Irgendetwas passiert immer, wenn man Kinder hat. Ja, natürlich passiert immer irgendwo etwas. Doch das meine ich nicht, ich meine das unvorhergesehene Chaos. Das kommt mit drei Kindern gerne gleich mehrmals am Tag vor. Ganz unterschiedlich ist das Spektrum: vom versteckten Autoschlüssel über verkleckertes Essen, bis hin zu Verletzungen aus heiterem Himmel usw.Neulich hat unsere Jüngste wieder irgendein Chaos veranstaltet am Wohnzimmertisch. Sie hat etwas heruntergerissen. Dabei hatten wir die Kleine bereits beide vorgewarnt. Auch so eine schöne Sache, von der ich noch nicht weiß, ob es besser wäre nicht zu warnen oder ob es schließlich einfach egal ist. Denn es passiert sowieso – immer. Und das ist meistens zum unpassendsten Zeitpunkt. Vielleicht geschieht es auch genau dann, damit die Spannung sich entladen kann.
Gleichwie neulich habe ich dann einfach erst einmal nichts gesagt. Ich war auch nicht böse. Ich habe einen Lappen geholt und es weg gemacht. Für normal würde ich etwas dazu sagen, das Kind darauf hinweisen was es veranstaltet hat oder zumindest fragen: „Habe ich es dir nicht gesagt und Mama auch?“
Die Tochter hat dann das ganze Geschehen aber erstaunt mit „upsi“ kommentiert und sich entschuldigt. In Ordnung habe ich gedacht und „OK“ habe ich gesagt.
Nun denke ich, der wichtige Moment war das kurze Innehalten. Zum einen brannte sowieso nichts an, es musste nicht sofort gehandelt werden. Zum anderen war allen im Raum klar was passiert war und das es nicht gut gelaufen ist. Das “Den-Mund-halten” war in dieser Situation eine positive Ruhe, ich habe uns alle vor Unbedachtem bewahrt und war schließlich souveräner als sonst in der Lage.
Einfach mal nichts sagen, wenn das Kind Mist baut, das hilft auch im Umgang mit unserer großen Tochter.
Gerade dabei können Eltern wohl viel falsch machen. Besonders ich, der oft den falschen Ton trifft wenn er gleich reagiert. Dann ist es oft ein rumgepolter. Zudem wollen diese Elternbotschaften durch pubertäre Kinder missverstanden werden. Als ich das letzte Mal ruhig blieb, war die Große sogar regelrecht verwundert. Ich vermute sie hatte sich schon den sofortigen Konter zurechtgelegt. Nun blieb diese Stelle leer und sie ließ sich auf mich ein. In der Folge besprachen wir kurz die Situation und es war geklärt.
Natürlich ist nicht jede Situation so, dass man ruhig bleibt und nicht prompt etwas raushaut. Dazu ist das Leben zu bunt und zu anstrengend.
Gleich wie ist es meine kleine Wiederentdeckung eine Sache auch einfach mal geschehen zu lassen. Selbst herunterkommen und sich selbst und dem anderen etwas Zeit zu verschaffen. Bestenfalls wird somit die Situation nicht verschärft, sondern im Gegenteil. Beide Parteien bleiben handlungsfähig und können gegebenenfalls das Problem lösen. Dann ist Zeit noch einmal drauf zu schauen. Ich habe diese (wenigen) ruhigen Eltern, die mir aufgefallen sind, stets bewundert. Mir war das schlicht vor Aufregung kaum möglich. Zwar kann und will ich mein Naturell nicht verbergen, doch ein wenig mehr Gelassenheit hat noch nie geschadet (übrigens bin ich kein radikaler Choleriker aber entspannt bin ich leider auch nicht).
Daher mein Tipp des Tages: Einfach mal nichts sagen, wenn das Kind Mist baut.
Und bei euch so? Klappt es bei euch und euren Kindern, dass ich nach einer blöden Situation auch länger ruhig bleibt? Zählt ihr innerlich bis 10 oder wie geht ihr vor?
Konsti
5 Comments
Erstaunt
4. November 2021 at 20:24Sie sind ja eine richtige Intelligenzbestie.
Alu und Konsti
4. November 2021 at 21:20Lieber Erstaunt,
vielen Dank für das Kompliment.
Ihr
Erfreut
Miriam
4. November 2021 at 22:47Was für ein schöner Gedankenanstoß! Auch ich hab oft das Gefühl noch einen Kommentar ablassen zu müssen! Meist ist das aber kontraproduktiv. 😀 auch mein ständiges “Vorsicht” hat meist wenig Effekt. Je weniger ich sage, desto mehr übernehmen meine Töchter (2 und 4) die Kommunikation.
Bei uns gilt der Ausspruch “bei dir steht wohl grad ein Tiger im Raum” und bezeichnet das absolut nicht adäquate laut werden nach kleineren oder größeren Malheuren.
Ich beiße mir jetzt also auch mal wieder öfter auf die Zunge statt alles immer durchkauen zu müssen.
Alu und Konsti
7. November 2021 at 11:59Hallo Miriam,
danke für deinen Kommentar,
das mit dem Tiger finde ich gut.
Ja, manchmal hilft auf die Zunge beißen.
Schönen Sonntag
Dein
Konstantin
Jenna
10. November 2021 at 09:26Lieber Konstantin,
Ich finde mich gerade total in deinem Artikel wieder.
Auch ich habe früher gleich immer kommentiert.
Aber je größer die Kinder werden, je mehr habe ich das Gefühl, dass ich ruhiger und entspannter werde, nicht nur schwarz oder weiß sehe…
Auch natürlich in Verbindung mit dem großen Thema Schule.
Das hilft wirklich ungemein. Wäre ich nur früher zu der Erkenntnis genommen, wären sicherlich einige Diskussionen anders verlaufen 😬. Man wächst mit seinen Aufgaben.
Danke für eure Einblicke.
Grüße Jenna