Momentan haben wir eine kuriose Situation. K1 ist ins Gymnasium aufgerückt und muss sich ordentlich anstrengen und das Lernen (neu) lernen. Das bedeutet Frust und volles Programm. Damit verbunden ist auch das komplette Neuerfindung der Sozialstruktur. Nun sind es frische Jugendliche, die alle ihren Stand suchen und sich erst Kennenlernen – weg also von der kuscheligen JÜL Grundschule mit Montessori Schwerpunkt hin zu einer elitären Privatschule. Dies wollte sie und diese Schule hat sie sich erarbeitet. Doch das ganze Neue strengt an und verlangt auch uns viel ab. Wir versuchen zu helfen, wo wir können. Doch auch wir kommen an unsere Grenzen. Zumal die Große genau dort viel machen muss, wo wir zwei auch nie stark waren (Mist!). Bald ist Elternsprechtag und danach können wir es hoffentlich besser einschätzen. Die Sorge das Probejahr nicht zu bestehen ist aber da und daher wird der Wechsel zum Gymnasium auch noch lange Familienthema sein.
Die Schulsuche dauert an!
Dann haben wir unseren K2: ein wundervolles Kind mit I-Status. Nur muss er seine Schule noch finden. Derzeit sind wir zufrieden. Doch auf der Regelschule in weit, weit, weg kann er nicht bleiben. Nach unserem Umzug ist wieder alles offen. Es ist die Schule an der schon K1 so glücklich war. Aber sie ist zu weit weg, wir schaffen es selten pünktlich, und es gilt das wohnortnahe Grundschulprinzip. Sicherlich, gäbe es auch sowieso eine Schule, die einen Jungen mit Status mehr fördern könnte. Doch von einem sehr angespannten Berliner Bezirk sind wir in den anderen Bezrik mit dem größten Zuwachs gezogen.
Hierher fährt schon lange kein Sonderzug mehr, wenn es um die Erfüllung des Schulbedarfs geht.
K2 sucht noch immer, wenigstens haben wir erneut eine Alternative, doch diese letzte passend Erscheinende steht mit einer Testwoche vor uns. Der Druck ist immens. Wenn ich K2 frage auf welche Schule er später mal geht, wenn er so alt wie K1 ist, dann will er auch auf dieses Gymnasium. Da seine Schwester doch auch dort ist. Schön, wenn es in unserem Land nur so einfach wäre. Doch diese Schule wäre mit ihrem Anspruch nichts für ihn. Inklusion ist eben auch nur ein Wort. Ich denke das würde er auch merken und wir werden es akzeptieren müssen.
Ankommen, das wäre es doch!
Bei der Dritten läuft es mittlerweile gut bis sehr gut. Von einer wunderbaren Kita haben wir den Wechsel in eine andere wunderbare Kita geschafft. Auch diese Einrichtung liegt nicht genau in Wohnnähe, doch noch nah genug, dass es in unseren Alltag und die Wege gut integrierbar ist. Das Kind ist angekommen. Dort sind alle Erzieherinnen nett und sehr viele dort ist unglaublich professionell. Alles was mir hier begegnet geschieht liebevoll und das Kind geht darin auf. Die ersten Eltern lernen wir kennen und die Mitwirkungspflicht hält sich in Grenzen. Hier ist alles in Ordnung. Gut so!
Unser Bildungssystem ist so löchrig wie der Käse im Biomarkt!
Mein Fazit zu unserem Bildungssystem fällt also mal wieder gemischt aus. Im Elementarbereich gelingt mittlerweile erstaunliches, wenn man lange sucht und sich einbringen kann. Die Grundschulen sind überfordert aufgrund der steigenden Herausforderung. Schülerprofile und passende Pädagogen zusammen zu bringen ist schwer. Die Oberstufe trennt sich zu oft immer noch in elitär und unterdurchschnittlich. Zu wenige Oberschulen machen eine gute Arbeit und erliegen keinem Leistungsdruck. Das ist doch grotesk.
Eltern aller Bundesländer – vereinigt Euch (oder so ähnlich)
Ich wünsche mir, dass besonders wir Eltern den Begriff Leistung hinsichtlich unserer Kinder neu denken können. Schließlich brauchen wir mehr Ruhe, mehr Entspanntheit und mehr Mittel. Wir brauchen Chancen, Möglichkeiten und besonders noch viel mehr Vertrauen in unsere Kinder. Das was im Elementarbereich noch halbwegs funktioniert (chinesisch-Stunden in der Kita ausgenommen) sollte auch beim Rest des Bildungssystems als Vorbild thematisiert werden. Auch die Kinder vertrauen darauf, dass sie etwas “leisten”, auch wenn wir es nicht messen können. Uns überraschen lassen, Lust am Lernen wecken und diese auch aufrecht erhalten, das wäre doch ein gutes Ziel.
Die Zukunft ist für mich nicht Optimierung von Außen, sondern Stärkung von Innen.
Vielleicht ist eine Gemeinschaftsschule ein Beginn. Die Herausforderungen sind riesig, dafür benötigen wir kreative, selbstständige und unkonventionelle Problemlöser – wir benötigen unsere Kinder!
Konsti
9 Comments
Simone
27. Oktober 2019 at 22:06Hallo ihr, ich drücke euch die Daumen, dass Kind 2 endlich ankommen darf und seinen Weg findet. Ich bin grade irritiert, ich lebe in Bayern und unser Schulsystem ist schon krass, das schwerste in Deutschland, daran haben wir auch immer wieder zu knabbern und ich dachte in Berlin sind Gemeinschaftsschulen üblich und es wäre einfacher als bei uns. Unser Kind2, Autist mit Asperger, geht in die 4. Kl Grundschule, es war eine schwere Zeit in der wir dennoch viel Glūck hatten, in der 4. Wird hier gnadenlos ausgedient, aber er macht seinen Weg. Ich finde diesen Kampf um Inklusion furchtbar, die Būrokratie und Unverståndnis zermürbend und der tågl. Kampf mit den Hausaufgaben ist so anstrengend, aber aufgeben ist nicht! Ich wünsche euch Kraft und Ausdauer und verständnisvolle Menschen, die unterstützen statt Steine ins Getriebe zu schmeißen. Alles, alles Gute euch! Liebe Grüße aus Bayern
Suomitany
28. Oktober 2019 at 08:52Vor allem wird in Bayern schon nach der 4. Klasse getrennt. Der Druck für Eltern und Kinder ist immens. Die Kinder sind 9 oder 10. Brauchen manchmal noch Zeit. Unsere 2. Tochter haben wir auf die Realschule geschickt. Sie musste sehr oft hören, dass sie dann dumm sei.
Ich hab gar nichts gegen diese 3 Schulformen. Aber Gesamtschulen dazu, fände ich ideal. Dann fällt dieses aussieben und abwerten so früh weg.
Euch und vor allem K2 alles Gute weiterhin!
LG Tanja
Landfamilie
28. Oktober 2019 at 09:02Ihr Lieben, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Nach einer Grundschule (BaWü, 4 Jahre) mit völlig unnötigem Druck und Frustration (“von euch schaffen es eh nur zwei ans Gymnasium!”) sind wir überzeugter Gegner von Leistungsdruck (der v.a. über die Hausaufgaben aufgebaut wurde – wer krank war, hat sich nicht wieder in die Schule getraut, weil er die Hausi nicht hatte). Jetzt geht unsere Tochter an eine Gemeinschaftsschule. Keine Hausaufgaben, keine Noten, gelebte Inklusion, jedes Kind lernt anders schnell, manche schaffen so das Abitur. Feedback zum Lerntempo bzw. zum Erreichten gibt es wöchentlich. Ergebnis: Sie hat wieder Lust in die Schule zu gehen und strengt sich dort auch gerne an! Das war für uns eine sehr gute Wahl. Ich hoffe, dass es ebensolche wunderbaren GS in Berlin gibt!
Julia
28. Oktober 2019 at 11:43Liebe Alu, ich verfolge Euch als stille Leserin und finde Euch sehr sympathisch in dem Wust der Elternlos. Ich habe zwei Kinder, der große ist jetzt in der 2. Klasse und sagt jetzt schon, dass er Hausaufgaben hasst – obwohl er sonst bisher zumindest gern in die (Regel-)Schule geht. Das finde ich sehr schade, weil ich befürchte, dass den Kindern so langsam der Spaß am Lernen genommen wird. Und er ist ein absolutes “normal-intelligentes”, aufgewecktes Kind mit vielen Interessen…
Und mir graut es dann schon irgendwie vor der weiterführenden Schule ab Klasse 5 oder 7…..
dann denke ich immer wieder über Freie Schulen nach oder über Montessori (Kita war Montessori)…
Ich drücke die Daumen, dass Ihr die richtige Schule für Kind 2 findet!!
LG, Julia
Alu und Konsti
28. Oktober 2019 at 21:54Liebe Julia,
vielen Dank für deinen Kommentar und die Wünsche.
Ich denke Haß und Schule sollten nicht zusammen kommen.
Es gibt Möglichkeiten, doch das richtige zu finden ist eben nicht leicht.
Dein
Konsti
Alu und Konsti
28. Oktober 2019 at 21:56Hallo Cosima,
vielen Dank für deine Antwort.
Die Gegnerschaft von Leistungsdruck teile ich.
Es gibt manche Kinder, die dem gewachsen sind, doch ob es fördernd ist wage ich zu bezweifeln.
Doch es ist wie bei der Klimapolitik, keiner traut sich den großen Wurf anzugehen. Denn der Erfolg dauerte länger als eine Legislatur.
Herzlich
Konsti
Alu und Konsti
28. Oktober 2019 at 21:58Guten Abend,
Ich glaube, dass auch ein dreigliedriges Schulsystem klappen kann, wenn nicht eine zur Resterampe verdonnert wird.
Zumal meine Erfahrung ist, dass gute Lehrer der Dreh- und Angelpunkt für ein Kind sind. Doch dann muss der Arbeits- und Lernort Hauptschule auch attraktiv sein.
Dein
Konsti
Alu und Konsti
28. Oktober 2019 at 22:00Liebe Simone,
ja genau das ist so schockierend, dass Inklusion oder auch die abgeschwächten Versuch zuvor, wie Integration nicht richtig angegangen werden/ wurden. Alle Menschen gehören in diese Welt und jeder hat das Recht auf für ihn angemessene Bildung und Förderung. Das MUSS gehen! Ansonsten sind wir keine Menschen sondern Leistungsmaschinen. Euch auch NUR GUTES!
Konsti
Silvia
29. Oktober 2019 at 00:18Unser Kind besucht eine Gemeinschaftsschule, die bei ihrer Einschulung gerade erst hier in Berlin gegründet wurde. Der Beginn dort mit gerade einmal 4 Klassen war wirklich familiär. Mittlerweile ist sie in der 11. Klasse und wir sehen es immer noch als großes Glück, sie damals dort eingeschult zu haben. Obwohl die Schule damals erst als Pilotprojekt von der 1-10. Klasse gemeinsam zu lernen, anlief. Aber alle Lehrer und Erzieher waren sehr engagiert und nun gibt es auch eine gymnasiale Oberstufe, die sich Eltern und Lehrer hart erkämpft haben. Ausschlaggebend für diese Schulwahl war, dass unser Kind dort nach eigenem Tempo lernen konnte . Sie konnte zwar schon vor der Schule lesen und schreiben, aber durch eine chronische Erkrankung war schon klar, dass sie öfter fehlen wird. Da war es toll, dass sie dann dort weiterlernen konnte, bevor sie fehlte und es keine Hausaufgaben und Zensuren gab. Ich wünsche euch, vielleicht die selbe Schule zu finden.