Nach 10 Wochen in Familienquarantäne, die kleinen Ausnahmen wie zwei Stunden Schule oder ein Tag ins Büro einmal außen vor, fühle ich mich immer mehr wie der sinnbildhafte Hamster im Rad.Dafür gibt es sicher verschiedene Gründe. Einer davon ist die nach wie vor große Ungewissheit. Hier einmal einige Sorgen: Was wird mit unserer Gesundheit? Welche Symptome hat Covid-19 wirklich? Kommt die zweite Welle? Oder wird die wirtschaftliche Rezension auch uns stark beeinträchtigen? Was bekommen die Kinder mit und was löst es in ihnen aus?
Doch, wenn ich überlege, was meine derzeitige Belastung am meisten ausmacht, komme ich zu dem Problem der Gleichzeitigkeit. Mehr als je zuvor muss in meinem Leben alles zur gleichen Zeit geschehen, um annähernd den Standard in allen Bereichen zu halten.
Während Alu und ich die Kinder am Vormittag wie Dompteure durch ihre mehr (oder weniger) sinnvolle Beschulung begleiten (K2 geht seit Montag wieder drei Stunden in der Schule) ist nachmittags die Zeit für Freizeitgestaltung. Eine Mittagspause braucht es auch, hier soll frisch gekocht und gegessen werden. Zur gleichen Zeit sollten wir Erwachsenen arbeiten. Das bedeutet: ungefähr soviel hinbekommen, wie sonst im Büro oder im Heimbüro (aber ohne Kinder) – unmöglich.
Damit wir uns recht verstehen: Mein Arbeitgeber ist hier nicht das Problem. Es ist meine eigene Erwartungshaltung. Ich will alles gleichzeitig hinbekommen. Der nahe liegende Tipp, ich solle es einfach nicht mehr beides wollen, ist hier witzlos.
Denn ob ihr es glaubt oder nicht, die Welt da draußen dreht sich weiter und das bekommen wir #Coronaeltern gerade im Hamsterrad mit. Irgendwie wollen und sollen wir auch dabei bleiben. Doch dies erzeugt den Frust in mir. Mit jedem spannenden Ergebnis, das die Kollegen von mir schaffen, merke ich, dass ich dies gerade nicht hinbekomme. Ein Problem, das ich zuvor nicht kannte. Denn ich konnte immer mithalten. Nun bin ich ausgebremst. Kurzum: Corona wäre besser erträglich für mich, wenn die Arbeit oder die Kinder nicht wären. Das ist natürlich auch Fantasterei, denn ich liebe meine Kinder und ich liebe meine Arbeit.
Ansonsten hätte ich dieses Dilemma wohl kaum. Merke: Der Mensch ist Familien-, Arbeits- und Freizeitmensch und das in der richtigen Mischung. Vor Covid hatte ich einen gute Life-Work-Balance. Diese lässt nun auf sich warten. Andererseits würde ich diese nicht erfüllbare Erwartung (temporär) aufgeben. Es wäre eine Preisgabe vom letzten bisschen Normalität und diese möchte ich zumindest schemenhaft noch aufrecht erhalten. So sinke ich im Dunkeln erschöpft auf mein Sofa und weiß: Alles geht nicht und ich lerne mit diesem Zustand zu leben.
Wie geht es euch, schafft ihr besser eure Anforderungen an euch herunterzuschrauben und welche Sorgen treiben euch gerade um?
Konsti
6 Comments
SabineMausG
28. Mai 2020 at 22:03Ich habe es nicht geschafft, bin gestern mit Herzinfarkt-Symptomen aufgewacht (hat sich aber nicht bestätigt) und nun krank geschrieben.
Home Office schön und gut aber nach 11 Wochen fehlen mir die Abgrenzungen und auch die Autofahrt für den Übergang.
Und ja, ich kann mich weder über meinen Arbeitgeber beklagen noch über meinen Ehemann. Ich habe meine Grenzen nicht gezogen und nicht gut genug auf mich geachtet.
Habe heute versucht ein Buch zu lesen, selbst da komm ich nicht zur Ruhe. Es wird seine Zeit brauchen….
Und ich werde mal damit anfangen, früher ins Bett zu gehen. Also jetzt :o)
Calleamom
29. Mai 2020 at 10:38Danke, dass Du/Ihr die Dinge immer in solch passende Worte fasst.
Hier die gleiche Situation. Wir reiben uns auf. Zwischen den eigenen Erwartungen an uns selbst, wie wir für Kinder da sein wollen, wie es in Haus und Garten aussehen soll und wie gut wir im Job sein wollen.
Und nie erfüllen wir diese Erwartungen auch nur ansatzweise. Fallen abends bzw nachts erschöpft und unzufrieden ins Bett.
Und am nächsten Tag geht es wieder von vorne los.
Aber Du hast recht, die Ansprüche aufgeben geht auch nicht. Es wäre eine Kapitulation und am Ende wären wir nicht weniger unzufrieden. Vielleicht nur weniger erschöpft.
Sabrina
29. Mai 2020 at 14:48Ich fühle mit dir, mich macht es auch komplett fertig. Und dabei muss ich nur nebenbei bisschen studieren und Masterarbeit schreiben und JA, ich habe vieles verschoben, was zu verschieben ging und natürlich haben die Kinder Priorität, geht ja gar nicht anders! Meine Kinder sind einfach zu jung um sich mal 4-5 std am Stück leise alleine zu bespaßen, sorry. und meine Kinder vermissend en Kindergarten schmerzlich, das quält mich doch auch sehr. Es ist wirklich schwer gerade. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel sozusagen und hoffe, dass niemand auf der Strecke bleibt 🙁
Alu und Konsti
29. Mai 2020 at 22:47Oh Man, danke für deinen Kommentar. Ich wünsche dir irgendwie Erholung!
Danke für deinen Kommentar. Frohe Pfingsttage!
Dein
Konsti
Alu und Konsti
29. Mai 2020 at 22:48Liebe Cara, vielen Dank für deinen Kommentar.
Noch halten wir hier durch. Dir und euch viel Kraft!
Konsti
Alu und Konsti
29. Mai 2020 at 22:50Hallo Sabrina,
ich spüre ebenso, wie die Kinder die ursprünglichen Alltage vermissen.
Dir und euch wünsche ich gutes Durchhaltevermögen!
Dein
Konsti