Und dann haut der Bengel ab…
Wer sich heutzutage vorstellt, dass sein pubertierendes Kind während einer Gruppenreise zurück bleibt, der hat vermutlich die Möglichkeit das Kind anzurufen (wenn es abhebt). Doch auch wenn man es erreicht, in Sorge ist man dennoch.
Heute, am Sonntag nach Weihnachten, feiert man weltweit das Fest der Heiligen Familie. Dabei wird die einzige Bibelstelle verlesen in der es um den jugendlichen, zwölfjährigen, Jesus aus Nazareth geht. Der war mit seinen Eltern auf einer Pilgerreise in Jerusalem und blieb einfach dort. Maria und Josef wähnten ihn bei den anderen Mitreisenden. Erst nach einer Tagesstrecke bemerkten Sie, dass er nicht mit dabei war. Sie suchten ihn. Drei Tage später fanden Sie den Bengel in der Metropole, in einem Lehrhaus, diskutierend mit den Klugen und Weisen.
Eine Geschichte die in weiten Teilen auch uns mit unserer fast 12 jährigen Tochter hätte geschehen können. Wir sind unterwegs, sie bleibt zurück um sich sich eine Auslage anzuschauen oder weil sie mal wieder mit uns sauer ist und zeigen will, dass sie alles auch alleine meistern kann. Dann findet sie einen spannenden Ort und beginnt ein Gespräch mit den Menschen dort. Vermutlich wäre sie für meinen Geschmack manchmal zu “klugscheißerisch”, doch sicherlich könnte sie in der Debatte um ein Thema, das sie mag und kennt, mit Erwachsenen mithalten.
Weiterhin zeigt die neutestamentliche Erzählung, all das, was 2000 Jahre später Eltern auch empfinden. Sie sind in Sorge und sie möchten, dass das Kind jetzt spurt und mitgeht. Und auch das Nichtverstehen, dessen was das Kind erzählt, kenne ich zu gut.
Oft ist die Denkwelt meiner Kinder mir verborgen. Im Lukasevangelium ist Jesus nach diesem Vorfall den Eltern gehorsam. Bis zu seinem großen Auftritt gut 18 Jahre später. Ob dieser Textteil wirklich authentisch ist wage ich zu bezweifeln, zu sehr wirkt es herangeklascht. Vielleicht war es redaktionell nötig. Denn das Folgekapitel Nr. 3 befasst sich bereits mit Johannes dem Täufer und ist somit ein enormer Zeitsprung im Erzählstrang. Hier beginnt bereits das Wirken Jesu, seine letzten Jahre.
Die Geschichte in Lukas 2 ist ein wunderbar nahbarer Text der Bibel. Welchen man an dem Fest der Heiligen Familie in den Kirchen hören konnte. Eine Familiensequenz von denen wir, auch in den nicht zum einen Bibelbuch gewordenen erhaltenen Texten über Jesus (den Apokryphen) wenig erfahren. Auch das sog. Kindheitsevangelium des Thomas, dass sehr wundersam zu lesen ist, bietet wenig solch persönliche und familiäres. Dieser Text ist deutlich auf das Wirken und die Wunder Jesu hin geschrieben.
Uns Eltern kann man nur wünschen, dass wir unsere Kinder immer schön zusammenhalten. Sie nicht oft, oder besser nie abhauen und dennoch irgendwann ihren Weg gehen. Vielleicht lieber nicht so radikal wie Jesus aus Nazareth (das würde elterliche Nerven zumindest schonen).
Konsti
Bibeltext (Einheitsübersetzung):
Der zwölfjährige Jesus im Tempel
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm. Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.
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