Heute hat mich eine Frau auf dem Spielplatz gegrüßt und ich wusste nur, dass ich sie kenne. Lediglich das zugehörige Kind und der Spielplatz Kontext machten mir klar, dass es Silke war. Die Mutter von einem wichtigen Freund von K2.
Damals, in 2014, kannte ich alle Eltern aus der Kitagruppe von K1 und K2. Alle aus der Schulklasse von K1 und deren Leben und wo sie her kamen usf. Früher hatte ich Kurse und kannte jeden Teilnehmer nach 24 Stunden. Wenn ich die Leute von damals wiedersehe, erkenne ich sie immer noch, fast immer auch mit allen Fakten. Neulich beim 20 jährigen Abitreffen habe ich bis auf zwei, alle 70 erkannt. Die anderen Beiden hätte ich – mit etwas mehr Ruhe – auch richtig zugeordnet.
Und heute, während Alu auch bei K2 und K3 weiß, wie die Mütter und Väter und Geschwister heißen, bin ich froh wenn ich den Kontext aus dem ich die Personen herkennen müsste zuordnen kann. Also: Kita K3, Schule K1+ K2 usw.
Die Kinder erkenne ich zwar schneller. Doch trotzdem frage ich mich, woran liegt das.
Früher dachte ich immer, was sind das für desinteressierte (meist) Väter, die einen nicht erkennen? Banausen, die wie durch einen durchblickend nicht grüßen und vorbei gehen. Dabei ahne ich mittlerweile, dass es keine reine Schnöseligkeit sein muss, sondern echte Unsicherheit, wohin man die Person zu sortieren hat. Wohin sie mich zu packen haben!
Ich bin 39 Jahre alt und diese Momente berühren mich unangenehm.Ich bin einfach nicht mehr trittsicher, in dieser sozialen Außenwelt. Ich nicke nett und lächle freundlich und hoffe, dass mir niemand auf die Schliche kommt. Wenn mich andere beim Namen ansprechen würden, wäre es noch unangenehmer. Bisher hat die “Lächeln-und-Winken-Taktik” gefruchtet. Doch ich ertappe mich dabei, dass ich mir bei jedem Elternabend eine (erneute) Vorstellungsrunde wünschen würde.
Oft erzähle ich Alu im Anschluss davon und dass ich kaum jemanden wiedererkannte. kannte. Dann fragt sie mich und ich kann die anderen Eltern nur unzureichend beschreiben. Es sind eben andere Eltern, was soll ich sagen? Gleichzeitig tut mir diese Zwangsbelanglosigkeit, die ich damit erzeuge, leid. Vielleicht sollte ich doch mein Gesichter- und Namengedächtnis besser trainieren.
Nur wie? Kennt ihr das? Habt ihr Trost? Oder Ideen für mich? Oder muss ich einfach mit diesen Nebenwirkungen des Mental Loads leben?
Konsti
6 Comments
Landfamilie
15. Mai 2019 at 08:51😂😂😂 Kommt mir bekannt vor!!! Mir fällt ein Stein vom Herzen dass ich nicht die einzige bin.
Da kommt eine Frau aus dem Supermarkt, die mir echt bekannt vorkommt. Sie sagt: “Sorry, ich habe es in letzter Zeit einfach nicht geschafft. Können wir nicht dannunddann was ausmachen?” – Ich, ohne eine Idee zu haben, wer es ist: “Sorry ich kann in nächster Zeit auch so schlecht, lass es uns einfach nochmal verschieben, ok?” Puh, sie geht weiter. (Nach längerem Nachdenken kam ich darauf, dass sie etwas Gebasteltes abholen wollte, von ihrer Tochter, die zum Kindergeburtstag bei uns war. Das Gebastelte liegt jetzt schon gut über anderthalb Jahre bei uns rum.)
Früher war ich richtig gut im Namenmerken. Aber vielleicht ist das ja ein Skill, der ab 35 einfach nicht mehr so wichtig ist? Evolutionsbiologisch oder so? Wenn ich mir immer noch alle so gut merken könnte, würde ich die vielleicht auch alle im Telefon abspeichern. Und treffen. Und wann soll ich das alles schaffen?
Euch Große Köpfe würde ich allerdings immer und überall wiedererkennen!!!
Chaosmanati
15. Mai 2019 at 08:58Mir geht es da sehr ähnlich. Ich war letztens auf dem Schulkonzert von K2 und wurde von verschiedenen Eltern angesprochen, die ich beim besten Willen nicht zuordnen konnte, während sie ganz genau wußten, wer ich bin: die Mama, die morgens nicht mit an der Bushaltestelle steht, weil sie dann schon arbeitet (und das nichtmal vorwurfsvoll gemeint). Seit ich wieder angefangen habe zu arbeiten, kenne ich nur die engsten Freunde meiner Kinder und deren Eltern, den anderen begegne ich zu selten.
Daniela
15. Mai 2019 at 20:55Ich merke mir nicht alle. Ich merke mir die wichtigen…… also die, bei denen emotional was ‚einhakt‘. Mit denen ich auf einer Ebene kommunizieren kann und wir uns wirklich was zu sagen haben. Und das nicht, weil wir uns schon jahrelang kennen würden, nein. Sondern weil es eben vom Gefühl her gleich gepasst hat. Die merke ich mir! Dann aber richtig!
Alu und Konsti
16. Mai 2019 at 22:52Guten Abend Daniela,
ja das stimmt, das kenne ich auch die die verfangen, bleiben auch mir schnell im Gedächtnis.
Danke für deinen Kommentar.
Herzlich
Konsti
Alu und Konsti
16. Mai 2019 at 22:54Danke für deinen Kommentar – auch das stimmt, wer (momentan) mehr Zeit hat für die alltägliche Begleitung der Kinder, bekommt mehr mit und merkt sich mehr. LG Konsti
Alu und Konsti
16. Mai 2019 at 22:56Liebe Cosima,
ach Danke für das schöne Lob! Diese Story könnte aus meinem Leben stammen 😉
HG
Konsti