Und alle Sorgen sind bei mir
Dieser Text ist eine Hommage an die überelterlichen Leistungen von Alleinerziehenden. Ein Leben, dass ich bisher nur in kleinen Auszügen kenne. Teile die mir vollkommen reichen. Es sind meine Eindrücke, aus partieller Unwissenheit. Sicherlich sehen es andere anders – das ist gut so.Es ist kühl. Ich habe ein kleines Bier in der Hand. Völlig erschöpft sitze ich auf der Terrasse. Dieses Gefühl habe ich manchmal, doch dieses Mal kehre ich kurz darauf zurück ins Wohnzimmer und niemand ist dort. Keine Partnerin mit der ich reden kann. Die ich anschweigen darf oder bei der ich sauer und gefrustet sein kann. Ganze 30 Tage bin ich mit zwei Kinder allein daheim. Ja hier gibt es viel Komfort. Zumeist kann ich im Homeoffice sein. Das kleine Kind darf zeitweise in die Notbetreuung der Kita. Trotz Corona habe ich also Stützen. Hinzu kommt die mir kurzfristig zugestandene Haushaltshilfe und die rüstigen Großeltern, die zur Not bereitstehen.
Aber ich bin allein. Die Verantwortung für die beiden Mädchen und den kommenden Tag in dieser Familie bedrückt mich.
Ich bin gerade getrennterziehend, denn die Liebste ist mit dem Mittleren auf Reha. Und das ist kein gutes Gefühl. Zumal ich gerade nicht das Sicherungsnetz habe, welches mir sonst meine Liebste bietet. Werde ich es schaffen? Ich muss. Ist das die beste Voraussetzung? Wohl eher nicht. Gleich gehe ich ins Bett. Auf ein zweites Bier verzichte ich lieber. Denn ich muss funktionieren, sollte etwas in der Nacht vorfallen. Ich stehe Morgen viel zu früh auf und mache alles fertig.
Denn nach nur sechs Stunden muss das Kind aus der Kita geholt sein. Abends werde ich probieren nach dem Abendprogramm noch etwas zu arbeiten. Vermutlich fallen mir dann wieder die Augen zu. Bleibt nur zu hoffen, dass die Jüngste ein Einsehen hat und nicht immer nach mir ruft. Vielleicht kann auch die Große mal aushelfen, wenn ihre Schwester sie akzeptiert.
In meinem Fall muss ich nur durchhalten. In vielen anderen kommt nach vier Wochen keine Zusatzperson mit gleichen Befugnissen und ähnlichen Bezügen. Etliche Menschen bringen Kinder, Job und ihr Leben stets unter einen Hut. Mitten in Corona muss ich eingestehen. Ich möchte nicht tauschen! Vielen Dank an euch unerschütterliche Alleinerziehende, die ihr wunderbare Kinder großzieht für diese, unsere Welt.
Konsti
2 Comments
kiezkindberlin
29. April 2021 at 23:10Danke! (Für ausführlicher fehlt mir grad die Energie). Antonia, alleinerziehend.
Patricia
3. Mai 2021 at 09:10Vielen Dank für diesen wertschätzenden Beitrag. Ich kann das nur tragen wenn ich immer wieder daran denke, dass mir ja einfach nichts anderes übrig bleibt als zu funktionieren. Allein.