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Wochenberliner: Ach Herrjeh – Berlin

Da mache ich neulich etwas, was der in die Jahre gekommene Berliner nie macht. Ich fahre mit einer der berüchtigten Partylinien durch die Stadt – und das auch noch am Wochenende. Vielleicht ist es den mit Reiseratgebern wie Lonely Globus und ADFC-Reiseführer ausgestatteten Leuten schon aufgefallen:


Wenn Sie am Wochenende die Hauptstadt erobern, treffen sie auf den empfohlenen Routen kaum Berliner.

Denn die Wissen bereits: Freitags bis sonntags zwischen 19 und 8 Uhr sind bestimmte Wege verstopft, ähnlich wie die U2 tagsüber. Dazu zählen die TRAM-Linien 20 und 23 (heute M10 und M13) und besonders gefährlich, weil mit Kreuzbergchic geadelt, die U1.
Ich also am letzten Samstag, will von Uhlandstraße (im Westen) nach Warschauer Straße (im Osten). Ich weiß die U1 fährt durch. Ich setzte mich hinein. Ab Wittenbergplatz wird mir langsam klar was kommen muss. Menschenmassen steigen in den beliebten Hostelstationen und Umsteigebahnhöfen zu, um sich im Kreuzberg wieder zu ergießen. Es wird eng, es wird laut – eigentlich sollte ich mein Wilhelm-II-Buch wegpacken.
Bahnhof Prinzenstraße ein junger Mann steigt aus, niest vorher, dreht sich zur Seite (höflich gedacht !?),trifft mein Buch auf S. 47 und ist weg. Ich schaue kurz auf, suche nach jemanden, der sich neben mir noch darüber empört – niemand. Also zücke ich ein Zellstofftuch und entferne die braun-gelben Hinterlassenschaften. Räuspere mich und lese weiter. Beim Drängeln auf der Warschauer Brücke wird mir wieder klar. Ich bin zur falschen Zeit hier – und freue mich umso mehr auf zu Hause!
Konsti

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