Heute Abend standen wir uns gegenüber, der Fuchs und ich, und ich musste an dich denken. Immer im Herbst treffe ich ihn und sehe sein rotbraunes Fell schimmern. Heute Abend habe ich deinen Namen mal wieder im Internet gesucht. Ich musste an dich denken, obwohl ich nicht an dich denken will.Deine wissenschaftlichen Publikationen reihen sich aneinander, ich staune. Deinen neuen Namen kenne ich nicht mehr, selbst der Fuchs ,den ich in der Dämmerung treffe, er weiß ihn nicht. Ich lasse den Fuchs vorüber ziehen, winke ihm und spüre da diesen Stich. Seit 2010 hast du die Worte zwischen uns mitgenommen, geblieben ist ein Loch und eine tiefe Sehnsucht nach meiner engsten Vertrauten.
Einmal im Jahr spüre ich diese Sehnsucht nach dir und diese stille Frisst mich auf – deine hier zurückgelassene Stille.
Ich versuche aus den Internetfetzen heraus zu verstehen, was genau du inzwischen studierst hast und weiß nichts von dir, so wie ich nichts von dem Fuchs weiß, der mich an dich erinnert. Vor Jahren übersandte ich deiner Mutter einmal unsere alten Fotoalben. Zu sehr schmerzten die Erinnerungen an etwas, dass du einfach hast verklingen lassen. Es kam niemals Post zurück und ich wusste sehr genau, dass du dich längst entschieden hattest mich wegzustreichen mich auszuradieren.
Ich weiß nicht genau, warum ich deinen Namen immer noch einmal im Jahr ins Internet eingebe oder an dich denken muss, aber ich denke der Herbst trägt die Schuld daran. So wie du ist der Fuchs in der stillen Dämmerung an mir vorbei gezogen. Ich konnte ihm nichts mehr erzählen von meinem Leben, meinem Studium und dem dritten Kind.
Selbst als ich ihn rief, da blieb er nicht stehen. Ich denke, genau das hast du auch mal mit mir gemacht. Du hast mich einfach so stehen gelassen, ohne Wegweiser oder Bedienungsanleitung für unsere Freundschaft.
Unser letztes, selbst geklebtes, Fotoalbum, das werde ich nun demnächst entsorgen. Ich kann meinen Kindern nicht von glücklichen Jahren und tollen Reisen erzählen, wenn dieser Anblick noch so sehr schmerzt.
Ich muss an dich denken, obwohl ich nicht an dich denken will, immer im Herbst, wenn ich dem rotbraunen Fuchs in der Dämmerung begegne.
Alu
Ich muss an dich denken, weil ich nicht an dich denken will.
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