Es ist nun mal so, dass es mit Teenagerkindern nicht einfach ist. Doch es ist mit ihnen auch schön. Gespräche zu führen, sich auszutauschen zuzuhören und somit am Leben eines bald Erwachsenen teilzuhaben, das ist etwas Besonderes. Dabei fühlt man sich mit genommen in die eigene Jugend. Diese Zeit an die man sich selbst noch in etlichen Momenten erinnert. Das Leben der Kinder wird hier besonders zum Schaufenster der eigenen Kindheit und eben noch stärker, das Bild der Pubertät. Der Zeit wo man anfing sich mit Gleichaltrigen zu treffen, sozial stärker und selbstständiger zu engagieren.
Jahre mit wunderbaren Erlebnissen, aber auch mit Frust und Enttäuschungen.
Es ist ein Erinnern an die sorglose Jugend, zu mindestens das was man heute, Jahrzehnte danach, dafür hält. Rückwärts erscheint einem vieles golden.
Darüber hinaus ist die Phase mit 14 oder 15 Jahren auch eine Zeit des Konfliktes und des Missverstehens. Uns Eltern widerfährt Ablehnung und wir erhalten Contra, dort wo wir es nicht erwarten und nicht verstehen. Dabei geht es selten (wie auch im Rest des Lebens) um den Austausch guter Argumente und das Abwiegen des Für und Wider bis beide Parteien sich in einem Kompromiss finden.
Diskussionen mit Teenagern sind selten rational vollkommen von den aktuellen Befindlichkeiten getrieben. Genau das sorgt bei uns Eltern dafür, dass wir schnell auch wieder Teenager werden. Das Sachargument kann einpacken. Viele unserer Schlagabtausche verlaufen so.
Wort um Wort.
Ein Missverstehen, ob gewollt oder nicht!
Dies versaut die Stimmung und hinterlässt Narben. Solche die vielleicht auch lange die Beziehung bestimmen. Oftmals fühlt sich vor allem der junge Mensch verletzt, missverstanden. Dennoch viel weniger als wir hinterfragt das Kind die eigene Blickweise oder die der anderen Seite. Somit entstehen immer wieder ungeklärte, vielleicht sogar unklärbare Dinge. Dies sind teilweise sogar Sorgen aus freiem Himmel, so scheint es. Obwohl wir uns um eine gute Gesprächskultur bemühen, irgendwann erwischt es einen irgendwo immer.
Überdies gibt es Themen, die bei Eltern sofort die Alarmglocke schrillen lassen. Ein solches Thema ist bei uns der öfter gesagte Satz:
„Ich mag meine Geschwister nicht“.
Das trifft. Obwohl wir verstehen können, dass kleinere Geschwister nerven (uns ja auch), dieses Urteil würden wir nicht fällen. Ferner sehen wir Eltern dann gleich auf die gesamte Geschichte der geschwisterlichen Koexistenz und erinnern auch das kleine Mädchen, dass sich so sehr einen Bruder gewünscht und sich auf die kleine (Nachzügler-)Schwester gefreut hat.
Als mir die Große dies neulich wieder mal im Auto erzählte, hinten die beiden Kleineren, war ich geschockt. Ich schwieg und habe ihr dann gesagt, dass mich diese Aussage verstört. Ein wenig später habe ich gemutmaßt, dass sie es nicht so hart meinen kann. Schließlich muss ich auch eingestehen, dass nicht mögen vielleicht gar nicht als „nicht lieb haben“ gemeint ist. Mir gibt diese Aussage jedoch das Gefühl, dass oftmals Freundlichkeit gegenüber den Geschwistern nur geheuchelt war. Schließlich kann ich es nur sehr eingeschränkt ändern.
Mein Gefühl sagt mir, dass es eine gute Geschwisterbeziehung ist.
Ich bemerke, dass die Lebenswelt von K1 sich sehr von der der beiden Geschwister unterscheidet. Sie grenzt es auch sehr von uns Eltern ab. Das meint wohl Pubertät ebenso. Es ist wie ein Gummiband, dass sich langsam ausleiert – immer mehr. Trotzdem würde ich mir wünschen, wenn auch sie ab und zu mehr Verständnis und Interesse für die kleineren Geschwister aufbringen könnte.
Denn immerhin schauen Beide zu ihr auf.
Zwar geht die Zeit vorbei und auch die Einstellung ändert sich mehrfach im Leben. Trotzdem, bestimmte Dinge manifestieren sich. Dabei sehe ich keine Veranlassung, dass sich die Beziehung zwischen unseren Kindern auseinanderleben muss. Schließlich sind die alle sehr unterschiedlich, meiner Meinung nach besteht keine wirkliche Konkurrenz. Das sind gute Voraussetzungen.
Was denkt ihr und was sind eure Erfahrungen: Wenn das große Kind seine Geschwister nicht mag?
Wenn ihr mehr zum Thema Geschwister lesen wollt, dann empfehlen wir den Ratgeber: Geschwister- eine ganz besondere Liebe – von Jan Uwe Rogge und uns.
Konsti
2 Comments
M
28. November 2021 at 17:55Danke für die Gedanken über Pubertät und Geschwisterliebe! Habe den Text schon zweimal gelesen… Pubertät ist nicht einfach (auch wenn es keine größere Problemen gibt). Nicht einfach für das Kind, aber auch wir Eltern müssen einiges weg stecken und verarbeiten.
Flo
29. November 2021 at 09:45Ich glaube das ist tatsächlich nicht besorgniserregend, sondern vielmehr ganz normal. Lebensthema der Pubertät ist es, Distanz zum eigenen Familienkreis zu gewinnen, um dann auf eigenen Beinen stehen zu können. Dass die kleinen Geschwister da zeitweise ebenso wie die Eltern abgelehnt werden, erscheint mir in diesem Kontext wenig überraschend.
Vielleicht ist es auch so, dass die Große oft zu Familienaktivitäten wie gemeinsame Ausflüge mitgenommen wird. Bei diesen gemeinsamen Familienaktivitäten wird dann natürlich auch auf die Bedürfnisse der Geschwister eingegangen, während die Große sich dabei zunehmend langweilt und lieber mit Kumpels abhängen würde.
Ich weiß, wie es bei mir selbst war: In meiner Pubertät habe ich solche Dinge wie Familienausflüge, gemeinsame Fernsehabende, Gesellschaftsspiele oder Bastelnachmittage zunehmend verweigert. Das Lebensthema heißt ja Loslassen und nicht familiäre Gemeinsamkeit. Könnte es möglich sein, dass die Abneigung der Großen sich eigentlich weniger gegen die Geschwister, sondern mehr gegen diese Art von Aktivitäten richtet?