21.30 Uhr, ich stehe im Flur und lausche ins obere Stockwerk. Bis eben habe ich noch das Abendbrot verstaut und die Küche etwas aufgeräumt, der Wasserkocher gurgelt im Hintergrund die Melodie eines nahendes Kräutertees.Ich spitze die Ohren ins obere Stockwerk und setze mich auf die Treppenstufen. Aus allen drei Zimmern dringen noch Geräusche nach unten. Bei der großen Tochter läuft leise Musik, sie lernt für irgendeine Arbeit (wie jeden Abend), dabei ist Freitag und eigentlich mal Erholungszeit angesagt. Im Zimmer des Mittleren dudeln diese lustiges Tiere aus Madagascar deren Namen ich immer vergesse, aber die einen King Julian und sehr viel Quatsch im Kopf haben, wahrscheinlich schläft er schon und das Ding läuft noch weiter. Aus dem Zimmer der Kleinsten ertönt ein”hexhex” und dazu noch Bettgeraschel, sie tut sich immer noch am schwersten mit der abendlichen Schlafroutine. Ich stehe auf und bleibe vor der Küchentür im Flur stehen. Der Wasserkocher klickt. Zum Glück ist er eines der Haushaltsgeräte die nicht piepen müssen wenn sie fertig sind, so wie unser Herd, der Backofen oder der Geschirrspüler. Manchmal piepen sogar alle drei auf einmal und ich wünsche mir dann Lärmschutzkopfhörer um im eigenen Haushalt überleben zu können. Gerade piept hier gar nichts und das ist wunderbar. 53 db soll der Kühlschrank wohl haben, sagte der Mann einmal. Mir ist das egal, sein gefühlvolles Brummen begleitet mich durch den Tag.
Ich schleiche zurück ins Wohnzimmer. Hier beginnt sie nun: Meine Zeit. Es ist nicht viel Zeit und ich kann auch nichts Besonderes mit ihr anfangen. Ich will sie nur festhalten, so ganz allein. Früher war 0 Uhr eben 0 Uhr, heute fühlt man sich um 21.30 Uhr als Mutter schon verboten lange auf. Ich gieße mir meinen Kräutertee auf und setze mich in den Blumen Sessel. Vielleicht lese ich noch etwas, vielleicht schreibe ich einen Text. Vielleicht sitze ich auch nur hier weiter im Halbdunkel und halte mich an meiner Teetasse fest.
Es ist so schön still hier
unten
und im Hintergrund brummt der Kühlschrank.
Das ist meine Zeit.
Jetzt
Alu
1 Comment
Sabine
11. Januar 2020 at 21:44Was für ein schöner Text. Danke