Als Mutter ein Personalgespräch führen
Heute hatte ich mein siebtes Personalgespräch in diesem Jahr.
Diese Gespräche sind in meiner Branche zwar üblich, im Schnitt jedoch nur alle sechs Monate. Im Moment habe ich gefühlt allerdings jede Woche ein solches Gespräch und das hängt mit meiner Arbeitssituation zusammen. Ich bin derzeit sozusagen befristet ausgeliehen an meinen jetzigen Arbeitgeber und es gefällt mir hier. Die Kolleginnen sind nett, mein Chef ist ein kluger und netter Mensch und ich mag meine Arbeit. Ja, wirklich. Die Arbeit mit den diversen Facetten find ich gut und ich habe mich im Laufe der letzten neun Monate eingewöhnt und angepasst. Man arbeitet daran mich noch länger hierzubehalten, aber auch das wäre nur ein Geschenk von einem weiteren Jahr. Wir wissen nämlich alle, dass dies hier nur ein Reiseknotenpunkt sein kann, denn diese Stelle ist nun mal eine sogenannte „Abordnungsstelle“ und somit muss ich vielleicht bald Adé sagen.
An das Adé sagen, erinnert mich mein wahrer Arbeitgeber jedoch bereits seit Monaten. In Gesprächen wird mir immer wieder erläutert, wo ich denn genau hingehöre und somit beruflich zu Hause bin.
Bereits nach drei Monaten hier wurde ich zum Gespräch bestellt. Man hörte sich meine neu erworbenen Kompetenzen, Fähigkeiten und meine Wünsche an, um mir nach 45 Minuten dann mitzuteilen, dass es eigentlich nur den Weg auf meine alte Stelle zurück geben würde. Eine andere Stelle sei für mich nicht vorgesehen und meine Kompetenzen könnte man eigentlich auch nicht wirklich einsetzen. Ich war frustriert. Hatte ich mich doch gerade gut eingearbeitet und selbst noch eine Weiterbildung abgeschlossen, so hatte man mir eigentlich gerade gesagt „Nänänänä, bringt eh nischt dein Engagement“ und mich stehen lassen. Ich verlangte nach der nächst höheren Instanz und berichtete dort nach vier Wochen erneut. Ich bewarb mich quasi bei meinem wirklichen Arbeitgeber um eine Verbesserung. Ich berichtete von meiner Vielfalt und meinem Können. Ich zeigte Beispiele meiner Arbeitsergebnisse und versuchte durch meine neu kennengelernten, sehr brauchbaren Netzwerke, zu bestechen. Das Gespräch verlief gut, mein Gegenüber ist wirklich kompetent, die Stimmung war gut, aber am Ende gab man mir die gleiche Antwort „Wir haben nichts Anderes für sie“ und damit fiel ich mal wieder als Taube vom Dach und landete als Spatz auf dem Boden. Wieder mal frustriert.
Auf dem Weg zum Gespräch #Catcontent |
Ich war es müßig ihr zu erläutern, dass junge, hungrige Mitarbeiter eine Goldgrube sind und das #Karrieremuttis nicht überall vom Himmel fallen und Arbeitgeber diese Chance nutzen sollten.
Seit Jahren renne ich quasi gegen Wände was meine eigene berufliche Entwicklung angeht, alle Schritte in Richtung Förderung bin ich selbst gegangen und habe mir meine beruflichen Erfolge erkämpft. Ich will was von meinem Arbeitsleben und dafür arbeite ich gern und hart. Weder die beiden Kinder, noch viele persönliche Rückschläge haben mich jemals davon abgehalten.
2 Comments
Sarah Depold
20. Oktober 2015 at 08:02Das ist ein großer Mist, was da teilweise auf dem Arbeitsmarkt passiert. Sei es Ausschluss von Teilzeitmuttis von Meetings, die in den Abend gelegt werden oder gar der Aussschluss von arbeitswilligen Frauen, die – oh weh! – ein Kind bekommen haben und nun nichts mehr können?
Was soll der Mist denn? Ich war und bin immer stolz gewesen, dass ich mir so viel Wissen aneignen konnte, neben dem Studium ein Kind bekam und merkte es spätestens nach dem zweiten Kind: so einfach rutscht man nicht mehr in Unternehmen rein.
Ok, man könnte potenziell ausfallen aber das kann auch jeder Single-Mann, der jedes Wochenende einen über den Durst trinkt, sich schwer erkältet oder beide Hände bricht. Der Vergleich hinkt.
Ganz großer Mist, was mit den ausgebildeten Frauen passiert – oder eben nicht passiert.
Unternehmen, wir wollen arbeiten. Nicht nur, weil wir müssen, wir wollen!
Über dieses Thema könnte ich mich stundenlang aufregen, weil die Basis der Verweigerung für Jobplätze fehlt.
Fühl dich gedrückt. Das ist nicht richtig so.
Sophie
20. Oktober 2015 at 09:08Ohje, das hört sich aber gar nicht gut an! Ich kann deinen Frust sehr gut verstehen. Wenn man immer nur einen Bruchteil von dem zeigen und leisten darf, was man eigentlich kann und will, ist das einfach wahnsinnig frustrierend. Ich kenne das gut. Und ich habe die Befürchtung, dass es nur sehr wenige Arbeitgeber gibt, die das Engagement und die Kompetenz von Müttern wertschätzen. Aber wir können doch nicht alle selbstständig arbeiten?? Es muss sie doch geben, die superduper Chefs, die vielleicht selbst zig Kinder haben und wissen, dass die uns vielleicht manchmal ein bisschen weniger flexibel machen (aber nur zeitlich!), aber nichts daran ändern, dass wir unsere Jobs lieben und gut machen! Ich hoffe, du findest eine Lösung und dein Arbeitgeber kommt dir mal etwas entgegen!