Warum Eltern so wenige Freunde haben
Meine engsten Freunde begleiten mich seit der Schulzeit
sind in mein Leben eingebunden und ich bin dankbar für das Konstant bleiben in der Veränderung. Ich begleite Leute gern über einen langen Zeitraum, sehe wie sie sich verändern und wachsen und ich mich verändere und wachse. Nicht nur die Gesichtszüge klären sich oftmals, auch der eigene Kopf und der Begriff von Freundschaft über all die Jahre. Freunde können die neue Familie sein, schreibt auch die Autorin Susanne Lang in ihrem im Mai bei Blanvalet erschienenen Buch „Ziemlich feste Freunde“. Ich kenne das Gefühl und bin ein absoluter Freund von Stetigkeit in diesem Lebensbereich. Seit ich Kinder habe, hat sich dies nur noch mehr verfestigt. Meine Angst durch die Kinder Freunde zu verlieren war/ ist sehr groß, denn der Einschnitt Familie bleibt selten ohne Folgen und ich möchte auch meinen Kindern das Gefühl von Gemeinschaft außerhalb der familiären Situation vermitteln. Daher habe ich mich einiger Tricks wie Patenschaften, Trauzeugen und fester Tatortabende bedient um diese wunderbaren Menschen an mich zu binden.
Ich habe eine Freundin verloren
Vor einigen Jahren habe ich eine Freundin verloren, sie ist mir in der Schwangerschaft mit K2 verloren gegangen. Ich kann mich noch daran erinnern, wann wir uns das letzte Mal gesehen haben und das ich nach Zürich reisen wollte, zu ihr. Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr. Sie war für mich eben nicht nur eine Freundin, sondern ein wichtiger Bestandteil meiner zusätzlich geschaffenen Familie. Nicht nur, dass sie all meine Höhen und Tiefen mitgemacht hat, auch gemeinsame Reisen und Erlebnisse haben uns zusammengeschweißt, sie war ein Teil meiner Geschichte. Vlt. habe ich deshalb auch immer noch damit zu kämpfen, mit dem plötzlichen Einbruch. Es gab keinen Streit oder große Diskussionen, es gab einfach diese Stille irgendwann die sie sich ausgesucht hatte und die seitdem anhält. Postkarten und E-Mails haben nichts genützt, weder zum Tod meines Großvaters, noch zur Geburt meines Sohnes, oder Ihrer eigenen Hochzeit hat sie sich gemeldet. Ich kann nichts dagegen tun, nur warten und hoffen, dass sie eines Tages auch eine Sehnsucht nach unseren Gesprächen hat, oder aus meinen Träumen verschwindet, in denen sie immer noch bei wichtigen Ereignissen meines Lebens anwesend ist. Familie und Freunde aus verschiedenen Ländern fragen mich nach ihr und ob ich etwas gehört hätte. Die Antwort ist immer nein, bereits seit Jahren.
Manchmal, wenn ich traurig bin über diesen Verlust, dann kommt meine Tochter und fragt: Ob ich denn keine anderen Freunde hätte? Das ist so einfach und schön, dass es meistens hilft.
Der Verlust von Freunden
Gestern traf ich nun eine andere alte Freundin wieder die inzwischen in Hamburg lebt. Im Urlaub war ich an einem alten gemeinsamen Ort vorbeigefahren und musste danach an Sie denken. Wir haben uns 10 Jahre nicht gesehen und doch wiedererkannt. Kein Facebook oder Ähnliches hatte uns in dieser Zeit verbunden. Durch das Internet wusste Sie, dass ich nicht alleinlebend bin, welchen Beruf ich ausübe oder was meine Hobbies sind, wusste Sie nicht. Wir hatten früher zusammengearbeitet bei einem jungen Magazin und uns über gemeinsame Freunde kennengelernt. Es war ein schön, seltsames Wiedersehen. Das es 10 Jahre sind, die wir uns nicht gesehen haben. hätte ich nicht vermutet, ließ sich aber rekonstruieren. Es war ein Kennenlernen und Abprüfen, es war ein Austauschen und sich freuen. Es war schön und tat gut, meinem Begleiter Herz auf jeden Fall. Ihren Humor hat Sie behalten und ihre Nachdenklichkeit auch. Sie sagte dann auch, dass eben die Stetigkeit einiger Komponenten die Veränderung sei und ich gebe ihr Recht. Manche Menschen bleiben und andere müssen gehen, damit neue Menschen dazu kommen können.
6 Comments
Sandra Friedrich
20. August 2014 at 08:45Mir gefällt Dein Blog unglaublich gut. Gerade Dein Text „Beständigkeit ist meine Veränderung“ berührt mich sehr, denn ich habe eine sehr kranke beste Freundin, mit der ich jetzt noch mal im Urlaub war. Ich habe ganz viele tolle Bilder aus unserem Sommerurlaub, teilweise sind da allerdings rote Augen zu sehen, teilweise gefällt mir die Farbgebung noch nicht so 100%ig. Ich habe mal hier geschaut, und denke dass ich daraus ein perfektes Fotobuch für meine schwerkranke Freundin erstellen kann, was uns solange sie lebt und mich bis ans Ende meiner Tage an unsere gemeinsame Zeit erinnert. Deine Bilder sind auch sehr süß, ich verfolge Deinen Blog gerne weiter. Liebe Grüße und alles Gute.
andrea-harmonika.de
13. August 2015 at 19:09<3
Leila
10. Februar 2018 at 16:12Ich versteh so gut was du meinst. Als ich zum ersten Mal schwanger wurde, verschwand meine damalige beste Freundin. Das hat lang an mir genagt. Dann trafen wir uns durch Zufall 4 Jahre später wieder und als sie dann auch einen Sohn hatte kam sie auf einen Kaffee. Es war sehr merkwürdig und eindeutig, dass wir nie wieder zusammenfinden würden. Unsere Zeit war schön, aber als Eltern passen wir nicht mehr zusammen. Ich mag die Sichtweise, dass eben einige Bande gelöst werden müssen, um neue zu schaffen. LG aus Münster <3
Steffi
11. Februar 2018 at 09:37Man verändert sich, und auch wenn es weh tut, wenn die Stille von der anderen Seite kommt: Auch ich habe schon Freundschaften beendet, die irgendwie nicht mehr gepasst haben. Die Energie gezogen haben. Wenn man sich nur noch aus Pflichtgefühl gemeldet hat.
Trotzdem bleibt eine Lücke. Und trotzdem hoffe ich, dass man sich wieder findet. Man weiß ja nie…
JesS von feierSun.de
12. Februar 2018 at 17:59Freundschaften…. ein Thema… hach Alu vielleicht sollten wir uns mal privat privat zusammen setzten. Ich sehe immer mehr Ähnlichkeiten… einfach mal nur zusammen lachen und beisammen sein oder nachdenken oder einfach sein…
Mark
23. Januar 2023 at 13:29Neue Menschen sind möglich.
Aber schau dir an, wie wir leben müssen. Jeder für sich. Vielleicht noch eine mehr oder weniger große Familie drumherum irgendwie. Ein paar Freunde. Wir denken, das so ist das Leben. Alte Weggefärten gehen, neue kommen, neue gehen, alte kommen.
Diese Vereinzelung. Dieses isolierten Stereotype. Es sind für mich Anzeichen dafür, dass etwas grundsätzlich in die falsche Richtung gelaufen ist. Wie finden wir den Weg zurück – zurück zu Gemeinschaft, Solidarität, Freiheit und Wärme?