Das jüngste Kind kommt aufgeregt aus der Schule. Dort geht sie in die erste Klasse und ist unser Stolz. Zwar tut sie sich noch immer etwas schwer, gleichwohl ist sie jetzt schon eine grandiose Leserin. So entgehen ihr nicht die selbstgemachten Plakate an den Türen. Darauf stehen Informationen zum nächsten Kuchenbasar der sechsten Klasse. Als die Jüngste nach Hause kommt, da erzählt das Kind aufgeregt davon.
Nun ist die Kleinste nicht unser erstes Schulkind, doch die Wichtigkeit des Ereignisses Kuchenbasar wird durch sie in eine neue Sphäre gehoben. Von der großen Tochter kenne ich diese Projekte auch. Die große Tochter, mittlerweile in der 10. Klasse, geht hingegen strategisch vor. Was muss sie tun bzw. mitbringen, um so viel wie möglich Teile zum Verkauf zu haben. Dabei lautet die aktuelle Zauberformel: Waffeln. Also haben Alu und ich in den letzten fünf Monaten dreimal Waffelteige gefertigt. Warum? Die große Tochter fährt auf Abschlussfahrt und dafür benötigt die Klasse Geld. Dass ein Kuchenbasar in einer oder zwei Schulpause wirtschaftlich richtig lohnt, habe ich wiederum zuerst bei der Jüngsten erfahren. Bei unserem Sohn (K2) übrigens ist das ganze Thema vor allem an gemeinsame Festivitäten der Schule gebunden. Dort wird dann neben vielen anderen Angeboten auch für ein faires Entgelt Kuchen angeboten. Oder die Klassen haben gemeinsame Frühstücke. Dafür müssen wir dann zwar etwas zubereiten, doch es wird nichts verkauft.
Endlich Kuchenbasar!
Als ich die Tage darauf unsere Jüngsten einmal bis zur Schultür brachte, hing dort noch das Plakat. Darauf standen Preise, fast wie in einer Konditorei: Blechkuchen ab 1,50€ das Stück, andere Kuchen ab 2€. Es gibt aber auch schon Dinge für 50 Cent teilte das Poster mit. So lernt man Kapitalismus, dachte ich bei mir, inklusive Werbestrategien. Unser drittes Kind ist, übrigens, vor allem eine genießerische Konsumentin. Daher hortet sie in ihrem Portemonnaie Münzen. Zwar kann sie diese noch nicht richtig zählen, doch es sind genug – selbst für diese Preise. Es müssen um die 9€ sein, Oma und Opa sei dank. Zudem kommt eine andere Erfahrung, von der mir die kleine Tochter berichtet hinzu. Beim ersten Schulkuchenbasar, war nicht genug da und die neuen Schüler kamen erst zu spät an den Verkaufstisch, so dass für sie nichts übrigblieb. So etwas will unser Kind als Leckermaul nicht noch einmal durchmachen.
Man muss sich vorbereiten, schließlich will man keine Waffel verpassen!
Seither hat diese Genießerin Strategien entwickelt, um etwas abzubekommen. Dazu gehört u.a. immer etwas Geld dabeihaben, sowie ein Frühwarnsystem mit ihren Schulfreunden. Denn Kuchen und ähnliches kann man ja nie genug haben. Aufgrund der Vorwarnungen und Vorbereitungen waren wir also gut präpariert. Am Tag selbst, dem letzten Donnerstag, lag alles bereit. Nach der Schule fragte ich schließlich, wie es gewesen sei. Da berichtete das Kind, durchaus enttäuscht, der Basar sei verschoben worden. Weshalb wisse sie nicht.
Wenn der Kuchen die Klassenkasse auffüllt
Als dann die große Tochter aus der Schule kam, konnte sie von einem wirtschaftlichen Erfolg berichten. Nun stimmt die Klassenkasse. Derzeit haben wir also beide Seiten der Wertschöpfungskette im Haus. Die Verkäuferin und die Käuferin. Naturgemäß stehe ich hier auf den Seiten beider. Gleichwohl schaue ich mit Vorsicht auf diese Entwicklungen. Man könnte doch auch einfach eine Kuchenbasar veranstalten, um der Schulgemeinschaft etwas Gutes zu tun. So wie ich es vom Sohn kenne. Tja, eines ist klar, bald kommt meine jüngste Tochter wieder nach Hause und wird aufgeregt sagen: Nächste Woche ist Kuchenbasar!
Welche Erfahrungen habt ihr mit Basaren in der Schule, Kita oder anderswo?
Euer Konsti
99 cent Land – wie ich beim Erklären von Kapitalismus an meine Grenzen kam
2 Comments
Jennifer
1. Mai 2023 at 14:24Ich habe ein zwiegespaltenes Verhältnis. Ich verstehe Sinn und Zweck. Dass in den Pausen von Schüler*innen für die Klassenfahrt-Kasse Kuchen verkauft wird, halte ich für eine gute Sache. Als meine drei Kinder in der Grundschule waren und wir für drei Stände Kuchen/ Brezel/ Obst etc. mitbringen sollten, an drei Ständen Schichten übernehmen sollten und dann meine selbst mitgebrachten Sachen selber kaufen sollte, war mein Verständnis gering.
Grundsätzlich sollten Schulen finanziell so gut ausgestattet sein, dass Kuchenbasare nicht notwendig wären.
Flo
2. Mai 2023 at 10:57Unsere Schule hat noch keinen Kuchenbasar veranstaltet. Kuchenbasar gab es bei uns bisher nur in der Kita, wenn Flohmarkt ist. Dort ist es quasi die “Standgebühr” einen Kuchen für die Kita mitzubringen, der dann auf dem Flohmarkt an einem Stand verkauft wird.
Mein Problem allerdings: Ich mag überhaupt keinen Kuchen. Ich gehöre wohl zu den wenigen Exoten, die man mit süßem Gebäck einfach nur jagen kann. Folglich kann ich also auch keine Kuchen backen, obwohl ich mich sonst für einen passablen Koch halte.
Meine Lösung: Ich bringe gerne zwei große Bleche Pizza mit, eine vegetarisch und eine mit Fleisch. Tatsächlich fand das (insbesondere bei anderen Vätern) großen Anklang und die Pizzableche waren meist als erstes ausverkauft.