Gestern habe ich auf dem Weg ins Heimbüro beim Bäcker angehalten. Vor mir war eine Frau über 50. Sie erfragte die Preise der Brötchen. Die Backwarenverkäuferin stutzte kurz. Dann sagte Sie: „Je nachdem was Sie möchten, eine Schrippe kostet 40ct, eine Semmel (Doppelbrötchen) 75ct ein Dinkelbrötchen 90ct…“ usw. usf. Die Frau überlegte kurz und sagte dann, etwas belegt: „Vielen Dank aber dann lieber nicht“.Als Zuhörer und -seher dachte ich währenddessen, 40ct für eine Schrippe ist ziemlich teuer. Viele Discounter oder Aufback-Bäcker bieten diese für 15ct an. Dafür schmecken sie dann vielleicht aber nicht so gut wie bei dieser Bäckerei. Vor allem gibt es dort klassische Schrippen, ohne viel Luft. Dann kam ich dran. Ich machte eine Backwarengroßeinkauf. So einen über den man sich als Kunde ärgert, wenn jemand vor einem so viel einkauft, damit ist unsere ganze Woche sozusagen Brotbereit. Doch die Verkäuferin war flink und schließlich hatte ich Brötchen verschiedener Art viele Tage und gut 14€ zusammen. Als ich vor dem Laden auf die Straße trat schaute ich mich reflexartig um, ob die Frau noch zu sehen sei. Ich hätte ihr gern ein Brötchen geschenkt. Denn nachdem ich diese Sequenz an der Theke kurz hatte sacken lassen, war mir klar geworden, es war eine Frage des Geldes. Gleichwie, sie war nirgends mehr zu sehen.
Die Armut in unserem Land breitet sich aus. Besonders in der Weihnachts- und Jahresanfangszeit ist dies immer mal wieder Thema in der Öffentlichkeit.
Alu und ich haben ebenso ab und an Sorgen mit dem Geld. Doch wir wissen, dass wir einige Stufen weiter oben stehen und hoffen, nicht gleich ganz nach unten durchzufallen, sollte das Leben uns irgendwann einen Stoß geben. Dabei war es in diesem Moment so, dass ich es mir vielfach leisten konnte, was diese Frau nicht bekam – ein Brötchen. Ob sie es sich hätte schenken lassen, kann ich nicht sagen. Darüber hinaus weiß ich nicht wie es gewirkt hätte, wenn ich mich als Spender geriert hätte. Trotzdem ich hätte es angeboten, denn ich hätte einfach helfen wollen. Vielleicht ein bisschen Not lindern, Hunger stillen, helfen.
Zwar mit einem leichten Unwohlsein aufgrund meiner vorteilhaften Lage, jedoch ohne schlechtes Gewissen für sie. Auf der Fahrt zurück ging mir alles rund um das Thema Armut in Deutschland durch den Kopf. Wie labil die Trennwand ist. Wie viele Menschen es gar nicht auf die andere Seite schaffen. Was wohl das Leben ausmacht, wenn Konsum und alles damit Verbundene fehlt? Eine Antwort habe ich nicht. Außer es muss sich etwas ändern!
Als ich nach Hause kam erzählte ich es der Gattin, bei der Kaffeepause. Sie fragte gleich, warum hast du sie nicht eingeladen. Dabei wurde mir klar wie langsam ich in diesen Situationen reagiere. Ich weiß meine Frau wäre dort spontaner. Schade aber auch, dass ich überhaupt musste. Weiterhin wurde uns im Gespräch klar, wie oft uns schon geholfen wurde oder den Kindern, wenn das Bargeld nicht ausreichte.
Ganz gleich ob arm oder nicht, jemand kann Hilfe gebrauchen und man hilft (eigentlich einfach). Mitunter haben wir ebenso aushelfen können. Eine Form von Grundsolidarität, die bleibt, vor allem dann, wenn man damit wirklich weiter helfen kann. Ohnehin bleibt das Problem bestehen und wir müssen was tun.
Menschen beim Bäcker, Familien an der Armutsgrenze, Alte und Kranke. Was denkt ihr? Welche Erfahrungen habt ihr? Gibt es eurer Meinung nach Lösungsansätze?
Ich wünsche euch immer ausreichend Luft fürs Leben!
Euer Konsti
Ein offenes Herz bewahren: Wir sammeln Geschenkbeutel für “Evas Haltestelle”
No Comments