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Elternleben Wochenberliner

Ich denke daran wie zerbrechlich unsere Freiheit ist

Heute ist der dritte Oktober und ich bin über die böse Brücke (Bornholmer Straße) gefahren. Am anderen Ende wohnte meine Oma, damals als ich mir noch an der Schönhauser Alle die Ohren wegen dem U-Bahn Lärm zugehalten habe.

Wir haben inne gehalten genau davor und daran gedacht, dass dies hier alles so nicht möglich wäre, ohne diesen Tag.

Meine Freiheit, die Freiheit unserer Kinder. Es gebe sie nicht wenn nicht Menschen Mitte der 80iger Jahre angefangen hätten für eine gemeinsame, eine buntere und offenere Gesellschaft auf die Straße zu gehen.

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Was mir der 3. Oktober bedeutet

Der 3. Oktober steht für die Wiedervereinigung und sehr oft habe ich in den letzten Tagen die Frage gestellt bekommen: Was bedeutet dir dieser Tag als geborene ostdeutsche Berlinerin?

Mir bedeutet dieser Tag viel, immer noch jedes Mal wenn ich über die Oberbaumbrücke fahre, oder laufe, atme ich ein.

Ich denke daran wie Menschen uns Bananen in den Trabant geworfen haben.

Ich denke daran wie viele Länder ich seit 1990 mit und ohne meine Eltern bereist habe. Nach der Wende fuhren sie mit uns los das “neue” Europa kennen lernen und ich liebe es, dass sie auch jetzt noch immer viel Neues entdecken und dies mit uns teilen.

Ich denke daran, dass diese Ehe so nicht stattgefunden hätte. Mein Mann als ostdeutscher Katholik, ich aus der bürgerlichen DDR. Wir wären uns vielleicht begegnet, aber wären wir auch ein Paar?

Ich denke daran, dass mein Bildungsweg so nicht möglich gewesen wäre und ob ich wohl auch auf dem Bahngelände des RAW wie meine Mutter noch Schrauben für das Allgemeinwohl in meiner Jugend sortiert hätte?

Ich denke daran welche Bücher und Filme wohl niemals gedreht worden wären und welche Kaffeesorten nicht Einzug gehalten hätten in die Kindheitsorte meines Prenzlauer Bergs.

Ich denke daran wie gut es uns geht und wie frei wir sind!

Diese Freiheit will ich auch unseren Kindern schenken. Mit jedem Schritt heute über die Bornholmer Straße bin ich in Gedanken bei meinen Großeltern die in den Westen gegangen sind und bei unserem Stasinachbarn vor dem wir als Kinder gewarnt wurden.

Ich denke daran wie schmal dieser Grat der Freiheit ist und wie sehr er bedroht wird von denen die sich “die neuen Rechten” oder die “aufrechten Deutschen” nennen. Sie essen heimlich ihre Döner und wollen ein System aufbauen was weder frei noch offen ist. Sie haben nicht verstanden, dass dieses kleine Glück der Freiheit ein hohes Gut ist.

Freiheit muss man nämlich auch aushalten können und das ist wohl manchmal die größte Herausforderung für eine Gesellschaft.

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Sehen wir uns auf der Demo am 13.10.2018 in Berlin?

Alu

 

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1 Comment

  • Somebosy.
    4. Oktober 2018 at 17:32

    Aber auch unsere Freiheit ist leider sehr eingeschränkt. Inwiefern können wir denn wirklich frei entscheiden und wirklich die Dinge tun, die wichtig und sinnvoll sind in einer Gesellschaft, die uns zwingt stupider Lohnarbeit nachzugehen, um unseren Lebensunterhalt zu erstreiten?

    Freiheit muss weiter gedacht werden und darf nicht bei individueller Freiheit zu Ende sein. Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben nur die ewig gestrigen zu bekämpfen.

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