Tausend Tode schreiben
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Manchmal denke ich darüber nach, wie gut es mir geht. Dann fällt mir, zumal als christlich erzogenem Menschen, aber auch unabhängig davon ein, dass all dies endlich ist. Oft spreche ich dies auch aus und bemerke, dass mein Gegenüber ein Unbehagen befällt. Viele möchten das nicht thematisieren. Mittlerweile will ich dann am liebsten wie der vermeintlich wahnsinnige Alte aus Monty Pythons Das Leben des Brian herumhüpfen und statt „Jehova, Jehova“, „Tod, Tod, Tod“ rufen.
Denn anscheinend können wir jeden Mist thematisieren und zum Tischgespräch erheben, doch den Tod und dessen Aufarbeitung verschieben wir. Auf irgendwann – wenn es zu spät ist. Wenn wir hier nichts mehr zu reden haben, weil wir dann tot sind.
Dabei erzähle ich nichts Neues, irgendwann erwischt es uns halt. Und wann, wenn nicht in den guten Momenten, sollten wir darüber reden? Allein schon, um handlungsfähig zu werden, theoretisch und praktisch. Denn Dinge, die wir nicht ändern können, müssen wir erst recht besprechen. Dann lähmen diese uns nicht zu sehr und wir können umso intensiver leben. Ein bisschen fehlt sie uns eben doch, die Ideenwelt von vor 1600. Als Geschichte und Leben noch Heilsgeschichte waren. Als die Menschen alltäglich Tod sahen.
Als ein Shakespearestück mit öffentlichen Hinrichtungen konkurrierte und Auferstehungsglaube für viele einzige Hoffnung war. Denn nichts fürchte ich mehr, als in solch einem wichtigen Moment unvorbereitet zu sein. Außerdem glaube ich, Angst kann durch Bewusstmachen kleiner werden. Vielleicht lässt sich die Angst vor dem Tod auch ganz durch gehörigen Respekt davor ersetzen? Und überhaupt, warum mit dem Unausweichlichen hadern, warum so seine Zeit verschwenden? Der Tod gehört zum Leben.
Als ein Shakespearestück mit öffentlichen Hinrichtungen konkurrierte und Auferstehungsglaube für viele einzige Hoffnung war. Denn nichts fürchte ich mehr, als in solch einem wichtigen Moment unvorbereitet zu sein. Außerdem glaube ich, Angst kann durch Bewusstmachen kleiner werden. Vielleicht lässt sich die Angst vor dem Tod auch ganz durch gehörigen Respekt davor ersetzen? Und überhaupt, warum mit dem Unausweichlichen hadern, warum so seine Zeit verschwenden? Der Tod gehört zum Leben.
Das Lebensende verdient – egal was man glaubt oder nicht – einen respektvollen Platz in unserer Mitte.
K.M.
N. B. Für Christen käme hier noch die Freude am Triumph, dass der Tod überwunden wurde und wird.
Dies ist mein Beitrag für das Projekt #1000Tode als E-Book erhältlich bei Minimore.
1 Comment
Die gute Kinderstube
17. Februar 2015 at 22:29Als ich noch alltäglich mit Sterbenden zu tun hatte, hatte ich am wenigsten Angst vor dem Tod. Seit mir aufgefallen ist, dass die Angst wieder zunimmt, befasse ich mich wieder bewusster damit.
Danke für die Erinnerung daran.