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Elternleben

Wenn der Alltag einfach weiter rollt – über Einsamkeiten

Seit 17 Tagen ist meine Liebste auf Reha. Es war der unpassendste Zeitpunkt. Denn es war klar, in dieser Zeit von Mitte November bis Mitte Dezember bin ich dienstlich über Gebühr beschäftigt. Es ging also nicht anders, denn uns war wichtig, dass Alu endlich ihre Reha antreten kann. Zum Glück sind die Großeltern in der Nähe und wir haben über die Pflegekasse eine Hilfe zuerkannt bekommen. Kurzum: es funktioniert bei uns und wir sind in einer guten Situation – bei vielen ist es noch komplizierter, ich weiß.

Trotzdem fehlt hier daheim (m)ein Lieblingsmensch.

Die Kinder machen gut mit. Heute sind sie bei Oma und Opa oder allein unterwegs (K1). Ich bin gut eingedeckt und schlafe wie ein Stein, bisher. Heute seit langem ein Tag, wo ich mehrere Stunden Ruhe habe – weil kein jüngstes Kind da ist (beim Geburtstag) und weil ich Sie mir nehme. Zudem versuche ich mich abzulenken. 

Doch, als ich vor kurzem nach einem schönen Treffen mit meinen Studien Freundinnen zurückkehrte, überkam mich die Einsamkeit. Keine Kinder im Haus und keine Alu – das war schon viel. Ein komisches Gefühl, ich nahm mir ein Bier und schaute im Bett fern. Neben mir fand sich eine Katze wieder, schließlich schlief ich nach fünf Minuten und zwei Schlucken ein (ja, ohne Zähneputzen). So wie viele (Eltern) bin ich es nicht mehr gewohnt, allein (gelassen) zu sein. Das Gesamtleben ist in dieser Phase auf Gemeinschaft ausgelegt.

Zwar fahre ich auch öfter allein weg, meist auf Dienstreise, doch dort in irgendeinem Hotel und nach einem netten Abend mit den Kollegen ist es nicht so schwer. Hingegen, wenn ich allein in dem, dann viel zu großen Haus bin, dann fehlt mir der vertraute Atem, das abendliche Gespräch, das Gefühl eines belebten Heims. 

Wenn das Leben weiter rollt, die Vereinbarkeit

Es gibt viele Formen und Arten der Einsamkeit.

Natürlich kann man auch gemeinsam einsam sein. Oder aber man ist deprimiert allein. Für mich ist dieses Vermissen einsam sein, das besondere. Es gäbe eine Lösung, doch die ist nicht erreichbar. JA, ich habe überlegt an diesem Abend spontan zu Ostsee zu fahren, doch die Vernunft verbot es mir. Also stehe ich in dem dunklen Haus. Überlege kurz, drücke meine Traurigkeit weg. Es ist nur eine Episode. Eine Zeitspanne, die du auch für dich nutzen kannst. Weniger Kompromiss mehr: mach dein Ding. 

Zwischenzeitlich haben wir Alu auch besucht. Das war schön und vor wenigen Tagen. Seither schlägt der November aber durchaus zu. Es ist trist. Nun kommt die schwere Schlussphase. Es tritt etwas Gewöhnung ein und gleichzeitig weiß ich, dass es so nicht richtig ist. Hinzu kommen essenzielle Ängste, meine Frau zu früh zu verlieren. Neulich am Telefon sagte sie wieder so etwas, vermutlich stirbt sie sowieso an Krebs. Das kann ich nicht hören. Zumal, wenn es irgendwann so weit sein sollte, dann ist es so weit.

Wenn ich dann ins Bett gehe, schlafe ich oft schnell ein.

Am Morgen darauf sind die Dämonen der Einsamkeit kein Thema. Dann kommt der Alltag mit Kindern. Fertig machen, Brote schmieren, los ins Büro fahren. Auch nach tristen, dunklen Nächten kommt morgens meistens ein inneres Lächeln. Nur bruchstückhaft erinnere ich mich an meinen letzten müden Gedanken im Bett. Eines Abends war ein Gebet voller Dank und daraus folgend, schöne Gedanken an Alu und die Kinder. Einsam bin ich – aber nicht verloren und nicht für immer. Also nehme ich diese zeitweise Einsamkeit und versuche sie zu genießen – was für ein Glück!

Euer Konsti

Was fehlt ist Zeit – die Sache mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie

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2 Comments

  • Mesalunita
    1. Dezember 2024 at 18:07

    Wir haben auch 4 Wochen Reha hinter uns. Zwar mit keiner solch harten Diagnose, aber ich mit beiden Kindern. Das war für meinen Mann auch nicht einfach. Ihn quälte auch die Einsamkeit, aber umso schöner war das Wiedersehen. Wie du schon sagst, es ist nur eine Phase. Eine Phase die nur im Moment Einsamkeit bedeutet. Kopf hoch, die Phase ist bestimmt bald vorbei!

  • Lena
    9. Dezember 2024 at 01:30

    <3!

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