Ich denke ich an eine Plakatwerbekampagne, die Alu und ich heute nach einem erfüllten Tag zusammen auf der Straße sahen. Es handelt sich um einen christlichen Fernsehsender. Eine junge Frau verrät dem Betrachter, warum sie betet. Neben einem angeschnittenen Porträt steht: „Ich bete, weil…“. Davon gibt es mehrere Varianten.Diese Plakataktion gibt es wohl schon seit dem Sommer, damit wird ein Film über die sieben Gebete zu Gott auf einer Medienanstalt beworben. Ein Zitat lautet: „Ich bete, weil das Gespräch mit Gott kein Monolog ist.“ (Das was wir gesehen haben war jedoch eine andere Version. Leider habe ich dies gerade vergessen, ob das ein Zeichen ist.) Alu sagte sie, dass die Kampagne sie nicht berühre. Ich empfand es auch als etwas hölzern. Da gibt es bessere Werbungen der Kirchen oder christlicher Institutionen (z.B. Unerhört! Diese Einsamen.)
Als wir da so im Auto kurz vor zu Hause auf grün warten, da sage ich zur Liebsten: „Irgendwie stelle ich mir jetzt auch die Frage, warum ich bete.“ Die Antwort erfragte sie gar nicht, vielleicht auch gut so. Besonders zu Weihnachten kehre ich zu meinen religiösen Wurzeln zurück. Dann summe ich Advents- und Weihnachtslieder. Ich habe Ohrwürmer und befasse mich wieder mit den Biblischen Texten und der kirchlichen Tradition von Weihnachten. Ich denke an den Kirchgang und an die Zeit als ich noch Kind und Jugendlicher war und ich in diesem Weihnachtsfestkreis schwamm wie ein quietschlebendiger Fisch. Ich sog diese Zeit auf, ihre Geschichte und Rituale. Von diesem „Schwamm“ zehre ich bis heute. Währenddessen laufen Weihnachtsfilme und die Frau und ich sind den Tränen näher als sonst.
Besonders in diesem Jahr 2021 sind die Emotionen vermehrt vorhanden. Es war zu viel, was an einem hing und zerrte. Derweil läuft der kleine Lord im Fernsehen und K3 kommt schon wieder herunter. Trotzdem: Ich bin wieder gewillt, dass unser Weihnachten ein besonderes Fest für uns alle wird. Sicher, wir werden streiten uns ärgern und stressige Momente erleben. Doch wir lassen uns bestimmt einfangen. Es ist die Atmosphäre und Zuversicht ein gewisser Zauber dieser Tage. Sicherlich werde ich ein wenig weinen, wenn wir Weihnachtslieder singen. Dann gibt es den Moment, in dem auch alle Kinder einstimmen. Unsere Jüngste wird mit lauter Stimme dabei sein. Darüber hinaus sehe ich K1 vor mir, wie sie ein wenig teenagermäßig desinteressiert irgendwann umkippt und erfasst wird von dem Sog der Weihnacht. Schließlich unser Sohn mit seiner klaren Stimme, der ein paar Momente alles vergisst und ebenso mitsingt. Hinzu kommen die vielen schönen Momente, wenn es Geschenke gibt, wenn wir gemeinsam spielen und alle zusammen zwischen Aufregung und Erschöpfung wanken, so wie oft zu Weihnachten.
An all das muss ich in dem Moment schon denken, wenn ich mich frage, warum ich bete. Ich bete, weil ich irgendwohin meinen Dank richten muss. Dieses tiefe und oft schwer ausdrückliche Gefühl von Dankbarkeit. Ein Eindruck der noch tiefer geht als der sehr wichtige persönliche Dank. Es ist der Moment, dass man im Leben beschenkt wurde. Mit den eigenen Eltern und Geschwistern, doch vor allem gilt mein Dankesgefühl für die Schätze in meinem Leben: Meine Liebste und meine drei Kinder für mein erfülltes Leben, schon jetzt. All dieser Dank braucht noch ein größeres Ziel, etwas das über allem steht was Menschen Gutes verrichten können, mir gegenüber und ihrem Mitmenschen. Ich danke Gott für diese großartigen Dinge (ebenso wie für die schwierigen). Ich sehe mich jetzt mit der Gitarre auf dem Schoß und in der Kirche dort und hier werde ich mich zusammenreißen müssen, vermutlich wird meine Maske feucht, denn in diesem verrückten Jahr wird mir die Zeile in der letzten Strophe im Lied von Joseph Franz Mohr und Franz Xaver Gruber: „Christ der Retter ist da“ nur schwer ohne Emotionen über die Lippen gehen.
Euer Konsti
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