Wer schon mal eine Raubtierfütterung im Tierpark miterleben durfte, der kann vielleicht annähernd nachvollziehen wie sich Eltern in dieser Corona-Krise mit Kindern derzeit daheim fühlen. Ich nenne es schon lange nicht mehr Corona-Krise, sondern eine Corona-Situation!
Wir haben hier eine Situation – Eine Essenssituation
Entgegen aller Prognosen ist nicht „Wasch dir die Hände“ der meistgesagte Satz vieler Familienmitglieder in diesen Tagen, sondern etliche Varianten von diesem hier: „Ich habe Hunger“ „Essen jetzt“ „Wann gibt es Essen?“ „Gibt es noch Essen?“ und das in vielen Optionen. Selbst wenn man ein „All you can eat“ Buffet den ganzen Tag aufbauen würde, die Kinder wären trotzdem noch auf der Suche nach Essen.
Wann gibt es endlich was zu essen?
Seit wir so viel Zeit zusammen verbringen ist nicht der Bedarf an Toilettenpapier gestiegen (die Angst aller einkaufenden Familien), sondern vor allem der Bedarf an Lebensmitteln. Bereits morgens beginnt der Tag mit Frühstück für fünf Personen (normalerweise frühstücken zwei Personen Müsli auf dem Weg) und sehr viel Abwasch. Bereits gegen 10 Uhr wird von mindestens zwei Kindern eine „Obstpause“ nachgefragt.
Gib mir Essen!
Gerade erst wollen sich die Erziehungsberechtigte an ihre Home-Office-Aufgaben setzen, da ist leider ist der Esstisch noch voll mit Geschirr vom Frühstück und sie werden zum Obst schnippeln verdammt. Äpfel, Gurken und stehen hoch im Kurs und werden täglich in großen Mengen verzehrt als hätte es seit dem Vortag nichts mehr gegeben.
Gegen 12 Uhr folgt dann schon der große Mittagshunger von mindestens zwei heranwachsenden Personen. Es wird gekocht und das möglichst gesund und lecker. Fünf Esser? Das bedeutet wieder viele Töpfe und Pfannen, erneut viel Abwasch. Nach einer Mittagspause (wo die Familie dann ins Fresskoma fällt) wird gegen 15 Uhr nach Kaffee, Kakao und einer Kleinigkeit mit Zucker gerufen.
Ich habe Hunger!
Man steigt in den Nachmittag gern mit einem Eis ein und irgendwie war mir das früher nie so bewusst, aber anscheinend müssen wir nun wirklich immer Eis im Tiefkühlfach lagern. Wenn die Erziehungsberechtigten es vorher noch geschafft haben etwas zu backen, dann Glück gehabt und die Raubtiere können gefüttert werden, ansonsten verschiebt sich die englische Scones Zeit so ungefähr auf 16.30 Uhr und wird dann bei einigen Familienmitgliedern direkt von der Bitte nach was RICHTIGEM abgelöst.
Es gibt also gegen 18 Uhr schon Reste vom Mittag (wenn was da ist) oder Brot und zum Abend dann entweder noch ein Joghurt oder ein bisschen Obst. Nach 21 Uhr räumen die Eltern dann noch die Küche auf und verziehen sich in ihre Home-Office-Ecken, um zumindest geistig das ganze Essen wieder auszuschwitzen.
Die Kinder sind, nach meinen Recherchen nicht besonders gewachsen in dieser Zeit, weder in die Höhe noch in die Breite, auch eine zusätzliche Zufuhr von zuviel Frischluft oder extremen Sportprogrammen kann ausgeschlossen werden und trotzdem: Sie haben Hunger und wir stehen in der Küche, jeden Tag!
Spendet an DIE ARCHE Berlin
Seitdem wir soviel zu Hause essen denke ich sehr oft daran, dass wir wirklich Glück gehabt haben, wir können einkaufen gehen und alle Fünf hier versorgen, aber vielen Familien fehlt das Geld für die vielen neuen Mahlzeiten daheim, daher möchte ich euch nochmal aufrufen an DIE ARCHE zu spenden. Sozialarbeiter fahren dann direkt zu Familien und geben dort Lebensmittel aus, somit schauen sie auch gleich daheim nach, ob bei den Kindern alles in Ordnung ist, das ist wirklich wichtig.
Lasst uns nicht wegschauen #Kinderarmut #DieArche braucht unsere Hilfe #Coronatagebuch
Meine Bitte an die Politik alle Familien in dieser zusätzlichen Zeit finanziell mit einem Monat Kindergeld als Ausgleich zu entlasten (nein, nicht anrechenbar auf ALG2) bleibt auch weiterhin bestehen. Wir haben spürbare Mehrkosten für Lebensmittel, Wasser, Strom und Heizung und das geht allen Erziehungsberechtigten gerade so, egal in welchem Zusammenhang sie mit ihren Kindern leben und auch ob sie systemrelevant sind, oder nicht. Da könnte einfach und schnell Abhilfe geschaffen werden.
Alu
3 Comments
Julie
2. April 2020 at 17:30Hach ja, die Situation hier ist relativ ähnlich. 😀 Vor allem, wenn die Alternative “Geh ich halt in die Mensa” oder “beim Bäcker schmeckt es aber besser” wegfallen. Ihr seid mit der Situation also nicht allein.
Christina
2. April 2020 at 23:05Wir haben zum Glück nur en Baby und eine 3 1/2 Jährige zu Hause, die zum Glück auch mal Eintopf isst. Ein paar Dinge wiederholen sich wöchentlich, werden mal in großer Menge frisch gekocht und mal aus dem TK wieder aufgetaut. Dazu gehört auch eine reine Bolognese ohne Tomatenzeug, die portioniert eingefroren haben und bei der Zubereitung mit passierten Tomaten strecken. So bleibt zum Glück auch noch etwas Zeit für andere Dinge. 😅
Aber tatsächlich schreibe ich mittlerweile Essenspläne, um den Einkauf auch entsprechend zu planen.
Küchenrückwand
6. August 2022 at 10:40Ein toller Blog der auch unsere Familie wieder spiegelt. Leider komme ich fast nie aus der Küche raus, aber für mich ist es sehr wichtig frisch zu essen und wenn meine Kinder gesund sind stehe ich auch gerne mehr in der Küche.
Lg Alisa