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Brustkrebs Elternleben

Die Gleichzeitigkeit aller Dinge #Brustkrebs

Die Gleichzeitigkeit aller Dinge, sie macht mich sprachlos und atemlos und dankbar und traurig und all das zugleich und dann muss ich sie aufschreiben, denn ich will sie festhalten. Will diesen Tag festhalten und ihn mir merken, weil alles passiert gleichzeitig und nichts passiert nebenbei.

Ich kratze die Tür mit einem Spachel ab, so viele Klebereste von Postern.

Ich rufe meine Mutter an, sie sitzt am Ostseestrand und trägt Sommerhut.

Ich schraube eine Leiste an und hänge mein Kleid auf.

Ich gehe neuen Eistee einkaufen, Bionade Eistee – 9 Flaschen Pfirsich – 3 Flaschen Zitrone.

Ich schreibe Nachrichten in verschiedenen Chatsystemen.

Ich räume Brettspiele ein und entdecke alte Dinge.

Ich mache Duolingo, damit der Sohn seinen Streak nicht verliert.

Ich trinke Wasser und oben fließt es aus meinen Augen wieder heraus.

Ich mache einen langen Mittagsschlaf und schnarche.

Ich suche meine bestellten Bücher, die ich im Umräum-Chaos verlegt habe.

Ich telefoniere mit einer Freundin und sie sagt “Was machst du gerade so?”.

Ich schreibe eine kurze Nachricht und plane Wege.

Ich mache Feta-Wassermelonen-Salat und esse ihn direkt aus der Schüssel.

Ich bekomme eine E-Mail und bin jetzt Unterwäsche Model.

Ich gehe zur Aquagymnastik und lache mit einer 86 – jährigen Oma.

Ich fahre zu Ikea und lade allein ein Billy Regal aus dem Auto aus.

Ich höre Schlager Musik und wundere mich über mich selbst.

Ich schreibe eine Postkarte und werde darauf keine Antwort mehr erhalten.

Ich packe eine Bestellung aus und denke “Ach, das ist hübsch”.

Ich ärgere mich über eine Stelle am Auto und poppel sie ab.

Ich kauf dem Mann auf dem Penny Parkplatz ein Brot mit und gebe es ihm.

Ich versuche die Tiger-Boxen zu resetten und möchte sie in die Ecke werfen.

Ich vergesse schon wieder eine Überweisung zu tätigen und speichere es mir in den Kalender.

Ich sage meiner Schwester zu, dass ich meinen Neffen gern nach Hause fahre.

Ich gebe der Katze Leckerlies und werde dafür “angeschnurrt”.

Ich laufe in Schlappen durch die Straßen und finde sie sind zu groß.

Ich bestelle mir eine Bowl zum Abendbrot und schreibe “keine Soja-Sauce bitte” in die Bestellung.

Ich höre die Nachbarskinder Trampolin springen.

Ich vermisse meinen Mann, der mich immer so toll in den Arm nimmt.

Ich esse Karottenkuchen und lege die Füße hoch.

Ich antworte mit einem Emoji auf eine SMS- Nachricht.

Ich weine und kann nicht aufhören, weil mich das Telefonat so traurig macht.

Ich bestelle beim jüngsten Kind ein Bild von einer Sonnenblume.

Ich fühle mich Disco. Mir ist so heiß.

Ich bin traurig und wütend und glücklich und gestresst und zart und all das. Ich bin die Gleichzeitigkeit aller Dinge. Ich bin ein Mittwoch. Ich bin der 7. August 2024 und ich bin noch da.

Alu

Ein ganz besonderer Sommer #Brustkrebs

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1 Comment

  • Christina Pomm
    9. August 2024 at 18:02

    und ich bin noch da….
    das berührt mich sehr. Danke für die schönen Worte

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