An manchen Tagen da falle ich am Abend aufs Sofa und habe ausgeredet. Kein Wort kommt mehr über meine Lippen, ich möchte nur noch schweigen und da sitzen, am liebsten mit einem Glas Weißweinschorle mit Holundergemisch. In diesen Momenten kommst du meistens zu mir. Den ganzen Tag über habe ich dich immer wieder gefragt “Wie geht es dir?” “Wie war dein Tag?” ” Was gibt es Neues?” und meistens antwortest du dann nur “Gut” und rennst davon, so schnell dich deine Beine tragen können.
Aber an diesen Abenden, an denen ich ausgesprochen habe, an denen mein Kopf nichts mehr aufnehmen kann, außer dem sonoren Geräusch der Spülmaschine, an diesen Abenden kletterst du auf meinen Schoss und räusperst dich. “Weißt du Mama, heute habe ich wieder meine Freunde nicht in der Schule gesehen. Ich habe mein Essen nicht gegessen. Ich habe das Bild nicht gemalt. Ich mag meine Haare nicht. Ich möchte auch mal lange aufbleiben. Ich trinke gern Saftschorle. Ich hab den Rasen gesprengt” und die Worte sprudeln aus dir heraus, als würde sich ein Stau auflösen tief in dir drin.
Ich kann nicht an all diesen Abenden gut zuhören. Manchmal, da schiebe ich dich von meinem Schoss herunter und sage dir mit wenigen Worten, dass jetzt Feierabend ist und das mein Kopf voll ist, voll von dem Rest des Tages mit allen Anderen. An den anderen Abenden allerdings, da wickel ich eine Decke um dich und mich und rieche an deinen Haaren.
Ich höre dir zu
Ich lausche deinen Worten und Geschichten und fühle mich angekommen, am Ende dieses Tages ganz und gar. Dann ist mir nicht mehr kalt und ich bin auch nicht mehr leer, innendrin. Dann sitze ich da und denke an die Worte der Nachbarin, die mich heute kurz zur Seite nahm und meinte “Dein Sohn hat ein ganz warmes Herz, das kann man richtig sehen” und ich musste kurz schlucken, denn bessere Worte als DIESE gibt es für dich nicht. Du hast ein warmes Herz.
Alu
2 Comments
Kerstin
10. Juni 2020 at 13:07Ich glaube, schönere Komplimente kann man von anderen gar nicht bekommen.
janine
16. Juni 2020 at 21:01Wie wunderbar!