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“Hau ab, du Pissnelke!” Der öffentliche Spielplatz – (m) ein Ort der Verzweiflung

Der öffentliche Spielplatz – (m) ein Ort der Verzweiflung

Sonntag früh, ich packe den Kindern und mir einen Stoffbeutel voller Buddelzeug, einer Flasche Wasser und ein paar Keksen. Wir wollen auf den Spielplatz im Wohngebiet. Wir sind nicht wirklich früh dran an diesem Morgen, aber ein Sitzplätzchen für mich gibt es schon noch und so lasse ich die Kinder spielen, winke ab und zu rüber und lese weiter meinen Roman im Schatten.

 

Verbote auf dem Spielplatz, Kinderrechte, UN Kinderrechte, Papablog
Öffentlicher Kinderspielplatz. Diese Schild stehen überall.

 

Rauchen auf dem Spielplatz, ernsthaft?

Plötzlich riecht es nach Zigarette auf dem Spielplatz, ich drehe den Kopf. Neben mir auf der Bank haben es sich zwei Muttis so richtig schön mit ihren Zigaretten und einem Hund an der Leine gemütlich gemacht. Lautstark fordern sie ihre Kinder zur Vorsicht auf und reißen den Hund an der Leine als dieser anscheinend auch buddeln gehen will.
„Entschuldigung“, starte ich einen ersten Versuch. „Auf Spielplätzen sind weder Hunde, noch das Rauchen erlaubt. Stellen sie sich doch vor den Spielplatz und kommen sie dann wieder rein“, sage ich. Die Gesichtszüge der beiden Frauen entgleisen. „Wat soll ick? Kümmere dich um deinen eigenen Dreck“ fährt mich die Frau an.

 Spielplatzkriege unter Müttern?

Ich klappe mein Buch zusammen. „Wie sollte ich das denn tun? Ich produziere hier ja gerade keinen Dreck die Damen, sie aber schon und ihr Hund vielleicht auch“, kontere ich. „Verpiss dich, du Pissnelke“, sagt die zweite Frau und tritt ihre Zigarette direkt vor der Bank aus. Oh lala, da liegt ja bereits ein kleiner Haufen von Kippen, seit wann sind die beiden Frohgemüter denn hier? „Könnten sie ihre Zigarettenstummel nicht wenigstens wegräumen, immerhin sind hier morgen wieder Kitakrabbelgruppen und Schulklassen auf dem Spielplatz.“

Die Kleinkinder krabbeln dann durch den Dreck auf dem Spielplatz

„Hier guck mal, wie ick dat kann“, schreit die eine Frau mich nun entnervt an und sammelt einen Stummel ein, den sie zum Mülleimer trägt. Die andere Frau (mit Hund an der Leine) lacht lauthals. Ohhm, ich bleibe ruhig. Ich rege mich nicht auf. Ich bin die Ruhe selbst, ich bleibe gelassen! Schlimmer als ein Elternabend kann das ja hier nicht werden, denke ich.
„Danke“, sage ich und wende mich wieder meinem Buch zu. Auf der Nebenbank wird nun gelästert. „Blöde Pute, immer diese Zugezogenen. Scheiß Tussi. Kommt bestimmt aus Schwaben…“ und weitere Wortfetzen fliegen zu mir herüber. Ich halte an mich, merke jedoch wie meine innerliche Wut mir bereits die Ohren rot gefärbt hat. Der Hund an der Leine wird unruhig und Frauchen öffnet nun einfach seine Leine. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn so ein Riesentier an einem vorbei läuft und überall schnuppert. Ich bin froh keine 1,10 m mehr zu sein. Der Hund entscheidet sich nach einem Rundgang für das Bein einer Tischtennisplatte um sein Geschäft zu erledigen.

Tiere sind auf Spielplätzen verboten

Glückwunsch, er hat nun sein Revier markiert. Ich atme ein, ich atme aus. Ich merke wie mir die Wut Worte auf die Zunge legt. Ich markiere mein Revier auch gleich mal, das mache ich dann aber anders und deutlicher als der Hund, denke ich mir. Ich sehe nämlich diese zauberhaften Krabbelgruppenkinder vor mir, die ihre ersten Stehversuche an den Beinen der Tischtennisplatte vornehmen und das macht mich wütend.
Lasst uns doch alle mal auf den Spielplatz kacken und danach ein Bier trinken, oder?
„Hey Kinder“, rufe ich. „Kommt doch mal rüber ihr Kackbratzen und pullert hier mal hinter die Nebenbank. Heute ist nämlich der: Wir – pissen – alle – mal – auf – den – öffentlichen – Spielplatz – Tag und da dürft ihr auch mal ran. Danach ihr beiden Hohlbirnen nehmen wir dann aus dem Beutel unsere Meerschweinkacke und verteilen die so richtig schön auf den Bänken, damit sich auch alle daran erfreuen können und dann nehmen wir noch unsere Eddings aus der Tasche und malen einfach mal die teuren Spielgeräte an und schreiben: “Alles meins ihr Vollpfosten” drauf, oder ihr Rotzgören?“
Meine Kinder schauen verwundert, wer hat ihre Mutter so plötzlich gegen einen berlinernden Alien ausgetauscht ? „Mama, das ist aber alles verboten und dann ruft noch jemand die Polizei“, antwortet das große Kind zögerlich.
„Ach jaaaaa? Upps. Gut zu wissen mein Kind“, rufe ich säuselnd  rüber und wähle dann die 110. Merkwürdig wie schnell die beiden rauchenden Muttis mit ihren Kindern plötzlich verschwunden sind.

Der Zustand öffentlicher Spielplätze ist oftmals erschreckend

Dieser Text ist entstanden, nachdem mich eine Leserin angeschrieben hat, dass sie sich dolle Sorgen über den Zustand der Spielplätze macht. Bereits mehrfach hat sie andere Eltern auf Spielplätzen aufgefordert nicht zu rauchen, keine Kippen wegzuschmeißen und die Hunde draußen zu lassen. Sie hat bereits das Ordnungsamt und die Polizei eingeschaltet. In diversen Spielplatzforen wurde sie beschimpft und das Rauchen und Trinken auf dem Spielplatz als völlig normal angesehen. Neulich wurde sie mit Hundekacke von einer anderen Mutter beworfen und ihr wurde angedroht sie mal so richtig aufzumischen, wenn sie ihre Rotzgöre nicht dabei hätte (das Kind ist 1,5 Jahre alt).

Regeln  für öffentliche Spielplätze:

Daher hier nochmal die Regeln eines öffentlichen Spielplatzes für alle und die Bitte diese tollen Orte der Gemeinschaft zu schützen und zu bewahren, denn der Raum zum Spiel für Kinder wird immer eingeschränkter und der Schutz dessen sollte daher umso mehr unsere Aufmerksamkeit verdienen.
1. Spielplätze sind als solche gekennzeichnet. Ein Schild weist immer aus was genau auf dem Spielplatz verboten ist.
2. Ein Spielplatz ist eine Kinderzone. Hunde sind nicht erlaubt. Ein Verstoß dagegen kostet 35 Euro
3. Rauchen auf einem Spielplatz ist verboten. In einigen Bundesländern ist das Rauchverbot durch das sogenannte Nichtraucherschutzgesetz geregelt (Bayern, Brandenburg, Saarland, Bremen, NRW)
4. Eine Mittagsruhe gibt es auf Spielplätzen nicht. Meistens ist das Aufhalten auf einem Spielplatz bis 20 Uhr, oder sogar 22 Uhr erlaubt. Mieter die sich wegen Kinderlärms auf einem Spielplatz beschweren, müssen das erdulden, denn Kinderlärm ist zulässig.
5. Ein Kinderspielplatz ist nicht regional gebunden. Man darf also auch seine Freunde mitbringen. Generell gilt aber, ein Spielplatz ist vorgesehen bis 14 Jahren. Für Jugendliche gibt es zum Musik hören usw. andere, gekennzeichnete Treffpunkte.
Was denkt ihr über den Zustand öffentlicher Spielplätze und welche Möglichkeiten seht Ihr diese Plätze für Kinder zu bewahren?
Mehr Spielplatzdrama:
Dieser Text ist zuerst bei Family-unplugged erschienen, einem Projekt das ich sehr unterstütze.
Alu

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11 Comments

  • Mama
    3. Juli 2016 at 00:29

    Oh ja! Diese Kriege! Und ja, mich stört der Rauch auch. Die Hunde weniger (wenn sie mir nicht direkt vor die Füße kacken). Vor kurzem habe ich auf dem Spielplatz, wo wir wir meistens sind (und dann sind wir auch meistens alleine da, weil meine KInder nicht in die Kita gehen, aber auch nachmittags selten wer kommt) eine Frau gesehen, die ihren Hund da ausführte. Ich wollte erst nichts sagen (dachte, Mann, es kann doch nicht sein, dass ich mich dann so "deutsch" aufführe und auf die Regeln hinweise, das machen die Deutschen dann immer mir ihrem "hier verboten, da verboten", aber dann nahm ich mich zusammen und sprach die Frau an, ob sie denn nicht wüsste oder nicht sehen würde, dass Hunde hier verboten seien und dass uns dass wirklich sehr nervt, weil meine KInder ständig Kacka ausbudeln, aus dem Spielplatzsand. Sie meinte, dass nicht ihr Hund auf den Spielplatz gekackt hat (das glaube ich ihr ja auch) und dass der Hund jung ist und einen abgeschlossenen Spielplatz braucht, sonst würde er weglaufen. Tja, dann habe ich ihr nur gewunken und bin gegangen.

  • Anonym
    3. Juli 2016 at 03:57

    Ich glaube vielen RaucherInnen ist auch gar nicht bewusst, wie beliebt es bei Krabbelkindern ist, hinter die Bänke zu kriechen oder mal kurz vors Törchen. Spätestens direkt vorm Ausgang liegen nämlich dann die Kippen rum. Und die Mamas müssen dann wegen dieser Unachtsamkeiten so aufpassen, dass nicht doch mal ne Kippe in den Mund wandert.

  • Sari
    3. Juli 2016 at 06:05

    Es ist erschreckend,dass es immer noch si viele Situationen gibt, die selbstverständslich sein sollten und es dennoch nicht sind

  • Nicola Hengst-Gohlke
    3. Juli 2016 at 07:18

    Weil mit der Zustand (Dreck, Müll, defekte Spielgeräte)in der Stadt aufgeregt hat, in die wir vor acht Jahren gezogen sind, habe ich ein Jahr später die Initiative Spielplatzpaten für Mettmann ins Leben gerufen. Spielplatzpaten sind Einzelpersonen, Familien, Unternehmen, Institutionen, Vereine, die sich ehrenamtlich um Spielplätze kümmern. Sie melden Mängel, räumen schon mal Müll weg, organisieren Spielfeste und sind in ihrer jeweiligen Nachbarschaft Ansprechpartner für "ihre" Spielplätze. Durch ihr Engagement bewahren sie Spielplätze. Die größte Herausforderung bei dem Thema liegt darin, dass in kommunalen Haushalten "Spielplätze" zu den s. g. "Freiwilligen Aufgaben/Leistungen" einer Kommune gehören. D.h. in Zeiten knapper bzw. leerer Kassen werden Gelder für Instandhaltung und Sanierung gestrichen. Im besten Falle bleibt die Fläche als solche erhalten und wird erst einmal "still gelegt". Im schlimmsten Falle werden die Flächen veräußert, damit die Kommune Geld bekommt und beispielsweise Hause darauf gebaut werden können. D.h. solange sich die Struktur der Aufgaben in einer Kommune nicht ändert, und Spielplätze zu den Freiwilligen Aufgaben gehören, werden Spielplätze immer zur Disposition stehen, wenn das Geld knapp wird (wie übrigens Stadtbibliotheken, Schwimmbäder etc. auch). Es braucht gute Argumente seitens der Verwaltung und Zivilgesellschaft, diese Flächen zu "verteidigen". Im unteren Drittel dieses Blogbeitrages auf meinem Blog "Spielkampagne" beschreibt Claudia Neumann vom Deutschen Kinderhilfswerk und Spielraumreferentin mit zehn Punkten, was man machen kann, um sich für Spielflächen vor Ort starkzumachen: http://spielkampagne.de/interview-mit-claudia-neumann/

  • ms1487
    3. Juli 2016 at 18:22

    Letztens beim 1. Hilfe Kurs hab ich gelernt das schon eine Kippe für Kinder tödlich sein kann!!!!!! wenn ich überlege wie oft meine Kinder schon eine in der Hand und sogar kurz vorm Mund hatten, unglaublich

  • Anonym
    3. Juli 2016 at 20:15

    Leider lesen solche Assimütter solche Artikel nicht. Das würde soziale Kompetenzen vorraussetzen die sie nun mal nicht haben.

  • Anonym
    14. März 2017 at 20:03

    Aber die Leute lassen sich halt alles gefallen. Du ja auch. Ich hätte denen schon nach dem ersten dummen Spruch die Fresse poliert und gedroht den Hund totzuschlagen.

  • Doris
    14. August 2017 at 23:41

    Wir wohnen mitten in der Innenstadt und direkt hinter unserem Haus ist ein eigentlich ganz schöner Spielplatz. Wenn da nicht die Alkoholiker wären oder die Raucher oder die Leute, die ihre Hunde ohne Leine laufen lassen und die es nicht interessiert, ob der gerade in den Sandkasten kackt oder nicht. Ich habe auch schon Väter gesehen, die ihr Bier auf der Sandkastenumrandung abgestellt haben. Und der Flasche dann den Rücken zugewandt haben, weil der Nachwuchs woanders rumsprang – und das Bier quasi unbeaufsichtigt dort stand!
    Ich habe mir oft den Kopf zerbrochen und mich gefragt, was man machen kann. Also beim Ordnungsamt angerufen. Die seien dafür nicht zuständig und außerdem hätten die ja auch nur zwei Außendienstler. Wir sollten die Polizei rufen. Also bei der Polizei angerufen. Die seien dafür auch nicht zuständig, sondern das Ordnungsamt. WTF?!?!?
    Ganz ehrlich traue ich mich allerdings nicht etwas zu sagen. Denn oftmals reagieren die Leute so aggressiv, dass ich mich und mein Kind der Gefahr nicht aussetzen möchte. Da läuft doch echt was schief…

  • Hallo Spielplatz, hallo Sand - Ich bin zurück. Wo man überall Sand findet
    16. August 2017 at 21:27

    […] Daheim musste ich ganz schön tief kramen um nach passendem Spielzeug, bzw. Opfergaben für dich zu suchen, Namen schreibe ich längst nicht mehr auf die Förmchen, du verschlingst ja doch alles und spuckst es nie wieder aus. […]

  • Sarah
    17. August 2017 at 10:17

    Mensch, da bin ich hier in Holland ja echt froh, dass die öffentlichen Spielplätze Öffnungszeiten haben, betreut werden und Eintritt kosten (1€ fürs Kind, mit Jahreskarte 20€). Die sind immer sauber und gepflegt.
    Bei uns im Ruhrpott sah das damals leider genauso aus. Jugendliche die geraucht und getrunken haben, Katzen die in die Sandkästen gemacht haben. Das ist schon richtig mies. Toll dass wenigstens ein paar Eltern den Mund auf machen

  • Anonym
    9. Oktober 2019 at 04:34

    Ich hatte gestern das Vergnügen, dass eine Frau mit Kippe, ohne Kinder den Spielplatz betrat, ihren Hund ableinte und den überall hin urinieren ließ. Ich dachte, ich reiß der gleich den Kopf vom Hals. Ich sagte, dass Hunde auf Spielplätzen zurecht verboten seien. Juckte sie nicht. Sie ging weiter und argumentierte, dass sehr viele Katzen in der Gegend wären und das andere mit ihren Hunden genauso machen würden. Ich hab dann angekündigt die Polizei zu rufen und schwupps, war die weg. Gosse. Der Hund wollte auch noch an meinen Rucksack pinkeln. Ach ja, kurz vor meiner Drohung mit der Polizei, hob sie eine bierflasche auf, die beim Mülleimer stand und warf sie auf den Spielplatz. Wie kann man nur derart schlecht erzogen sein?

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