Weinen vor dem Drogeriemarkt
Man kommt an seine Grenzen – mit Kindern sowieso. Mitten in Corona wollten wir wenigstens mal einen kleinen “Rad Ausflug” machen, uns bewegen. Zum Briefkasten sollte es gehen und einkaufen sollte es gehen, mit allen Fünfen. Sollten wir nicht alle hineinkönnen würde eben ein Teil vor dem Geschäft warten – klang einfach, so theoretisch.
Die Wirklichkeit:
Wir stehen auf dem Parkplatz der kleinen Geschäftsansammlungen. Biomarkt, Supermarkt und Drogerie befinden sich dort. Wir schließen die drei Fahrräder an und heben die zwei jüngsten Kinder aus dem Lastenrad. Kurze Lagebesprechung: K1 geht mal schauen was die tagesaktuellen Einkaufsregeln sind. Oha, die haben noch einmal angezogen. Nur ein Erwachsener (mit höchstens einem Kind) soll hineingehen.
Alu erklärt sich bereit in Dirks Drogerie einzukaufen. Schließlich traut sich K1 mit. Nicht nur in Zeiten der Pandemie ist einkaufen ein Erlebnis für die Kinder (und ein kleiner Horror für die Eltern). Zumal der Markt mittlerweile auch eine kleine Spielwarenabteilung vorhält. Es dauert nicht lange und die kleine Tochter wird unwirsch. K3 fragt nun im Minutentakt:
Ob sie nicht auch hineinkönne?
Ich probiere es zu erklären, mehrfach. Das Jammern setzt ein.
Spoiler: Es wird schließlich nach 20 Minuten zu einem unüberhörbaren Weinen angewachsen sein.
Nun versucht die Kleine mich subversiv zu unterlaufen. Mein Spielpartner ist K2. Er hält sie auf und versucht sie zu beruhigen.
Später wird er lakonisch bemerken, sie habe wohl noch nichts von Corona gehört.
Nein, das hat die Dreijährige anscheinend nicht. Sie will zu Mama. Warum darf das nicht sein, was sonst immer geht? Es bleibt laut vor diesem Laden. Auch als Alu und K1 hinauskommen, schwillt der Protest nicht ab. Obwohl wir bereits durchs Fenster gewinkt haben und ich verschiedenes anbiete. Doch nun ist K3 der Meinung: Wir könnten doch nun noch einmal alle hineingehen und schauen, was es bei den Spielwaren so gibt. Wir Eltern sind dicht an der Verzweiflung.
Kurzzeitig haben wir fälschlicherweise versucht einfach ins Biogeschäft nebenan zu gehen. Dort ist ein Familienbesuch bei gebührendem Abstand noch möglich. Doch der Kleinen fällt der Schwindel sofort auf. Das Angebot sich erneut zu separieren schlägt fehl. Doch es hat auch ein Gutes, dass wir nicht zu überhören sind mit dem Weinen und den Beruhigungsversuchen. Die Vorbeikommenden solidarisieren sich sichtlich.
Auch andere Eltern lassen ihre Kinder (und Hunde) draußen. Eine alte Dame hält an und sagt:
„Auch ich muss alleine einkaufen“
Leider hilft das nicht.
„Das sind verrückte Zeiten“
sagt sie zum Abschied – Ja, damit haben Sie recht! Endlich lässt sich das Kind darauf ein auf Mamas Arm nochmal in den Markt zu gehen. Kurze Zeit später kommen sie mit einer Elsa-Puppe zurück. Wir merken also, trotz allem anheimelnden und ruhigen in diesen Tagen, Corona hat etwas mit uns angestellt. Wir werden sehen was daraus wird.
Heute habe ich jedenfalls ganz bewusst mitbekommen was dieses Routinen durchbrechen mit den Kindern macht, das alles. Ich habe ihre Unsicherheit gesehen und versucht aufzufangen, uff.
Welche Erlebnisse habt ihr mit eurer Familie? Kennt ihr so etwas auch schon?
Euer Konsti
1 Comment
Wenji
29. März 2020 at 19:35Lieber Konsti,
Du sprichst mir aus der Seele. Wir haben auch eine sehr selbstbewusste 3-jährige junge Dame zu Hause, die gern mit Mama zum Einkaufen geht und es jetzt nicht mehr darf. Sie versteht es nicht- sie weint, sie tobt, sie findet uns Eltern blöd ( wollte sich gestern eine neue Familie suchen). Das macht mich/ uns traurig. Wir sehen wie verwirrend die Situation für sie ist. Jeden Tag die Frage nach der Kita, nach den Freunden und den Großeltern ( leider gehören sie zur Risikogruppe und leben in NRW).
Für uns Erwachsene ist die Situation neu und bedarf viel Organisation, aber ich denke unsere Kinder sind sehr verunsichert. Ihr Leben wurde ja ebenso wie unseres von einem auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt. Ich glaube wir brauchen jetzt viel Verständnis! Ich wünsche Euch alles erdenklich Liebe und Gute.