Familienreisen, die Chronik eines Langzeitversuchs
Ach was war es schön, als Alu und ich Wochenendreisen durch Europa machten. Sex, Drugs und Rock ‘n´ roll sozusagen. Auch wenn ich sicher im Vergleich zu vielen Menschen ein Wenig Reisender war und bin, so war es in den zwei Jahren vor K1 sehr entspannt und selbstbestimmt. Wir erlebten viel Kultur und mussten nur unseren Hunger und unser Schlafbedürfnis im Blick behalten (wobei ich mehr hungrig und Alu eher schläfrig war).
Seit nahezu 10 Jahren verreisen wir
Zuerst fuhren wir, zu dritt ab 2011 zu viert, Familie und Freunde besuchen, dann machten wir alleine Urlaub in bekannten Gefilden, z.B. in dem Ferienhaus der Familie und irgendwann hatten wir das Gefühl, dass unsere Kinder wohl doch auch für sich etwas erleben wollten.
Das war die Phase so ab 4 oder 5 Jahren als die anderen Kinder im Dorf auch spannend wurden und man sich begann zu den Ferien zu verabreden so mit dem Schuleintritt. Nach dem langen Familienurlaub, das erste Mal zu fünft in Dänemark im Sommer 2017 sind uns – trotz aller schönen Erlebnisse – auch genau diese Defizite aufgefallen.
Gleich haben wir uns wieder um ausgeschriebene Familienurlaube bemüht, doch dabei gibt es die verschiedensten Typen und Möglichkeiten und diese dann auch mit ganz unterschiedlichen Miturlaubern.
Mein erstes eigenes Erlebnis war der Urlaub mit meinen Eltern und meiner Schwester im St.-Otto-Heim, der Familienferienstätte des Erzbistums Berlin auf der Insel Usedom. Meine Erinnerung als ungefähr 8jähriger waren viele Kinder und mein Vater beim Volleyball spielen (ich würde sagen, das sind gute Erinnerungen).
Mit der eigenen Familie haben wir bei meinem ersten Arbeitgeber, dem katholischen Familienbund, begonnen.
Hier hatte ich seit ich 23 Jahre alt war als Familienbetreuer und später als Leiter von verschiedenen Familienurlauben gejobbt. Dort war es stets einfach aber wunderbar, denn wir als Team haben stets dafür Sorge getragen eine gute Atmosphäre zu schaffen. Auch unser Angebot war sehr durchdacht und wurde durch den Pädagogischen Leiter immer weiter optimiert. Dabei gab es in 14 Tagen Urlaub für jedes Alter Angebote. Kitakinder, Grundschüler und Jugendliche auch die Eltern hatten die Möglichkeit teilzunehmen.
Oft war der Vormittag für die Altersgruppen und der Nachmittag hielt eine Aktion für die ganze Familie bereit. Zwischendurch gab es Tagesausflüge oder auch programmfreie Tage. Nach solch einer Familienfreizeit folgte oft ein Tränenreicher Abschied. Viele Familien kamen wieder. Anderen fehlte der Fernseher auf dem Zimmer oder später W-LAN. Doch der Preis für die Vollpension, das Programm und einfache Familie Appartments war gut. Einige Male waren wir auch mit den zwei großen Kindern da, sie waren noch Kita-Kinder und es war für Sie toll. Dicht am See mit großem Garten und viel Aktionen.
Wir besuchten auch einmal für wenige Tage den Schwager, der als Koch in einem Familotel arbeitete, wir waren noch zu viert. Dort kamen gleich die Erinnerungen an meine aktive Zeit auf. Viel an Programm, familiengerechte Zimmer und sehr gutes Essen. Der Eindruck war gut und ich hatte sogar Eltern bei meiner Arbeit als Betreuer erlebt, die diese Hotels kannten und mit dem Familienbundhaus verglichen. Hotel ist eben Hotel.
Hotel ist Hotel?
Zwischendurch gab es natürlich auch immer wieder einfache Urlaube mit Freunden oder allein ohne Programm. Doch die Suche nach einem guten Angebot für alle haben wir (ich wohl aus beruflichen Ehrgeiz) weiter betrieben.
Im Sommer 2013 fuhren wir mit Familien, bei denen mindestens ein Elternteil im selben Studienförderwerk wie ich war auf die Nordseeinsel Spiekeroog. Dies war ein wunderbar entschleunigter Urlaub. Der hätte, ich meine Angina erkrankte Frau mit dem Bollerwagen zum Arzt fahren und sie somit nahezu die ganze Zeit im Bett gelegen, wohl einer der schönsten Urlaube geworden wäre. Es gab nur die Eltern und Kinder sowie einen geistigen Begleiter in einer einfachen Herberge.
Wir nahmen uns vor entweder vor- oder nachmittags ein gemeinsames Programm zu machen. Ansonsten war der Strand hinter der Düne und es war abgemachte Sache, dass die Kinder auch einfach einmal mit andern mitlaufen konnten. Alles in allem einfachen aber funktionierenden Konzept. Leider gab es die Jahre danach keine Organisatoren mehr, denn auch die stammten aus dem Kreis der Familien.
Mit den ersten Erlebnissen ausgestattet buchten wir für unser letztes Ostern ohne Baby 2016 ein Hotel im Harz dort gab es auch Unterhaltungsprogramm und Kinderbetreuung. Die waren sehr auf die Räume im Hotel ausgelegt, vermutlich weil das Wetter auch nicht stabil genug war. Das Hotel war in die Jahre gekommen und der Standard mittel auch hatte ich das Gefühl, dass es ursprünglich eine andere Funktion hatte. Doch ein freundliches Team ordentliches Essen und freundliche Begegnungen machten diesen Urlaub lohnend. Aber um noch einmal dorthin zu fahren fehlte uns doch etwas. Vielleicht weil die Kontakt gerade für unsere Kinder oberflächlich blieben.
Ostern darauf waren wir im Center Park (wir berichteten), dort war der Preis relativ hoch, das versprochenen W-LAN nicht vorhanden. Der Bungalow abgewohnt, die Kontakte zu anderen Kinder blieben punktuell, der Weg zum Center und der dortigen Vollpension zu weit und alles was man machen wollte konnte nur in der Begleitung der Eltern geschehen und musste zuvor an einem Counter, schnellstmöglich, gebucht werden.
Selbst die große Spielehalle hatte fast nur Bezahlangebote und Automaten. Das fand ich sehr schade, dieses sehr beliebte Modell war es für mich somit auch nicht Wiederholungswert. Doch auch hier war der Service generell gut und auch die Stimmung bei den Familien. Aber kennenlernen tat man sich hier nicht. Darunter litten die großen Kinder, die mittlerweile 6 und 9jährig nicht immer mit dem Geschwisterkind spielen wollten.
Das derzeit letzte berichtbare Kapitel war diese Ostern der Besuch in der Jugendherberge Thülsfelder Talsperre des Jugendherbergsverbandes Nordwest. In den über 30 Herbergen von Osnabrück bis Wangeroog kann man auch als Familie Urlaub machen.
Unsere Herberge hatte ein Osterangebot für Familie aufgelegt (Bericht der Reise folgt) und die gebuchten Apartments waren neu, gut eingerichtet und günstig. Die Küche war reichhaltig und sehr gut. Die Mitarbeiter waren sehr entgegenkommend und angenehm. Durch das gemeinsame Programm und die gemeinsamen Zeiten lernte man sich ungezwungen kennen und mit unseren Nachbarn, ebenfalls mit drei Kindern unterwegs, waren ein Glücksfall.
Das große ungefährliche Gelände und die Angebote der im Sommer sicher gefragten Naherholungsregion im Oldenburger Land waren ein Pluspunkt. Ich hätte mir einmal einen Vormittag ohne die Kinder gewünscht, wie ich es aus dem kirchlichen Haus kannte, doch ansonsten war dies ein guter entspannter Urlaub.
Momentan denke ich, dass wir eher mehr Angebot und Gemeinschaftserlebnis benötigen als Hotelstandarts und so haben wir uns im Sommer wieder bei den Familienferien auf Usedom angemeldet wo für mich die Erfahrungen begannen – dieses Mal sehen mich wohl meine Kinder beim Versuch sportlich zu sein….
Wir haben unsere Reiseberichte mit den Kindern immer brav verbloggt:
Unser Urlaub im Center Parc Bispinger Heide – nicht nur ein Quell der Freude
Könnt ihr euch noch an die Reisen allein und mit den Kindern erinnern?
Konsti
5 Comments
Die #Freitagslieblinge am 27. April 2018 - LOGISTIK
27. April 2018 at 15:41[…] Es ist nicht einfach Eltern zu sein, wir sind müde Wesen die Fotos von Windelschildern machen müssen damit sie daran denken. Wir sind verändert durch die Kinder und wir verändern uns. Darüber wie sich das Reisen mit Kindern verändert hat, hat Konsti die Woche mal geschrieben. […]
Urlaub mit anderen Familien: Lohnt sich das? (Eine ehrliche Betrachtung)
11. Mai 2018 at 23:21[…] Ein Blogartikel auf Grossekoepfe.de war Anlass für diesen Blogartikel hier und mein Philosophieren über den Urlaub mit anderen Familien. Alu und Konsti haben nämlich ernüchtert festgestellt, dass dort, wo potenziell viele Familien gemeinsam Urlaub machen, noch lange keine gemeinsamen Urlaubserlebnisse entstehen. Viele Begegnungen bleiben auch – oder vielleicht gerade – in sogenannten Familienhotels punktuell und oberflächlich. […]
Urlaubsreisen mit anderen Familien. Kann das gut gehen? • Edition ELTERN
12. Mai 2018 at 12:39[…] Familien im Urlaub machen noch lange keinen gemeinsamen Familienurlaub. Ein Blogartikel auf Grossekoepfe.de war Anlass für diesen Blogartikel über den Urlaub mit anderen Familien. Alu und Konsti haben […]
Familienurlaub in der Jugendherberge #UrlaubmitKindern
14. Mai 2018 at 09:15[…] Wie uns das Reisen mit den Kindern verändert hat #UrlaubmitKindern […]
Under erster Flug mit den Kindern #UrlaubmitKindern
26. Oktober 2024 at 21:19[…] Wie uns das Reisen mit den Kindern verändert hat #UrlaubmitKindern […]