin froh und stolz und denke, die Kinder haben begonnen etwas zu verstehen: NIE WIEDER!
#KeinBierfürNazis #Nazisrausaberwohin
Konsti
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