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Kindergartenkind

Teilen macht Spaß… oder nicht? Über das Teilen auf dem Spielplatz

Die Spielplatzsaison ist fast geschafft

Die Spielplatzsaison ist fast  beendet, der Regen setzt ein und die Kinder freuen sich auf das Pfützen hüpfen im Herbst. Ich bin, ehrlich gesagt, auch echt froh darüber, denn auch wenn ich meine Kinder liebe, so finde ich die unzähligen Stunden auf dem Spielplatz in denen man Sandkuchen bestaunen, oder die Kinder an schaukeln muss, doch ermüdend.Dazu kommt, dass ich neben „Mommy Wars“ dieses Jahr auch die „Spielplatzkriege“ völlig neu kennengelernt haben. Einige Erlebnisse haben  mich an die Grenze meines guten Benehmens gebracht:

Spielplatzkrieg deluxe

Es ist Samstagnachmittag, K2 hat wirklich miese Laune und da sich ein einzelner Sonnenschein durch die Wolkendecke kämpft, steht der Plan fest. Ab auf den Spielplatz. Die Vorbereitungen beginnen, ich packe in meine Tasche: eine Flasche Wasser, eine Snackbox, eine Packung Feuchttücher und Küchenrolle. Wer denkt, dass seien übertriebene Vorbereitungen war noch nie mit meinen Kindern auf dem Spielplatz. K2 darf selbst entscheiden welche entscheidenden Sandförmchen heute den Boden berühren dürfen und so packt er in eine Tasche: 3 Eisförmchen, eine Hello Kitty Backform, 2 Schippen, 2 Siebe sowie die komplette Ausrüstung für große Seifenblasen. K2 liebt Seifenblasen und ich empfinde die Langsamkeit und die Farbigkeit der Seifenblasen ebenso als entspannende Abwechslung.  Wir entscheiden uns für den „Kleinkindspielplatz“. K2 kennt diesen und es gibt eine Kiste in der Spielsachen für alle Kinder frei zur Verfügung stehen, was aus Elternsicht gut funktioniert.
Spielplatz_Kind_will nicht teilen

Man ist nie allein auf dem Spielplatz

Wir sind nicht die Einzigen auf dem Spielplatz und K2 runzelt bereits die Stirn „ Mama, isch will heute nisch teilen.“ Die sozialistisch erzogene Mutter fragt natürlich sofort nach und will wissen: “Ja warum denn nicht mein Sohn? Was ist denn los?” “Isch will die Eisförmchen nisch teilen.“ Mutter und Kind einigen sich auf das Teilen der anderen Sandförmchen, aber für die Eisförmchen gilt heute eine Sonderregel. Gemeinsam trällern wir  ein bekanntes DDR Kinderlied.

Fremde zerstören das Kinderspiel

Wir haben Spaß. Freunde sind mit da, Seifenblasen, Feuchttücher, Papierrollen und Snackbox kamen bereits zum Einsatz. Plötzlich trampelt ein kleiner Kerl schnurstracks auf die Eisförmchen zu. K2, gerade im Schaukelprozess, erspäht die Situation sofort und ruft „ Nicht die Eisförmchen…nein…du nicht..geh weg…“ Ich greife ein, lässig und cool säusele ich: „ He, kannst du die Eisförmchen wieder hinlegen? Wie wäre es mit der Schippe, ok?
Aber nicht die Eisförmchen.“ Fremdes Kind und  dazugehöriger Vater starren mich an, als ob ich gerade gegen alle Regeln des Spielplatzes verstoßen hätte und Vater lässt Kind weiter mit den Eisförmchen spielen.

Das Kind will heute nicht alles teilen

Ich starte einen neuen Versuch „ He! Du Kumpel, K2 will heute die nicht teilen, such dir doch was anderes aus.“ Augenrollen beim fremden Vater. Fremdes Kind hat sich inzwischen das Eisförmchen voll Sand gefüllt und marschiert los. Vater starrt hinterher, kein Wort, kein eingreifen von seiner Seite.  Der kleine Schnellläufer hält genau auf
unsere Seifenlauge zu und bevor ich eingreifen kann, hat das fremde Kind
einfach den Sand hineingekippt. Vater verzieht keine Miene! Er scheint nichts zu sagen zu haben. Kein Wort, kein Eingreifen, nix und schlurft dem Kind hinterher, welches das Eisförmchen in der verdreckten Seifenlauge einfach liegen lässt. Ich bin kurz davor meine Stimme zu erheben, erinnere mich aber doch noch an meine gute Erziehung.
Ganz ehrlich diese: “Wir teilen alles Geschichte” ist für mich echt nicht in Ordnung und es ist auch echt nicht in Ordnung, einfach den Eigentümer zu ignorieren.

Ich hab die Nase voll davon, dass die Kinder anscheinend lernen, das es ok ist einfach fremde Dinge zu nehmen und kaputt zu machen!

Nach diesem Vorfall hatte ich nicht übel Lust einfach den Jutebeutel des fremden Vaters zu durchwühlen, wieder das Lied “Teilen macht Spaß” anzustimmen und sein Smartschnickschnack Handy zu nehmen und mal in „weit weit weg anzurufen“! Danach würde ich das Ding noch mit meinem kläglichen Rest Seifenlauge überschütten!

Fremder Besitz ist unbekannt?

Denn “Heeee….alles cool…wir teilen alles und fremder Besitz ist für uns alle ein Fremdwort und mein Kind braucht keine Grenzen und überhaupt ist das alles okeeeeee…!” Ich soll mich mal nicht so haben, wa? Nicht mit mir, liebe Spielplatz- Eltern! Ich frage vorher und
meine Kinder lernen das auch! Sollten nicht mal mehr die Eltern wissen, was eine einfache Frage bewirken kann, dann verdirbt mir das echt den Spaß am Spielplatz. Was bin ich froh, dass die Saison langsam zu Ende geht, denn ganz ehrlich ich brauch eine „Fremde- Eltern- auf- Spielplätzen- Pause“ und freue mich echt aufs Pfützen springen in diesem Herbst.
Alu
Spielplatzkriege

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3 Comments

  • muell
    11. September 2014 at 09:28

    Ja, ich kann das auch aus der Ferne gut verstehen. Doch wenn die anderen Eltern zu anstrengend sind, was sind wir dann? Irgendwie ein komisches hin und her…
    Dennoch es gibt Sie überall, die A****lö****. Da hilft auch kein Rudi Steiner. Doch mal positiv: Leben mit Kindern ist immer eine spannende Herausforderung, sei es auch durch andere Eltern ;-).

  • muell
    11. September 2014 at 18:56

    Hmmmm … Als Waldorf-Betroffener würde ich mal sagen, R. Steiner hätte dem Vater ordentlich eins über den Ätherleib gebrezelt. Als Beauftragter für Kulturpessimismus und Sonderreferent für den Verfall der guten Sitten teile ich deinen Ärger voll und ganz, liebe Anne. Es gibt allerdings auch Lichtblicke. Neulich erlebte ich eine Horde 11-Jähriger (Übernachtungsparty unserer Großen), die nicht nur ständig "Bitte" und "Danke" sagten, die Hand gaben, nicht schmatzten und uns siezten, sondern sogar freiwillig den Tisch abräumten. Noch ist das Abendland nicht verloren.

  • "Hau ab, du Pissnelke!" Der öffentliche Spielplatz - (m) ein Ort der Verzweiflung - grossekoepfe
    21. Juli 2017 at 00:04

    […] Spielplatzdrama: Teilen macht Spaß Wir sind alle frei geboren – die UN Kinderrechtskonvention Dieser Text ist zuerst bei […]

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