Haarige Momente eines Mannes
Als ich ein Kind war, durfte ich als Teenager zum ersten Mal allein zum Friseur. Sicher war ich auch schon als Kind beim HO im Dienstleitungszentrum kurz vor dem Plattenbau-Meer. Dort liefen die Schnitthandwerkerinnen im Kittel rum (die kurzen nicht diese mantelhaften). Ab und an sah ich meine Mutter ein Päckchen Westkaffee oder zwei oder drei verteilen raus kam Mutti meist mit einer Art Blumenkohl. Gleichwie, das erste Mal, dass ich selbst entschied wie die Haare werden sollten. Das war gar nicht so leicht. Denn was wünscht man sich als 14 jähriger, 1994, für einen Haarschnitt?
Ich glaube am Ende waren sie immer zu kurz und mein speckiges nicht fertig- erwachsenes Gesicht war unvorteilhaft bekrönt.
Doch es war die Zeit wo man schon einmal ungestraft rote Jeans und Westen trug – also Jugendsünden. Mittlerweile kann ich auch ohne meine Frau zum Friseur. Doch Zeit dafür zu finden ist schwer. Und so kommt es wie es kommen muss, ich gehe erst wenn in der Familie mehr als vier Wochen der „Einsame-Wolf- Alarm“ schrillt. Bisher dachte ich das sei „typisch“ Mann.
Doch als ich beim letzten Mal in meinen Friseursalon ging, einer Einrichtung die nicht zu trendy und dennoch weit weg von den Kittelschürzen ist, war ich verwundert. Drei neue Friseure und als Kunden Männer, die richtig wussten was sie wollten.
Ich sagte „Schön kurz und so dass ich eine Weile Ruhe habe, aber es muss auch eine Frisur erkennbar bleiben – nicht Nazi oder so“.
Allein schon der Trend vor dem Waschen ein Kundengespräch im Spiegel zu führen hat mich ganz schön viel Umgewöhnungskraft gekostet. Vor allem weil ich so ziemlich alles akzeptieren kann was die einem bieten, meist ist es schön. Einmal das hatte ich 60 Minuten Aufenthalt in Neubrandenburg und bin in den Bahnhofsfriseur. Danach sah ich sehr „klar“ aus.
Das war so ziemlich der größte Ausrutscher als Friseurkunde. Immerhin bot es mir eine Anekdote für meine Beratungstalks im Friseursalon. Zurück zu neulich: Da sitze ich nun und höre einem männlichen Kunden zu.
Seine graumelierten Haare sehen so aus als käme er gerade von einem anderen Coiffeur.
Er setzt sich auf den Stuhl, der Haarkünstler der meine Stylistin anschäkert, fragt ihn gelangweilt und der Typ will die Seiten statt der 9mm wieder auf 6 getrimmt haben. Oben sollte alles so bleiben. Am Ende zahlt er den vollen Preis für fünf Minuten und stolziert wie ein Galan davon.
Der Kerl ganz außen wird gefühlt seit fünf Stunden frisiert und ich weiß nicht was an diesen Haaren noch optimiert werden soll.
Was soll ich den Kopf noch von hinten sehen?
Als ich bezahle fragt mich die Friseuse ob ich nicht noch den Kopf von hinten sehen will? Ich frage: „Es sieht doch gut aus oder?“. Nach den 30 Minuten dort schaffe ich den Einkauf in 45 Minuten und bin stolz schnell wieder zurück zu sein. Gerne vertraue auf die Professionalität anderer. Meine Haare sind kein Kunstwerk sie sollten mich nicht entstellen und so lange wie möglich ohne Fön zu trocknen sein, das ist es. Ist etwas falsch daran? Habe ich den Trend verschlafen? Bin ich kein richtiger Mann mehr?
Konsti
4 Comments
Florian
26. Mai 2017 at 00:36Oh, das Friseurproblem kenne ich nur zu gut! Ich habe ewig gebraucht um meinen Friseur zu finden. Keine*r konnte meine Beschreibung so umsetzen wie ich mir das vorgestellt habe.
“Kurz und schick bitte” ist auch nicht leicht 😀
Aber der verrückte Christian wusste was zu tun ist und nun bin ich dort schon mehrere Jahre Stammgast ?
Alu und Konsti
26. Mai 2017 at 20:05Wo finden wir Christian?
Kerstin
28. Mai 2017 at 19:08Schade, dass ausgerechnet meine Heimatstadt so schlecht in Erinnerung geblieben ist 😉 Obwohl Neubrandenburg wahrlich bessere Friseure als den am Bahnhof zu bieten hat.
Mein Mann kommt immer mit mir mit zum Friseur, das machen wir dann samstags (wenn keiner von uns arbeiten muss) und sind bei unserer Friseurin zu hause. Dadurch kann unser Sohn da auch schön spielen und wir wechseln uns mit “Betreuung” ab. Damit hat er regelmäßig einen einfachen Haarschnitt.
Liebe Grüße aus Neubrandenburg
Kerstin
Alu und Konsti
28. Mai 2017 at 21:19Hallo Kerstin,
ja es war 2011 in NB, doch ich habe mich eben auch nur sehr kurz zu meinen Wünschen geäußert.
Ansonsten kann ich nur Gutes über die Vier-Tore-Stadt sagen. Herzlich
Konsti