Die Mutter als Flexibilitätspuffer #Vereinbarkeit
„Vereinbarkeit: das ist wenn die Mutter als natürlicher
Flexibilitätspuffer wegfällt“, hörte ich letztens einen männlichen Kollegen
sagen. Meine Gesichtszüge entgleisten kurz, er konnte diese aber auf die
Entfernung leider nicht sehen. Anscheinend konnte man auch meine wahnsinnig
gekräuselte Stirn nicht ausreichend wahrnehmen, denn ein anderer Kollege
erzählte im gleichen Moment davon, dass sein persönlicher Lieferservice ja
seine Frau sei, die ihm das Essen einkaufen und zubereiten würde. Haha, da
lachen wir doch alle gleich mit, oder?
Hier stimmt noch alles! Papa macht die Arbeit und Mutti die Kräuterbank! Bild: Pixabay |
Boden angekommen gewesen und der Rauch aus meinen Ohren gequollen, wären dem
Kollegen sicherlich noch andere tolle Sprüche zu seiner Frau und ihrer Ehefrau
Rolle eingefallen.
Entgrenztes Arbeiten und Homeoffice
Eigentlich ginge es an diesem Tag um sehr viele interessante
Themen. So stellte eine Kollegin eine Studie vor, aus der hervorging, dass 1/3
aller Befragten (in einer Angestelltenstudie) sehr gern Homeoffice nutzen
würden um damit ihren Familienalltag besser gestalten zu können. Auch der
Aspekt der Digitalisierung, der
Möglichkeit des Arbeitens über Zeitzonen hinweg und die Vorteile, sowie die
Nachteile, der Digitalisierung in Arbeitsprozessen wurden besprochen. Die
Chancen auf noch vollzeitnäheres, flexibleres arbeiten wurde in diesem
Zusammenhang erwähnt. Wir alle kennen die Risiken und Sorgen der
selbstständigen Mütter und Väter jedoch auch bereits, die bereits so frei arbeiten. Der innere Druck der stetigen
Erreichbarkeit, die Angst des nicht abschalten Könnens, sowie das Risiko die
Begrifflichkeiten des entgrenztenArbeitens wurden als negative Aspekte der Digitalisierung und der immer
stärkeren Selbstbestimmung des Arbeitens aufgeführt.
Memorandum Arbeit und Familie |
Wahrscheinlich spielen hier auch die Aspekte der Vorbildfunktion
eine wichtige Rolle.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Unternehmen verankert, oder stellen die
Führungskräfte immer noch die Frage nach dem Begriff „Mutter als Flexibilitätspuffer“?
Wie werden Frauen aufgenommen die ganz
klar weder die Einkäufe nach Hause tragen, noch dem Mann sein Süppchen kochen?
Sind Modelle der Rollenteilung von 50/50 bereits angekommen, oder wird Papa
auch bei zwei Monaten Elternzeit noch von allen Kolleginnen und Kollegen
beklatscht? Die Ideen und Möglichkeiten sind vielfältig und man muss wahrscheinlich
Optionen für alle schaffen, die sozialenZiehungsrechte mit (Erziehung, Pflege und Weiterbildung) diskutieren, denn eines ist statistisch bereits erwiesen:
Die Zukunft der Arbeit ist weiblich,
das erzähle ich häufig und bringe dieses Aspekt um Arbeit 4.0 aka die Zukunft der Arbeit des BMAS auch immer wieder gern ein. Die Debatte um das Selbstverständnis der berufstätigen Frau und Mutter in der
Gesellschaft ist noch nicht vorüber. Es bleibt einem in dieser Gesellschaft kein anderer
Schluss übrig, als das man noch viel mehr die Stimme für die Frauen erhebt. Viel zu wenig spreche ich, zum Beispiel auf Arbeit, darüber wie wir daheim unser 50/50 Modell erproben und leben. Dabei könnte ich vielleicht selbst für
(ACHTUNG) jüngere Kolleginnen ein Vorbild sein und ihnen mit meinen bereits
geführten Debatten den Weg ebnen für die Diskussion um die NEUEVereinbarkeit (BMFSJ) im Büro, oder?
7 Comments
Bella
10. Dezember 2015 at 09:23Mir würde es viel erleichtern, wenn ich HomeOffice machen dürfte. Darf ich nicht, weil "war schon immer so" und deswegen hetze ich 45min zur Arbeit, arbeite 2h, hetze 45min zurück, um mit meinem Kind zur Impfung zu gehen. Danach arbeite ich faktisch nicht mehr, da ich mit Kind nicht ins Büro will, aber mache es doch, da ich von daheim etwas schreibe. Und so weiter. Ein Hamsterrad. Mein Mann hat es da einfacher und plant viel um diese Termine- er ist mein Vereinbarkeitsguru. Ich habe nie das Gefühl, Abstriche zu machen, da er viel anpasst und macht. Wer hätte das gedacht. 😉
Anonym
10. Dezember 2015 at 17:50Die hier und vom BMAS geführte Diskussion ist sehr wichtig, dennoch kommt es mir so vor als zielen die besprochenen Maßnahmen eher auf die Eliten ab. Gleichberechtigung sollte nicht nur in den gebildeten Schichten herrschen. Gibt es denn auch Konzepte für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für, zum Beispiel, MalerInnen, denen es schwer fallen dürfte Homeoffice zu machen?
Anonym
10. Dezember 2015 at 22:12Hallo Alu,"Vereinbarkeit ist das wenn die Mutter als natürlicher Flexibilitätspuffer wegfällt" – besser kann man es nicht formulieren, ich finde den Satz genial !! . ich habe es als ironisch und in diesem Sinne aufgefasst: Einer Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie bedarf es nicht, solange die Mutter die Familie flexibel managt; Die Notwendigkeit einer Vereinbarkeit kommt erst in dem Moment zum Tragen, wenn dieser Puffer wegfällt; Ich denke das trifft es ( früher noch stärker, im Westen deutlich mehr als im Osten) exakt: Männer leben mit Vollzeitjob und Familie, ohne irgendwas vereinbaren zu müssen ! (das gilt natürlich mit umgekehrter Rollenverteilung genauso ) Allerdings: ich kenne deinen Kollegen nicht und war in der Situation auch nicht dabei ! LG Sandra !
Anonym
10. Dezember 2015 at 22:13Hallo Alu,"Vereinbarkeit ist das wenn die Mutter als natürlicher Flexibilitätspuffer wegfällt" – besser kann man es nicht formulieren, ich finde den Satz genial !! . ich habe es als ironisch und in diesem Sinne aufgefasst: Einer Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie bedarf es nicht, solange die Mutter die Familie flexibel managt; Die Notwendigkeit einer Vereinbarkeit kommt erst in dem Moment zum Tragen, wenn dieser Puffer wegfällt; Ich denke das trifft es ( früher noch stärker, im Westen deutlich mehr als im Osten) exakt: Männer leben mit Vollzeitjob und Familie, ohne irgendwas vereinbaren zu müssen ! (das gilt natürlich mit umgekehrter Rollenverteilung genauso ) Allerdings: ich kenne deinen Kollegen nicht und war in der Situation auch nicht dabei ! LG Sandra !
Anonym
11. Dezember 2015 at 08:07Leider hab ich mir einen Beruf ausgrsucht, in dem Home office unmöglich ist ( Ärztin). Selbst in teilzeitarbeit bin ich zusätzlich zu den normalen Stunden 5 x im Monat 24 Stunden am Stück arbeiten, teilweise am Wochenende und Feiertagen. Weil ich meine kleinen Kinder so vermisst habe, bleibe ich jetzt erstmal wieder ganz zu hause. Bin sehr unzufrieden mit der klassischen Rollenaufteilung, aber sehe keine andere Möglichkeit. Für mich wäre der Rat an junge Frauen: Augen auf bei der Berufswahl. Elli
Indre Z.
12. Dezember 2015 at 09:20Dass vor allem Männer die Debatte über die Zukunft der Arbeit/Arbeiten 4.0 dominieren und dabei stets in überkommene Rollenmuster (zurück)fallen ist so ärgerlich wie dumm. Wir müssen lauter werden – und auf solche Kollegensätze mit einer deftigen Replik antworten. Fällt schwer. Muss aber sein.
Die Freitagslieblinge mit Volker Kutscher und der neuen Vereinbarkeit
2. Juni 2017 at 08:02[…] Artikel gegen die Alterarmut von dasNuf und finde ihn gut und informativ und ich erinnere mich an die Frau als natürlicher Flexibilitätspuffer als ich bei einer Veranstaltung des Erfolgsfaktor Familie […]