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Elternleben

Ukraine und wir (besser: und ich)

Unsere Familie ist in Isolation, vier von fünf sind positiv getestet. Das heißt wir sind vom Alltag abgehängt. Dafür kommt etwas ganz ohne Ablenkung in Alus und meinen Alltag: Der Krieg in der Ukraine. Wenn die Kinder im Bett sind, dann schauen wir Nachrichten und Spezialsendungen im Fernsehen. Tagsüber, da wir öfter als im Arbeitsleben zum Handy greifen können, lesen wir News. Jeder hat dazu noch seine eigenen Netzwerke über die Informationen und teilweise Hintergründiges zu uns schwappen. Hier ist es noch gut und dort? Wir heizen beispielsweise mit Gas. Zum Glück kommt jetzt erst einmal nur noch wenig Winter. Außerdem ist die Anlage neu und der Verbrauch gering. Weiterhin hat Alu das ganze so eingerichtet, dass wir stets etwas Guthaben beim Betreiber anhäufen. Alles wird nun noch teurer, doch in dieser Runde müssen wir nicht aufgeben.

Und wie sagen wir es den Kindern?

Gestern haben wir den Globus gezückt und heraussuchen lassen, wo Russland, die Ukraine und wo wir auf der Welt sind. Dabei fiel beiden jüngeren Kindern auf, dass in Bezug zur Größe des Erdballs, die Entfernungen nicht besonders weit sind.

Heute ist der dritte Tag. Wir tauschen uns aus. Telefonate mit unseren Eltern, wir kommen aus der DDR und haben keine prinzipielle Angst vor Russland. Doch was gerade geschieht verschlägt uns die Sprache. Zu welchem Preis und mit welchen Folgen für uns alle? Wir sollten uns nicht täuschen es kann uns schneller treffen als wir wünschten. Gut möglich, dass es uns sogar direkt trifft. Als die Bilder über den Äther laufen frage ich mich, was habe ich für Erinnerungen an die Ukraine. Als ich Spendenaufrufe der Caritas sehen, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ausgenommen Polen, habe ich die meisten direkten Erlebnisse mit der Ukraine. Zwar war ich selbst nie dort, doch kannte ich viele Menschen, die sich für das Land „vor Russland“ einsetzten. Der direkte Zugang waren die Hilfslieferungen, die in den frühen 1990er Jahren von unserer Kirchengemeinde organisiert wurden. Als Jugendlicher half ich einladen und kannte viele der (Mit-)Fahrer. Ich glaube der Kontakt kam über unsere Partnergemeinde in Westdeutschland. Mit der kam ich als Student wieder in Berührung. Schließlich fuhr ich bei einer trilateralen Jugendbegegnung mit. Teenager aus Brasilien, Ukraine und Deutschland kamen zusammen, dass war vor fast 20 Jahren. Auch damals war es schwierig für unsere Partner. Sie waren alle hoffnungsvoll und zuversichtlich. Mit einem Ukrainer bin ich bis heute auf Facebook befreundet. Jedoch habe ich lange keinen Post von ihm mehr gesehen. Er wollte Kirchenmusiker werden.

Darüber hinaus kam ich als dreißigjähriger Jugendbildungsreferent nach Mecklenburg. Dort arbeitete ein Kollege der Caritas seit 20 Jahren u.a. in der Ukrainehilfe. Regelmäßig fuhr er mit drei oder mehr LKWs gen Osten. Vieles was wir entbehrten ging auf den Weg: Hygieneartikel, Kleidung, Spielsachen u.v.m. Ebenso gab es einen Jugendaustausch mit der Ukraine. Für normal kamen gut 30 Jugendliche so zusammen. Fürderhin gab es eine Reise durch Deutschland und eine Rück Begegnung in das Heimatland unserer Gäste. Die Deutschlandreise organisierte ich, u.a. besuchten wir im Sommer 2010 auch meine alte Partnergemeinde in Westdeutschland. Nichtsdestotrotz hatten wir damals schon einige Probleme. Denn etliche ukrainische Jugendliche erhielten keine Visa. Von unseren 14 Gästen waren nur 6 unter 35 Jahre alt. Der Rest wurde von Erwachsenen aufgefüllt, die schon ein Visum bzw. Reisepass hatten. Also keine wirkliche Jugendbegegnung doch dafür viel Wodka, Herzlichkeit und Kennenlernen. Der Höhepunkt war damals ein Open Air Festival auf dem Gelände unseres Jugendhauses, dass ich auch zu organisieren hatte. Eine Rück Begegnung wurde aufgrund der unsicheren Lage in der Ukraine verschoben, ich bin nicht mehr dorthin gekommen. Das ist lange her und dennoch, es waren wunderbare Begegnungen. Es waren Menschen wie wir. Sie hatten Träume und Wünsche. Viele von Ihnen sahen ihre Chance in der Öffnung gen Westen. Manch einer suchte später wohl auch in Deutschland sein Glück. 

Diese Menschen leiden. Wir können helfen.

Daher bitte ich euch unterstützt die Hilfe für die Ukraine. Denn das Zitat Präsident Selenskyjs, bezogen auf die politischen Führenden Europas, trifft auch uns, die dort lebenden Menschen: „Wenn ihr, die europäischen Führer, heute der Ukraine nicht helft, wird der Krieg morgen an eure Tür klopfen.“ (https://www1.wdr.de/nachrichten/luftalarm-in-ukrainischer-hauptstadt-kiew-100.html, 26.2.22)

Spenden könnt ihr unter anderem hier: https://www.aktion-deutschland-hilft.de

Eine Liebe zwischen der Ukraine und Russland #Gastpost

Die Ukraine und ich

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