Wer kennt sie nicht? Die Hörspiele und Bücher von Hanni und Nanni oder die Serie Young Royals auf Netflix? Das Schulleben im Internat gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Attrakitivität und immer mehr Kinder und Jugendliche äußern irgendwann mal den Wunsch mal ein Internat zu besuchen/ zu erkunden. Aber, ist das wirklich alles so einfach und welche Dinge gibt es bei einem möglichen Internatsbesuch (ähnlich wie bei einem Auslandsaufenthalt) zu beachten? Immerhin bieten diese Schulformen die Möglichkeit eine Zeit lang fernab von zu Hause zu verbringen – und das oft mit Gleichaltrigen aus aller Welt. Es kann also alles sein, eine wertvolle Erfahrung, sowohl für den Bildungsweg als auch für die Persönlichkeitsentwicklung oder eine komplett andere Welt, die Jugendliche und Eltern auf vielen Ebenen überfordern kann.
Interview mit Julia Wilmes
Zu diesem Thema haben wir mit Julia Wilmes, der Geschäftsleitung von Akademis, eine der führenden Internatsberatungen im deutschsprachigen Raum, gesprochen. Ich konnte ihr einige Fragen zu Internatsaufenthalten im In- und Ausland stellen.
1. Wer bist Du und was machst Du genau?
Hi! Ich bin Julia Wilmes, Geschäftsleitung von Akademis, Mutter, Familienmensch und schon seit vielen Jahren hellauf begeistert von England. Ich helfe Familien, das passende Internat für ihr Kind zu finden. Dabei ist es mir ein großes Anliegen, genau die richtige Schule zu finden, damit Schüler ihr intellektuelles und persönliches Potenzial voll ausschöpfen können. Wenn ich Kinderaugen zum Strahlen bringe, weiß ich, dass ich gute Arbeit geleistet habe.
2. Wo auf der Welt vermittelst Du Internatsaufenthalte?
Bei Akademis vermitteln wir Schulbesuche in Europa, d. h. in Deutschland, England und Schottland. Außerdem organisieren wir Aufenthalte in Internaten in den USA und Kanada.
3. Was zeichnet ein gutes Internat aus Deiner Sicht aus?
Ein gutes Internat punktet mit einem umfangreichen Fächerangebot, kleinen Klassengrößen, top ausgebildeten Lehrpersonen und einem vielfältigen Freizeitprogramm. Unsere Partnerinternate in Europa und Nordamerika brillieren genau mit diesen Merkmalen.
4. Ab welchem Alter würdest du Internatsschulen empfehlen?
Grundsätzlich akzeptieren Internatsschulen Schüler in verschiedenen Altersgruppen – auch bereits im Grundschulalter. Doch das “richtige” Alter für einen Internatsbesuch gibt es nicht. Ausschlaggebend ist hier immer die persönliche Reife des Kindes. Ist es z. B. bereit, eine Zeit lang weg von zu Hause zu leben und ist es fähig, sich problemlos an eine neue Umgebung anzupassen? Jedes Kind ist anders – genau deshalb müssen Eltern immer eine individuelle Entscheidung für oder gegen einen Internatsbesuch treffen.
5. Warum kann ein Internatsaufenthalt eine gute Wahl sein?
Es gibt viele Gründe, die für einen Internatsaufenthalt sprechen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es Eltern in erster Linie darum geht, eine Schule für ihr Kind zu finden, die es optimal in seinen persönlichen Stärken und Schwächen unterstützt. Das bedeutet also: Kinder sollen bestmöglich gefördert werden. Genau das kann ein Internat in jeder Hinsicht bieten. Hier werden Schüler individuell gefördert – nicht nur während des Unterrichts, sondern auch in ihrer Freizeit. Denn außerhalb des Klassenzimmers können Schüler ihren persönlichen Interessen nachgehen – dank eines umfangreichen sportlichen, musikalischen und künstlerischen Angebots.
6. Welche sind aus Deiner Sicht die größten Vorteile eines Internatsbesuchs?
Puh, die Auswahl fällt mir hier sehr schwer! Denn Internatsbesuche bieten zahlreiche Vorteile. Erstens ist die Top-Ausbildung zu nennen – dank kleiner Klassen und exzellent ausgebildeten Lehrpersonen. Zweitens profitieren die Schüler am Internat von einem starken Gemeinschaftsgefühl. Schließlich verbringen sie nicht nur den Unterricht mit Gleichaltrigen, sondern auch ihre Freizeit. Ja, sie teilen sogar ein gemeinsames Zimmer mit ihren Mitschülern. So können sie nicht nur wertvolle Freundschaften knüpfen, sondern erwerben auch wichtige soziale Kompetenzen im Umgang miteinander.
7. Welche Entwicklungen haben Internatsschulen in den letzten Jahren genommen?
In den letzten Jahren haben sich Internatsschulen ganz klar in Richtung Inklusion und Diversität entwickelt. So gibt es zunehmend Bemühungen, Schüler aus unterschiedlichen kulturellen, geografischen und sozioökonomischen Hintergründen aufzunehmen. Angesicht der zunehmenden Globalisierung ist vielen Schulleitern der internationale Austausch ein großes Anliegen. Deshalb wird auch an vielen Internaten weltweit besonderes Augenmerk auf die Aufnahme von Schülern aus anderen Ländern gelegt.
8. Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für Internatsaufenthalte?
Das ist nicht nur eine berechtigte, sondern auch eine hochinteressante, wenn nicht sogar entscheidende, Frage für Eltern. Schließlich sind Internatsaufenthalte mit hohen jährlichen Kosten verbunden. Die gute Nachricht ist: Es können immer wieder Stipendien für Schüler organisiert werden, sodass sich die jährliche Studiengebühr im besten Fall um bis zu 30 % reduzieren lässt. In Ausnahmefällen sind sogar noch höhere Stipendiensätze möglich.
9. Wie lange dauert die Vorlaufzeit, wenn man sich für ein Internat interessiert?
Die Vorlaufzeit bei Interesse an einem bestimmten Internat kann erheblich variieren – je nach z. B. spezifischen Anforderungen der Schule (Bewerbungsfristen und Aufnahmeverfahren) oder Beliebtheitsgrad des Internats. Je beliebter ein Internat ist, desto mehr Bewerbungen gibt es und somit dauert es meist länger, bis Familien eine Rückmeldung erhalten.
Grundsätzlich empfehle ich, mit der Planung des Internatsbesuchs so früh wie möglich zu beginnen. So können Eltern sicherstellen, dass der Schulbesuch reibungslos organisiert werden kann.
10. Hast Du abschließend noch einen ultimativen Tipp für Eltern?
AUF KEINEN FALL DRUCK AUSÜBEN!!! Nur weil sich Eltern einen Internatsbesuch für ihr Kind wünschen, bedeutet das noch lange nicht, dass ihr Kind das auch möchte. Deshalb sollten Eltern ihren Nachwuchs auf keinen Fall zu einem Internatsaufenthalt zwingen und wirklich nur dann Nägel mit Köpfen machen, wenn ihr Kind ebenfalls damit einverstanden ist.
Mein persönliches Fazit? Internatsaufenthalt: Ja oder Nein?
Julia hat mir einen ersten guten Einblick in Internatsbesuche für Schüler gegeben. Ich konnte auch einige Vorurteile abbauen, die sich in mir (trotz Hanni und Nanni) gebildet hatten. Trotz vieler Vorteile, die ein Internatsaufenthalt bietet, sollten also Eltern wirklich sehr gut abwägen, ob ein solcher Schulbesuch auch tatsächlich der richtige Bildungsweg für das eigene Kind ist. Einige Kinder sind sicherlich genau für solche Erfahrungen gemacht, andere Kinder blieben lieber daheim und suchen die Abnabelung von den Eltern erst später, wie unsere Kinder.
Alu
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