„Weißt du, ich fehl mir gerade so sehr“, schreibe ich der Freundin und sie antwortet mit einem Fragezeichen.
Weißt du, es ist ganz einfach. Ich stehe morgens auf, gehe zügig ins Bad und ziehe mich an. Ich wecke die Kinder und schmiere die Brote für die Familie. Der Kaffee läuft durch und die Kinder kommen nach und nach vorbei, um ihr Müsli zu essen und wir führen dieses typische Brot belegen Gespräch. „Was möchtest du drauf haben?“ „Käse und Wurst, aber nicht geschnitten und nicht zusammengeklappt und die Brote dürfen sich nicht berühren.“ Der Kaffee kühlt langsam ab in meiner Tasse und ich helfe beim Socken anziehen und Haare kämmen. Während die Kinder frühstücken packen der Liebste und ich die Rucksäcke und wechseln die typischen Paar Gesprächsfloskeln aus „Also, du holst heute und ich bringe dann x und y noch vorbei, um dann z zu erledigen.“ „Ja, okay, aber vergiss nicht dies und das“ und schon stürzen wir aus dem Haus mit den Kindern und im Radio dudelt Johannes Oerding uns etwas von den guten Tagen vor.
Wir fahren durch die Stadt und jede rote Ampel stoppt uns kurzzeitig und entlockt den Erwachsenen diesen „Verdammt, wir sind zu spät“ Seufzer. Nach und nach kippt das Auto große und kleine Personen aus und irgendwann sitze ich dann allein in diesem Auto, oder wurde selbst ausgekippt, und die Bibliotheken haben noch nicht offen und mein Kopf ist auch noch geschlossen.
Ein Kaffee soll helfen, aber statt des Gefühls der weichenden Müdigkeit erschlägt mich die Wucht des Alltags. Ich absolviere Telefonate, erledige E-Mails und organisiere das Leben in hilfreichen Tools für die gute Beziehung. Kaum kann ich einen klaren Gedanken fassen, wird es Zeit zwei der drei Kinder einzusammeln und sich mit den Öffentlichen, oder dem Auto, auf den Weg nach Hause (oder zu Terminen) zu machen. Der Abend ist geprägt von Hausaufgaben, Spielzeit und einem Butterbrot mit Paprikastückchen und wenn dann der Liebste und ich uns dann nach Wäsche, Papierwut und kleineren Diskussionen um 23 Uhr im Bett treffen, dann schreibe ich der Freundin einfach nur noch kurz „Ich fehl mir gerade so sehr“ und warte darauf, dass ein kleines Herz Bild und ein wunderschönes Foto von uns allen zusammen mit den Kindern im Urlaub zurückkommt und darunter steht der Satz “Ich weiß. Ich fehle mir auch gerade sehr. Halte durch.”
Alu
Es geht mir “gut” und so viel mehr Antworten auf eine kleine Frage.
2 Comments
Andrea
19. September 2019 at 15:20Ja, so ist der Alltag, Auch mit nur einem Kind. Manchmal finde ich mich zwischen all den Pflichten auch am Wochenende und auch nur kurz. So viel Haushalt und kochen und erledigen. Ich finde mich manchmal in der Badewanne und bei einem festen wöchentlichen Yogatermin.
Und manchmal hilft nur der Meta-Blick – wie gut geht es uns eigentlich!? Wir haben alles was wir brauchen. Müssen und nur ab und zu daran erinnern, auch mal nichts zu müssen.
2xMama
22. September 2019 at 20:31“Ich fehle mir gerade so sehr…” , danke für diesen einen Satz! Darf ich ihn mir ausleihen? Nur so für mich? Wenn , wie gerade, mal wieder alles so schwer ist. Man sich ungeliebt und überfordert fühlt, der Alltag nur aus organisieren und abarbeiten von Terminen und Aufgaben besteht.
Natürlich wirds auch mal wieder anders, aber WANN?
Liebe Grüße – und Geduld und Kraft beim selber wiederfinden