Unterwegs ohne Kinder
Heute komme ich zurück aus fünf Tagen Urlaub, einer meiner Reisen ohne die Kinder. Immer wenn ich mal ohne sie verreise, habe ich davor ein wahnsinnig schlechtes Gewissen.
In meinem Kopf kreisen Gedanken wie: Ich enthalte ihnen Dinge vor, ich zeige ihnen nichts von der Welt, ich bin egoistisch allein zu reisen.
Um so näher eine Reise dann kommt, um so intensiver werden meine Gedanken dazu und ich trete oftmals mit einem Bauchgrummeln meine Reisen an.
Darf ich das überhaupt, dieses allein verreisen?
Die ersten zwei Tage bin ich oftmals sehr zerrissen von Sehnsucht und Ankommen. Eine Mischung aus schlechtem Gewissen und purer Neugier auf Neues macht sich breit. Ab und zu frage ich dann per Chat daheim nach ob alles okay sei und ob es allen gut geht. Manchmal bekomme ein fast schon genervtes “Warum sollte es nicht?” zurück gemeldet und ein “Entspann dich.” hinterher.
Nach spätestens 48 Stunden beginne ich dann jedoch meinen Reisen einfach zu genießen. Ich erfreue mich an meinen Entdeckungen und erwerbe in Spontankäufen kleine Mitbringsel. An die Kinder denke ich sporadisch wenn ich andere Familien sehe oder sobald ich jemandem begegne der mich an eines der Kinder erinnert. Ich lasse den Dingen ihren Lauf und fühle mich frei, frei vom Alltag.
Auch auf dieser Reise war das so, fast Drehbuch artig habe ich meine Schritte bis zur Entspannungsmetamorphose vollzogen. Konsti kennt mich inzwischen gut genug um zu wissen, wie er mich für diese Tage auf Abstand halten muss und das es nicht um mangelndes Vertrauen ihn in, sondern in mich selbst geht.
Hast du wieder Angst vor deiner eigenen Courage?
fragt er mich dann und schickt mir Videos der glücklichen Kinder im Garten zu.
Manchmal habe ich das vielleicht Angst vor meiner Courage und meiner Reiselust.
Ich habe Angst mich manchmal selbst wieder zu entdecken ohne das Label Mutterschaft im Hintergrund. Ich tue mich schwer mit dem Loslassen und dem Dasein im Moment und bin lieber in Strukturen gebunden als zu frei.
Nach 48 Stunden geht es dann doch irgendwie, der Schalter kippt um, ich sitze allein am Strand und schaue aufs Meer. Ich genieße die Zeit ohne Logistik, ohne Termine und ohne Plan. Ich sehe mich selbst an und sehe noch viel mehr als nur eine Mutter oder eine Freundin. Ich sehe mich.
Ja, ich habe oft Angst vor meiner eigenen Freiheitsliebe reflektiere ich. Im Flugzeug auf dem Rückweg da kribbelt es schon sehr in den Füßen vor Aufregung die Kinder zu sehen und an ihren Haaren zu riechen. Gleichzeitig denkt mein Kopf schon darüber nach welches Reiseziel ich als nächstes ohne die Kinder bereisen mag, vielleicht auch um mich selbst wieder besser kennenzulernen.
Alu
9 Comments
Susi
23. Mai 2018 at 17:01Liebe Alu,
so wunderbare Zeilen, du wunderbarer reflektierter Mensch … genau so soll es doch sein! Warum leichtsinnig und unüberlegt was starten?! Als seinem Gefühl, seinem ICH zu folgen. Ich glaube unseren Kinder schadet es nicht… es zeigt Ihnen, wir sind alle Menschen und jeder kann seinem Gefühl folgen und sein Leben leben! Zerre von der Reise und hab viel Spaß bei der nächsten und genieße weiter das JETZT!
Rona
23. Mai 2018 at 21:18Liebe Alu,
exakt diese Gedanken habe ich mir die letzten Tage auch gemacht. Die Kinder haben Ferien, ICH fahre allein weg und lasse sie zu Hause. Sie werden nichts spannendes von den Pfingstferien erzählen können. Bei mir kommt hinzu: Wenn überhaupt mache nur ich Urlaub mit ihnen. Die Väter sind noch nie mit ihren Söhnen in Urlaub gefahren und werden es wohl auch nie tun. Die Oma beaufsichtigt. Dennoch: Ich musste dringend mal raus. Ich bin ja 24/7 die einzige Verantwortliche, die einzige Ansprechpartnerin und Organisatorin. Ich habe so gut wie nie Zeit für mich und meine Interessen. Das zehrt. Daher sauge ich jetzt die Eindrücke auf wie ein Schwamm und genieße die „Verantwortungslosigkeit“. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir uns regelmäßig Zeit für uns allein gönnen, wenn möglich. Auch, um wieder Kraft für den Alltag zu haben.
Liebe Grüße ❤️
Claudia
25. Mai 2018 at 13:03Liebe Rona
Was kann denn für Kinder bitte aufregender/spannender sein, als mal ein paar Tage ohne Mama auskommen zu dürfen? Das ist doch auch eine Chance für die zurückbleibenden.
Die #Freitagslieblinge am 25. Mai 2018 - FARBEN
25. Mai 2018 at 20:57[…] Seltsam. Am Anfang dieser Woche bin ich noch auf Rhodos. Mit einer meiner liebsten Freundinnen verbringe ich dort 5 volle Tage. Voller Farbe und Licht ist dieses Griechenland ich erhole mich. Aber darf man das, dieses allein verreisen? Darüber habe ich die Woche auf dem Blog geschrieben. […]
Ein Wochenende ohne meine Familie? Geht denn das?
13. Juni 2018 at 12:28[…] von Grossekoepfe hat sich vor kurzem auch ein paar Gedanken dazu […]
Tamara
29. November 2018 at 15:50Klar, darf man! Uns fiel es allerdings das erste Mal auch schwer, da unsere Tochter doch damals sehr anhänglich war. Mitterweile bleibt sie ohne Probleme ein paar Tage bei den Großeltern und wir dürfen ins Wellnesshotel nach Südtirol und uns mal wieder so richtig als Paar fühlen. 😉
Schmidt-Mössinger
16. Juli 2019 at 22:27Unmöglich so was! Entweder habe ich Kinder oder eben nicht aber die dekadenten Egomütter die machen das eben so und schieben Ihre kinder ab.
Alu und Konsti
16. Juli 2019 at 23:03Hallo Markus, Väter dürfen das aber dann? Oder wie sehe ich das? Alles Gute für Dich. Alu
Lilith-Lost
4. September 2019 at 21:54Ich bin nicht der Meinung, dass man ohne Kinder verreisen sollte. Einmal war ich ohne Kind auf einem LARP. Ich hatte drei Tage lang Gewissensbisse und konnte das Ganze gar nicht richtig genießen.
Man zeigt seinem Kind die Welt und freut sich mit ihm oder wartet bis die Kinder nicht mehr mit in den Urlaub wollen. Man ist ja nicht für immer an die Kinder gebunden. Dann kann man auch ohne schlechtes Gewissen verreisen undmuss auf nix Rücksicht nehmen oder noch eine Person managen.
Lg
Lil