Nebenniereninsuffienz kann nicht einmal das Gesundheitsamt richtig lesen. Zu lang zu kompliziert, um es schnell abzuarbeiten. Infolge der Krebserkrankung von Alu und der intensiven Therapie mit Chemptherapie, Bestrahlungen und weiteren Tabletten produziert und reguliert ihre kleine, unscheinbare Nebenniere keine Hormone gegen Stress mehr– zumindest nicht ausreichend. D.h. sie muss sich diese durch ein Präparat, dem Hydrocortison, dem Körper zuführen. Anstelle des selbstverständlich in ausreichender Menge produzierten, körpereigenen Cortisol, tritt nun ein Medikament, ein kleines dosiertes Cortison (auch das mit Folgen).
Leider kann meine Frau nicht immer vorhersehen, wie groß Ihr Stressaufkommen sein wird bzw. werden könnte, dass sie dann kompensieren muss.
Dabei ist Alu schon sehr gut und hat ihren Körper noch besser kennengelernt. Gleichwohl es gibt keinen schnellen Weg dies per Test zu ermitteln – wie bei Diabetes. Zu wenig wirtschaftlich interessant für die Pharmaindustrie, um dies zu erforschen, da es zu wenige Menschen mit diesem Krankheitsbild gibt.
Hallo Samtag. Wie jeden Morgen starte ich mit Medikamenten in den Tag.
Also Try and Error, jedoch kann ein Fehler sich durchaus fatal auswirken. Die sogenannte Krise, kann bis zur Ohnmacht und dem Tode führen.
Wir haben zu Beginn der Medikation, d.h. erst nach der Diagnose begriffen, was es bedeuten kann. Es gab Momente, da dachte die Liebste, das wären nur Kopfschmerzen. Dabei hätten die Krise Dosis Mikro Cortison angestanden und somit das Vielfache einer Tagesration. Einmal lagen wir zwei Tage in einer Herberge in Franken, mitten in einer Veranstaltung deren Hauptredner wir zwei waren. Ein anderes Mal war Alu im heimischen Bett.
Mittlerweile hat sie es gut im Griff. Doch ihr Stress-Einstiegs-Pegel ist gesunken. Oft machen wir uns sorgen. Vor allem, weil unser Leben mit drei Kindern das Phänomen Stress nie ausschließen kann. Ich bin wie zerrissen, denn um Alu in diesen Momenten zu entlasten und zu beschützen müsste ich eigentlich meine Arbeit reduzieren. Zwar habe ich dort viel Freiraum, doch der Preis dafür sind Tage und Abende, an denen ich alternativlos arbeiten muss. Ihr könnt euch vorstellen, was für Diskussionen das teilweise daheim bedeuten kann mit Alu und ebenso den Kindern.
Da es daheim laut ist, freue ich mich sehr allein spazieren zu gehen.
Wir sind somit in einer Zwickmühle. Also eine weitere Belastung für uns als Paar, neben der Krebserfahrung und den medizinischen Folgen.
Nun sollen wir, soll Alu Stress vermeiden. Doch wie kann das gehen, wenn man voll im Leben steht? Lebensorganisation kostet Kraft und bringt Stress von der Organisation der Krankheit bzw. ihrer Folgeerscheinungen, wie Pflegestufe, Schwerbehinderungsgrad usw. usf.
Allein Alus Kampf darum, dass die neue Erkrankung anerkannt wird, brachte bisher das Ergebnis, das zuständige Amt hat das Wort nicht richtig gelesen und es als Nierenunterfunktion abgetan. Die ist, übrigens, auch schlimm, doch erstmal nicht so folgenreich wie die der Nebenniere. Vielmehr als früher, kommt nun Stress für Alu um die Ecke. Dann muss sie eine Tablette nehmen und zur Ruhe kommen.
Unser Leben nach dem Krebs ist ein Leben mit Einschränkungen
Wir anderen versuchen dann, die Pause zu unterstützen. Nur immer geht es nicht. Außerdem hat das ganze Erleben bei meiner Frau Spuren hinterlassen und natürlich bei uns anderen Familienmitgliedern ebenso. Das ergibt eine (an)spannende Momente. Wir sind gestresster als früher. Mittlerweile gestehen wir uns das auch ein. Somit ziehen wir durch und hoffen, dass es eher besser als schlechter wird mit uns, Krebs und allen Folgen!
Euer Konsti
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