Es ist Sonntag 21:08 Uhr. Zusammen mit meinen beiden Töchtern sitze ich in einer schönen Ferienwohnung. Es ist unser dritter Abend. Nicht einmal 10 Minuten Fußweg von uns ist das Meer. Und genauso weit weg ist der Rest unserer Familie nun seit 19 Tagen auf Kur.
Hinter uns liegt ein Besuchswochenende auf Mutter-Kind-Kur. Der Gesundheitsurlaub meiner Frau ist hier ja schon öfters Thema gewesen. Heute geht es darum, wie es ist wenn die Daheimgebliebenen die weit Gereisten besuchen. Es ist zwiespältig, komisch und für mich war es sinnvoll.
Als klar war, dass die Kur auf die größte Insel Deutschlands geht, entschieden wir uns aus dem Bauch heraus, einen Besuch einzuplanen. Dabei nahmen wir in Kauf, dass es besonders bei den Kindern zu Verwirrungen kommen kann. Doch lieber zwei einhalb Tage zusammen, als sich in drei Wochen gar nicht sehen.
Ich suchte ein Haus in der Nähe der Klinik von Glowe.
Auch außerhalb der Saison ist das nicht gerade günstig. Dann wurde mir wegen technischer Probleme ein nicht ganz so gut gelegener Ersatz angeboten. Doch die gut 1,2 km Abstand schaffen wir auch. Nun bleibt es zwar gesundheitlich bis zum Schluss spannend doch schließlich fuhren wir.
Am Vorabend hatte ich bereits vieles gepackt. Der Start am Freitag war entspannt. Wir fuhren sogar ohne Pause und waren früher am Ziel, wo wir bereits die Wohnung beziehen konnten. Schließlich war es ein bisschen so wie bei den “gesucht-gefunden” Shows. An einer Wegbiegung trafen wir fünf nach mehr als zehn Tagen wieder aufeinander. Die Große wollte erst nicht so recht, doch das Wiedersehen war gelungen. Wir gingen an den Strand. Alu hatte noch eine Anwendung in der Mutter-Kind-Kur-Klinik, anscheinend geht das Programm wirklich bis Freitagabend, so dass ich mit den Dreien zur neuen Basis ging. Gemeinsames essen, spielen und viel Fernsehzeit für alle Kinder. Abends musste meine Frau zurück in die Mutter-Kind-Kurklinik (Über die Regeln eines solchen Besuchs hat sie hier geschrieben). So war ich ab 20 Uhr allein mit den Kindern. K3 schlief bei mir und K1 war zwar sauer alleine geblieben zu sein, aber verständig.
Am kommenden Samstag kam Alu früh um 8 Uhr mit frischen Brötchen und dem Lunchpaket für einen Ausflug der Klinik. Wir Großen frühstückten. Mir steckte die Nacht in den Knochen, da es dann doch noch unruhig wurde und K3 und ich schließlich auf der Wohnzimmercouch wieder einschliefen. Nach einem langsamen Start bekamen wir alle dazu ins Auto zu steigen. Das Ziel war Kap Arkona. Nach gut zwei Stunden waren wir durchgepustet zurück. Es gab Tütensuppe für alle. Wir Eltern konnten eine Mittagsruhe machen als K3 endlich schlief.
Wir lagen Arm in Arm nebeneinander.
Nachmittags besuchten wir die Anderen in der Mutter-Kind-Kurklinik. Dort hielten wir uns sehr zurück. Denn etliche Familien hatten sich einen Magen-Darm-Infekt eingehandelt. Mir war gleich präventiv schlecht. Auch wenn es nach Klinik roch, war die einfache Struktur, der Ausblick und das was die beiden berichteten klang überzeugend. Noch einmal gehen wir alle in die Ferienwohnung spielen und machen Abendbrot. Dann bin ich wieder mit den Kids alleine. Dieses Mal ist das Einschlafen kein Problem. Vermutlich hatte die Kleinste ausreichend Frischluft getankt.
1,2 km zwischen uns sind seltsam.
Der Sonntagmorgen beginnt etwas früher, doch das war ok. Frische Brötchen für uns Erwachsene, fluffige Cerealien für die Kids. Es läuft Kinderfernsehen. Wir rüsten uns und machen einen Ausflug an den Strand. Dort war bei den Winterstürmen gut eine Woche zuvor ein Wrackteil freigelegt worden. Die Teile eines Rumpfs. Dieser gehörte zu einem Handelsschiff des 18. Jahrhunderts. Der Weg vom Strandzugang zum 800 m entfernten Denkmal verlief langsam und trotz Kälte entspannt. Leider tritt K2 wiederholt ins Wasser und irgendwann zu tief (alles wie immer). Na ja, wir improvisieren, ich teile meine Socken mit den Kind und der mitgeschleppte Kinderwagen hat einen Sinn. Der Knabe wird von uns über den Strand geschoben, gezogen und getragen. Nun haben die Familienerinnerungen also zwei zusammenhängende Highlights: Wrack und nasse Füße.
Daheim wird warm geduscht und sich entspannt. Über Mittag liegen die Frau und ich Hand in Hand und erfreuen uns daran, dass wir uns haben. Nachmittags besprechen wir das weitere Vorgehen. Ich hätte gerne alle bis zum Abend hier behalten. Alu meint zurecht es wäre gut sich langsam wieder an die Mutter-Kind-Kurklinik zu gewöhnen. So gehen wir zum Steinstrand und bringen dann die beiden Kurer aufs Zimmer. Rechtzeitig zum Abendbrot sind sie wieder in ihrer Welt und wir im Feriendomizil.
Dieser Abend ist für uns Erwachsene der Seltsamste.
Denn nun ist die Trennung besonders spürbar. Gut 1,2 km weit weg ist ein Teil der Familie und man kann nicht zusammen die Nacht verbringen. Der Abend mit den Mädels verläuft gut. Einiges können K1 und ich schon für die Abreise am Folgetag vorbereiten. Meine Nacht ist schlecht. Ich wache ohne äußeren Grund oft auf. Die Gedanken kreisen um uns und die erzeugte Einsamkeit. Am Montagmorgen dürfen die Mädchen noch einmal entspannen. Nach gut zwei Stunden ist alles erledigt. Das Auto ist gepackt. Die Wohnung wurde geputzt. Der Müll ist weggebracht. Nun fahren wir ein letztes Mal zur Klinik und sammeln für Alu schon etwas Gepäck ein, dass sie nicht braucht.
Von der Mama sagen wir Tschüß.
K2 ist schon in der Betreuung, der Abschied verlief am Vorabend problemlos. Er wollte schnell zum Essen. Schnell bekommt die Jüngste noch ein Pflaster vom Verbandsprofi, ihrer Mama. Ein paar Küsse und Tschüß. Dann fahren wir Drei zurück nach Berlin. Nach gut 30 Minuten pennt die Kleine. K1 und ich hören Musik. So lerne ich ihre Playlist kennen. Am Nachmittag kann ich die Kinder an die Großeltern übergeben und ich fahre Nachmittags auf Arbeit. Wir sind wieder da.
Mein Fazit: Es war gut, dass wir uns zwischendurch gesehen haben. Auch wenn die Gefühle vielleicht etwas durcheinander geraten. Es hat uns doch alle eher gestärkt und wir hatten ein schönes Wochenende auf dem größten Eiland Deutschlands am Meer.
Morgen kommen unsere anderen Familienmitglieder endlich wieder, ich freue mich darauf denn dann sind wir endlich wieder komplett.
Konsti
2 Comments
Anna Neumann
5. Februar 2019 at 10:15Solche Ausflüge müssen auch sein!
Vater-Kinder-Kur, Ein Bericht, Teil 1
2. Februar 2024 at 22:13[…] Mutter-Kind-Kur: Ein Wochenende gemeinsam, war das sinnvoll? […]