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Brustkrebs Elternleben

Mein Körper und ich…eine Momentaufnahme #Brustkrebs

Da stehe ich nun. Eine Frau mit Körper. Ich sehe mich. Mein Busen hängt schlaff herunter, mein Bauch ist faltig und meine Oberarme winken “hallo” und sagen ewig “tschüss”, wenn man sie anstößt. Ich sehe eine Frau, die drei Kinder geboren hat und derzeit den Kampf gegen Krebs kämpft, ich sehe mich.

Immer wieder starre ich in den Spiegel, ich hebe meine Brüste mit den Händen an und lasse sie fallen. Ich kenne diesen Körper seit so vielen Jahren. Er hat drei Kinder beherbergt und den Bauch rund, spitz und weich werden lassen. Mein Körper hat drei Kinder genährt. Blutige Brustwarzen und immer wieder volle und leere Brustseiten über mehrere Jahre haben die Brüste länger und noch unterschiedlicher werden lassen. Wie leere Milchtüten hängen sie an meinem Oberkörper herunter.
Alu_Krebskrank_Spiegel
Ein Leben mit diesem sich stetig transformierenden Körper ist nicht unmöglich, aber es ist schwer. Die Veränderungen der letzten Jahren kamen schleichend. Sie haben mich in einen Prozess befördert, der mich manchmal meine Falten und Dellen lieben lässt und mich manchmal unglaublich anstrengt mich selbst noch im Spiegel zu erkennen. Ich streiche über mein Gesicht und ziehe meine Schlupflider nach oben. Vielleicht steckt doch noch eine Lorelai Gilmore in mir?
Seit meiner Erkrankung  lerne ich viel dazu. Haarverlust, Wassereinlagerungen, ein Gesicht wie eine Figur aus der Sesamstraße, all das bin auch ich. Ich bin ein Mensch, eine Mutter, eine Frau die leben und alt werden will.  Ich nehme immer mehr Abschied von einem MILF Moment. Ich arbeite an meiner Gesundung und dafür verzichte ich gern auf das Idealbild des Patriachats, auf das Bild der schönsten Mutter der Welt, wenn ich nur Mutter und Frau weiterhin sein darf. Wenn ich Oma werden kann, wenn ich Hand in Hand altern darf.
Alu_Krebskrank_Spiegel
Eine Schönheitsoperation kam für mich vor meiner Erkrankung nie in Frage. Nun stellt sie sich sehr konkret in Bezug auf meine Brust. Ich denke viel darüber nach, wie es wird nochmal feste und auch höher sitzende Brüste zu haben. Ich denke darüber nach, wie es wird wieder Brüste entgegen der Schwerkraft mein Eigen zu nennen. Es sind keine schlechte Gedanken. Aber, all das wird die Zeit nach meiner OP zeigen. Selbst die Oberärztin sprach bereits davon, dass die Schwerkraft einige Dinge regeln wird und ich musste grinsen.  Und bis dahin stehe ich vor dem Spiegel und übe mich in Selbstakzeptanz und Geduld.  Ich rede vor allem mit meinem Körper über diesen verdammten Krebs, der endlich ausziehen soll und der mich seit nunmehr sechs Monaten in ein völlig neues Spiegelbild taucht, das ich selbst nicht leiden kann.
Alu

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6 Comments

  • Meine Falten erzählen meine Geschichte - ein Faltenportrait
    2. Dezember 2022 at 11:30

    […] Mein Körper und ich…eine Momentaufnahme #Brustkrebs […]

  • Jana Andres
    3. Dezember 2022 at 14:45

    Liebe Alu, ich wünsche dir für deine anstehende OP nur das Beste! Ich bekomme demnächst auch meinen OP Termin.
    Herzliche Grüße,
    Jana

  • Eva
    5. Dezember 2022 at 01:16

    Alles, alles Gute für dich, Alu! Für die OP und danach!

  • Was uns durch diese schwere Zeit trägt
    17. Dezember 2022 at 22:57

    […] Mein Körper und ich…eine Momentaufnahme #Brustkrebs […]

  • Alles ändert sich, ständig
    9. Februar 2023 at 13:04

    […] Ich denke, dass ich heute zu meinem 41. Geburtstag auch sagen kann, dass ich das mit der Flucht vielleicht sogar ein bisschen versucht habe. Im März letzten Jahres habe ich was unter der Dusche gespürt, erst im Mai war ich dann beim Frauenarzt. Immer wieder war mir etwas dazwischengekommen, ich hatte MICH nicht auf die Prioritätenliste gesetzt. […]

  • Ich sage "Nö" zum Stress #Brustkrebs
    14. April 2023 at 20:57

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